Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
ist es?«, fragte Banks, nachdem er für sich und Dr. Burns einen Tisch gefunden hatte, an dem sie nicht belauscht werden konnten. Banks hatte eine Vermutung, obwohl er es noch nie in natura gesehen hatte, wollte aber erst die Meinung von Dr. Burns hören. Was zum Teil daran lag, dass er nicht wie ein Idiot dastehen und voreilige Schlüsse ziehen wollte. Schließlich konnte es immer noch sein, dass Emily zu Tode geprügelt worden war.
      »Ich bin mir noch nicht sicher.« Burns schüttelte den Kopf.
      »Aber Ihr erster Eindruck. Ich wette, Sie haben eine ziemlich gute Vorstellung.«
      Burns verzog das Gesicht. »Wir Ärzte äußern uns nicht gern über erste Eindrücke.«
      »Ist sie zusammengeschlagen worden?«
      »Das bezweifle ich sehr.«
      »Die Blutergüsse?«
      »Ich würde sagen, die hat sie sich wahrscheinlich zugezogen, als ihr Kopf während der Krämpfe gegen die Wände geprallt ist. Warten Sie mal, ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
      »Ja, es geht schon.« Banks fummelte nach einer weiteren Zigarette, um den Gallegeschmack loszuwerden. »Was meinen Sie mit Krämpfen?«
      »Wie gesagt, ich glaube nicht, dass jemand sie angegriffen hat. Sie war allein da drinnen. Ihnen wird das weiße Pulver und der zerbrochene Spiegel auch aufgefallen sein.«
      Banks nickte.
      »Kokain, höchstwahrscheinlich.«
      »Wollen Sie damit sagen, sie ist an einer Überdosis Kokain gestorben?«
      »Moment, das hab ich nicht gesagt.«
      »Aber möglich ist es?«
      Burns zögerte. »Hm. Möglich. Eine Überdosis Kokain kann in extremen Fällen Krämpfe und Zuckungen auslösen.«
      »Aber?«
      »Es müsste schon äußerst rein sein. Wie gesagt, möglich ist es, aber es ist nicht die wahrscheinlichste Erklärung.«
      »Und die wäre?«
      »Wie lange ist sie tot?«
      »Die Polizei wurde um sechs Minuten nach elf gerufen, also muss es einige Zeit davor gewesen sein. Ich war zehn vor zwölf hier.«
      Burns sah auf die Uhr. »Und jetzt ist es zwanzig nach. Das heißt, sie kann nicht länger als, sagen wir, anderthalb Stunden tot sein. Und doch ist die Leichenstarre vollständig eingetreten. Das ist höchst ungewöhnlich. Ich nehme an, dass Ihnen die Steifheit auch aufgefallen ist?«
      »Ja. Also, woran ist Sie Ihrer Meinung nach gestorben?«
      »Meiner Vermutung nach, und das bleibt eine Vermutung, bis wir die toxikologischen Ergebnisse haben, ist sie an einer Strychninvergiftung gestorben.«
      »Das ist mir auch in den Sinn gekommen, obwohl ich alles andere als ein Experte bin. Ich hab noch nie einen tatsächlichen Fall von Strychninvergiftung gesehen, nur in den Lehrbüchern darüber gelesen.«
      »Geht mir nicht anders. Ist heutzutage äußerst selten. Aber das würde die Krämpfe auslösen. Dabei ist sie in der winzigen Kabine derartig gegen die Wände geprallt, dass sie all diese Blutergüsse und Quetschungen davontrug. Ihr durchgebogener Rücken deutet auf den letzten Strychninkrampf hin - man nennt ihn Opisthotonus -, und Ihnen sind sicher auch die verzerrten Gesichtsmuskeln aufgefallen, diese extreme Grimasse, das Grinsen - risus sardonicus - und das dunkle Gesicht, die wilden, starrenden Augen?«
      Diese Eindrücke konnte man unmöglich vergessen, und Banks wusste, dass sie noch jahrelang in seinen Albträumen auftauchen würden, wie er auch immer noch von Dawn Wadley träumte, der ausgeweideten Prostituierten aus Soho.
      »Ich zögere, mich ohne eine volle toxikologische Überprüfung festzulegen, aber die wird nicht lange dauern. Es ist eines der Gifte, das sich am leichtesten feststellen lässt. Ich habe bisher noch nie in einem durch Strychnin ausgelösten Todesfall ermittelt, doch für mich sieht es danach aus. Das ist allerdings nur mein erster Eindruck. Ich hab auch ein bisschen von dem Pulver auf die Zunge genommen. Neben der Taubheit, die Kokain auslöst, hat es bitter geschmeckt. Was auf Strychnin hindeutet.«
      »Woran ist sie gestorben? Herzversagen?«
      »Höchstwahrscheinlich ist sie erstickt. Kann aber auch die schiere Erschöpfung durch die Krämpfe gewesen sein. Ihr Hals ist möglicherweise gebrochen, aber das muss erst die Obduktion bestätigen. Keine schöne Sache, wie immer man es betrachtet.«
      »Nein. Aber absichtlich herbeigeführt?«
      »Oh, das nehme ich doch an. Sie nicht? Einen Selbstmord halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Selbst wenn sie sich umbringen wollte, wäre Strychnin wahrscheinlich nicht ihre erste

Weitere Kostenlose Bücher