Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
nichts«, sagte Seth ruhig.
»Na gut, wie Sie wollen.« Burgess seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Sackgasse.«
»Wir werden uns beschweren, dass Sie Paul geschlagen haben, verlassen Sie sich drauf«, sagte Mara.
»Nur zu, Schätzchen. Als ob mich das kümmern würde. Soll ich Ihnen sagen, was passieren wird? Wenn Sie Glück haben, dann kommt Ihre Beschwerde bis zu meinem Boss bei Scotland Yard durch. Und wissen Sie was? Der ist ein noch größeres Arschloch als ich. Nein, Sie kommen am besten raus, wenn Sie die Wahrheit erzählen.«
»Wie gesagt«, meinte Paul. »Ich weiß nichts über die Sache.«
»In Ordnung.« Burgess drückte seine Zigarre in einer Teetasse aus, die auf der Sessellehne balancierte. Die heiße Asche brutzelte, als sie auf den Bodensatz traf. »Aber sagen Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Gehen wir, Sergeant. Geben wir diesen Leuten noch etwas Zeit zum Nachdenken. Vielleicht kommt einer von ihnen zur Vernunft und setzt sich mit uns in Verbindung.«
Hatchley rappelte sich hoch und folgte Burgess zur Tür. »Aber keine Sorge, wir kommen wieder«, sagte Burgess. Als sie raus auf die kleine Veranda gingen, hob er seinen Arm und schlug gegen das Windspiel. »Scheißkrach«, knurrte er.
* III
Mit einem Glas Sherry in der Hand wartete Banks, bis der Andrang am Büfett etwas nachgelassen hatte, dann füllte er seinen Pappteller mit kalten Schnittchen und Salat.
»Gar nicht so übel, oder?«, sagte eine grauhaarige Frau in einem hellblauen Kreppkleid zu ihrer Freundin.
»Ja«, sagte die andere. »Besser als das bei Ida Lathams Beerdigung. Da gab es nur kleine Sandwichschnittchen ohne Kruste. Nicht größer als Briefmarken. Und Gurken. Von Gurken kriege ich immer Blähungen.«
»Chief Inspector Banks?«
Der Mann, der plötzlich neben Banks stand, war ungefähr einen Meter fünfundachtzig groß, hatte einen glänzenden kahlen Schädel, einen krausen, weißen Haarkranz über den Ohren und einen grauen Schnurrbart. Er trug eine schwarze Krawatte und über seinem dunkelgrauen Anzug außerdem eine schwarze Armbinde. Selbst der Rahmen seiner Brille war schwarz. Banks nickte.
»Ich dachte mir, dass Sie es sind«, fuhr der Mann fort. »Sie sehen nicht wie ein Verwandter aus, und ich habe Sie hier noch nie gesehen. Superintendent Gristhorpe hat mir Ihr Kommen angekündigt.« Er streckte seine Hand aus. »Detective Chief Inspector Blake von der Kriminalpolizei Scarborough.« Banks schaffte es, sein Sherryglas auf dem Teller zu balancieren und ihm die Hand zu geben.
»Freut mich«, sagte er. »Schade, dass wir uns durch solch einen Anlass kennen lernen.«
Sie gingen in einen ruhigeren und weniger überfüllten Teil des Saales. Banks stellte seinen Teller auf einem Tisch ab - schließlich konnte er beim Reden schlecht essen - und holte eine Zigarette hervor.
»Haben Sie schon was herausgefunden?«, fragte Blake.
»Noch nicht. Zu viele Verdächtige. In so einer Situation kann alles passiert sein.« Er schaute sich im Saal um. »Eine Menge Leute hier. Constable Gill muss ein beliebter Typ gewesen sein.«
»Mmmmh. Ich kannte ihn nicht besonders gut. Wir haben ein großes Revier.«
»Auf jeden Fall war er eifrig«, sagte Banks. »Hat sich Freitagnacht freiwillig zu Überstunden gemeldet. Die meisten von unseren Jungs wären wohl lieber in den Pub gegangen.«
»Es ist wohl eher so, dass er das Geld brauchte. Sie wissen ja, dass sich das halbe Land durch Überstunden über Wasser hält. Geht bei unseren Gehältern auch nicht anders.«
»Stimmt. Brauchte er Geld?«
Chief Inspector Blake runzelte die Stirn. »Schnüffeln Sie herum?«
»Wir wissen nichts über Gill«, gab Banks zu. »Er war keiner von uns. Jedes Detail bringt uns weiter. Das verstehen Sie sicherlich.«
»Ja. Aber dies ist kaum ein normaler Fall, oder?«
»Trotzdem ...«
»Wie gesagt, ich kannte ihn nicht gut. Wie ich gehört habe, hat so ein hohes Tier von Scotland Yard die Sache übernommen.«
Banks drückte seine Zigarette aus und nahm seinen Teller in die Hand. Von Blake würde er nichts erfahren, also konnte er beim Small Talk auch essen. Im Augenwinkel sah er, wie Richmond mit einem der uniformierten Sargträger sprach, wahrscheinlich einer derjenigen, die gemeinsam mit Gill zur Demo verfrachtet worden waren. Natürlich hatten alle ihre Aussagen gemacht, doch niemand hatte gesehen, wie Gill
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