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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sagte, für ihn seien wir seine Eltern, mehr gebe es darüber nicht zu sagen.«
      »Hat er sich jemals für seine leibliche Mutter interessiert?«
      »Ja, komisch, das hat er.«
      »Wann war das?«
      »Vor fünf oder sechs Jahren.«
      »Gab es einen besonderen Anlass?«
      »Er sagte, er wolle nicht, dass wir dächten, es gebe ein Problem oder dass es etwas mit uns zu tun hätte, aber ein Freund von ihm, der ebenfalls adoptiert wäre, hätte ihm gesagt, es sei wichtig, das herauszufinden. Er war der Meinung, dass es ihn ganz machen würde. Oder vollständig.«
      »Hat er seine Mutter gefunden?«
      »Er hat danach nicht mehr groß mit uns darüber gesprochen. Sie müssen wissen, dass wir deswegen etwas aufgeregt waren, doch Nicholas wollte uns auf keinen Fall weh tun. Er sagte, er habe herausbekommen, wer sie sei, aber wir haben keine Ahnung, ob er sie ausfindig machen oder treffen konnte.«
      »Können Sie sich an ihren Namen erinnern? Hat er den genannt?«
      »Ja. Linda Lofthouse. Aber mehr weiß ich nicht. Wir haben ihn gebeten, nicht mehr mit uns über sie zu sprechen.«
      »Der Name reicht mir«, sagte Banks. »Vielen Dank, Mrs. Barber, und es tut mir leid, dass ich solch schmerzhafte Erinnerungen heraufbeschworen habe.«
      »Daran kann man wohl nichts ändern. Das hat doch nichts damit zu tun, was ... was mit Nicholas passiert ist, oder?«
      »Das wissen wir nicht. Im Moment ist es nur eine weitere Information für unser Puzzle. Auf Wiederhören.«
      »Auf Wiederhören.«
      Banks legte auf und dachte nach. Nick Barber war also tatsächlich der Sohn von Linda Lofthouse. Er musste herausgefunden haben, dass seine Mutter nur wenige Jahre nach seiner Geburt umgebracht worden war und dass sie die Cousine von Vic Greaves war, was sein schon vorhandenes Interesse an den Mad Hatters zweifellos verstärkte.
      Die Erkenntnis warf neue Fragen auf. Hatte sich Barber mit der Erklärung zufrieden gegeben, wer seine Mutter getötet hatte? Glaubte er, dass es wirklich Patrick McGarrity gewesen war? Oder hatte er etwas anderes herausgefunden? Wenn er über etwas gestolpert war, das McGarritys Unschuld oder auch nur eine Mittäterschaft nahe legte, dann konnte er zweifellos in eine gefährliche Situation getappt sein, ohne es zu ahnen. Alles hing davon ab, ob Chadwick wegen McGarrity richtig gelegen hatte. Es war Zeit, nach Leeds zu fahren und sich mit Ken Blackstone zu unterhalten.
      Banks schaffte es, in etwas mehr als einer Stunde nach Leeds zu fahren. Beim Eastgate bog er von der New York Road ab und steuerte gegen halb vier am Donnerstag auf Millgarth zu, wo das Polizeipräsidium von Leeds untergebracht war. Wie so viele andere Dinge hätte man diese Sache auch am Telefon erledigen können, aber Banks bevorzugte den persönlichen Kontakt, wann immer möglich. Irgendwie schafften es leichte Nuancen und vage Eindrücke nicht durch die Telefonleitung.
      Ken Blackstone wartete in seinem Büro, ein abgetrennter kleiner Bereich am Ende eines großen Raumes voll geschäftiger Polizeibeamter. Wie immer war Blackstone schick gekleidet im besten Nadelstreifenanzug von Next, einem blendend weißen Hemd und einer braun-grau gestreiften Krawatte mit einer silbernen Nadel in Form eines Füllfederhalters. Durch das volle, sich über die Ohren lockende graue Haar und die Lesebrille mit dem goldenen Rahmen wirkte er eher wie ein Universitätsprofessor denn wie ein Polizeibeamter. Banks kannte Blackstone schon seit vielen Jahren; er kam dem am nächsten, was man einen Freund nannte, abgesehen von Dirty Dick Burgess - aber der war in London.
      »Zuerst mal«, sagte Blackstone, »dachte ich, dass dich das hier vielleicht interessieren würde.« Er schob Banks ein Foto zu, das Kopf und Oberkörper eines Mannes von vielleicht Anfang vierzig zeigte. Das schwarze Haar war säuberlich mit Pomade nach hinten gekämmt, er hatte ein hartes, kantiges Gesicht, eine gerade Nase und ein kräftiges Kinn mit einem kleinen Grübchen. Doch am stärksten fielen Banks die Augen auf. Sie verrieten nichts, höchstens eine Ahnung von düsteren Schatten in ihren Tiefen. Wenn Augen die Fenster zur Seele waren, dann waren das hier Verdunkelungsvorhänge. Es war ein gehetzter, ein unerbittlicher Mann, dachte Banks. Und ein sittenstrenger. Er wusste nicht, warum, aber er spürte, dass in der Vergangenheit dieses Mannes religiöse Strenge dominiert hatte. Aber vielleicht hatte Banks einfach nur zu viel Phantasie.

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