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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Leute geben, die an einem solchen Tag in solch einem abgelegenen Ort vorbeischauten.
      Sie hob ihre dunklen Augenbrauen. »Ja?«
      Banks stellte sich vor und zeigte seinen Ausweis. Sie trat zur Seite, um ihn hereinzulassen. Der Raum wirkte wie eine Zufluchtsstätte vor den draußen tobenden Elementen. Im Kamin knisterte ein Feuer und in der Luft lag der Duft von frisch gebackenem Brot. Die Holzmöbel sahen einfach und abgenutzt, aber gemütlich aus. Die Frau war ungefähr Mitte zwanzig und trug einen langen Rock und eine Bluse, was ihre schlanke Figur betonte. Sie hatte einen kräftigen Kiefer und volle, rote Lippen. Unter dem Pony ihres dunklen Haares schauten ihm zwei große, braune Augen zu, wie er zum Kamin ging und seine Hände vor dem Feuer rieb.
      Banks grinste sie an. »Habe keine Handschuhe mitgenommen. Dumm von mir.«
      Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Patsy Janowski. Freut mich.« Ihr Handschlag war fest. Sie sprach mit amerikanischem Akzent.
      »Ich bin gekommen, um mit Mr Ivers zu sprechen«, sagte er. »Ist er zu Hause?«
      »Ja, aber er arbeitet gerade. Sie können ihn jetzt nicht sprechen. Er wird nicht gerne gestört.«
      »Und ich möchte ihn auch nur ungern stören«, erwiderte Banks. »Aber es ist wichtig.«
      Sie sah ihn nachdenklich an und lächelte dann. Es war ein einnehmendes Lächeln und sie wusste es. Sie schaute auf ihre Uhr. »Was halten Sie davon, wenn ich uns Tee mache und Sie etwas von meinem Brot probieren? Es kommt gerade frisch aus dem Ofen. In etwa zwanzig Minuten wird Claude für eine kurze Pause herunterkommen.«
      Banks überlegte, welche andere Wahl er hatte. Wie auch immer er sich entschied, die Überraschung würde auf seiner Seite liegen. Wenn er Ivers in Ruhe zu Ende arbeiten ließ, würde ihm der Mann wahrscheinlich wohlwollender entgegentreten. Wollte er das überhaupt? In diesem Stadium, entschied er, wäre es zumindest hilfreich. Außerdem hatte er großen Respekt vor der Arbeit des Mannes und wollte den kreativen Prozess nach Möglichkeit nicht unterbrechen. Obendrein musste er zugeben, dass ihn die Aussicht auf Tee und frisches Brot ungeheuer reizte.
      Er erwiderte Patsy Janowskis Lächeln. »Hört sich gut an. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?«
      »Nur zu. Ich rauche zwar nicht, aber Claude ist Pfeifenraucher. Ich bin daran gewöhnt. Nur einen Augenblick.«
      Banks setzte sich vor den Kamin und zündete sich eine Zigarette an. Der Stuhl war hart und knarrte bei jeder Bewegung, war aber auf eine merkwürdige Weise bequem. Wenige Augenblicke später kam Patsy mit einem Teller voll warmem Brot und einer dampfenden Teekanne zurück, die mit einem rosafarbenen Wärmer bedeckt war. Sie stellte beides auf den niedrigen Tisch vor dem Kamin und holte dann Butter und Erdbeermarmelade. Danach setzte sie sich Banks gegenüber.
      »Ein schönes Haus haben Sie da«, bemerkte er und tat Butter auf das Brot.
      »Ja. Claude hat es gekauft, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hatte. Sie besaßen eine riesige Villa bei Eastvale, und Sie wissen ja, wie die Preise heutzutage sind. Dieses hier war vergleichsweise billig. Außerdem wollte er immer am Meer leben. Das inspiriert ihn bei seiner Arbeit, sagt er. Der Rhythmus des Meeres - das ist ja wie Musik.«
      Banks bemerkte, dass ihre Blicke beim Sprechen von einer Sache zur anderen huschten: zu seinem Ehering, dann zu der Narbe neben seinem rechten Auge, seinem linken Fuß, dem mittleren Knopf seines Hemdes. Dabei hatte er nicht den Eindruck, dass sie den Augenkontakt zu vermeiden suchte, sondern eher, dass sie seine Erscheinung ganz in sich aufnehmen wollte.
      Banks nickte bestätigend. In Ivers' früheren Werken waren ihm musikalische Nachahmungen von Ebbe und Flut aufgefallen. Vielleicht würde sich das in seiner zukünftigen Arbeit noch mehr auswirken. Jedenfalls konnte er trotz des zischenden und knirschenden Feuers die Wellen auf den unebenen Deich klatschen hören.
      »Und was ist mit Ihnen?«, fragte Banks.
      »Was soll mit mir sein?«
      »Was machen Sie? Es ist ein bisschen weitab vom Schuss hier, oder?«
      Sie zuckte mit den Achseln. »Wie kommen Sie darauf, dass ich lieber in der Stadt wohnen würde? Glauben Sie, dass ich gerne durch die Bars ziehe, in Discos tanze oder shoppen gehe?« Noch ehe er antworten konnte, lächelte sie.
      »Ich lebe sehr gerne hier. Ich kann mich allein amüsieren. Ich lese, male ein wenig. Ich habe Spaß am Kochen und

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