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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Abriss lieferte, dann ging es weiter mit einer Dokumentation, alten Konzertmitschnitten und Interviews. Banks fand es interessant und unterhaltsam zu sehen, wie sich vor fünfunddreißig Jahren die Bandmitglieder mit Schlaghose und Schlapphut bemüht hatten, gleichzeitig unschuldig und großspurig zu klingen, während sie von »Liebe und Frieden, Mann« sprachen. In einem Interview von 1968 war Vic Greaves völlig durch den Wind. Wenn ihm sein Gesprächspartner eine Frage zu seinen Texten stellte, antwortete er weitschweifig, schwieg dann minutenlang. Robin Merchant hatte etwas kühl Abgehobenes und eher Zynisches. Seine funkelnde Intelligenz war eine willkommene Abwechslung zu den seichten, nichtssagenden Betrachtungen der anderen.
      Am interessantesten jedoch waren die Konzertmitschnitte. Von Brimleigh war leider nichts dabei, nur ein paar Bilder der Band mit Joints hinter der Bühne, aber es gab mehrere sehr gute Aufnahmen von Auftritten Ende der Sechziger an so unterschiedlichen Orten wie der Mensa der Uni Leeds, der Colston Hall in Bristol und im Paradiso in Amsterdam.
      Die Musik klang wunderbar frisch. Vic Greaves' unschuldige Texte besaßen eine zeitlose, bedrückende Traurigkeit, die gut zu seiner zarten, spacigen Spielweise am Keyboard und zu Terry Watsons subtilen Riffs passten. Wie viele Bassisten stand Robin Merchant einfach nur da und spielte ausdruckslos, aber gut, und wie viele Schlagzeuger hämmerte Adrian Pritchard wie ein Wahnsinniger auf seine Trommeln ein. Er war offenbar stark beeinflusst von Keith Moon und John Bonham.
      Irgendetwas war ungewohnt an der Körperhaltung der Bandmitglieder, aber da Banks sich nebenbei mit Brian unterhielt, schaute er nicht genau hin. Ehe er sich versah, waren Vic Greaves und Robin Merchant verschwunden, und die wunderbare, wenn auch ziemlich nervöse Tania Hutchison hatte ihr Debüt in der Londoner Royal Festival Hall Anfang 1972. Banks dachte an sein Gespräch mit ihr am Tag zuvor. Sie war noch immer eine schöne Frau, und er hätte vielleicht eine Chance bei ihr gehabt, wenn er sie nicht mit seinen bohrenden Fragen brüskiert hätte. Das war wohl sein Schicksal: Frauen vergraulen, von denen er etwas wollte.
      Die Dokumentation zeichnete den steilen Aufstieg der Band bis zu ihrer offiziellen Auflösung 1994 nach. Es gab Ausschnitte von den wenigen gemeinsamen Konzerten, die sie seitdem gegeben hatte, dazu ein Interview mit einer älteren, kettenrauchenden, kurzhaarigen Tania und einem völlig kahlen, aufgedunsenen, krank wirkenden Adrian Pritchard. Reg Cooper und Terry Watson mussten Interviews abgelehnt haben, da sie nur in den Konzertmitschnitten zu sehen waren.
      Als der Film auf Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Band zu sprechen kam, bemerkte Banks, dass Brian aufhorchte. Da Banks sich durch die Ermittlung ausgiebig mit der Welt der Rockmusik beschäftigte, hatte er viel über Brian und dessen Leben nachgedacht. Nicht nur über Drogen, sondern auch über all die Gefahren und Probleme, die der Ruhm mit sich brachte. Er dachte an die großen Stars, die sich selbst in jungen Jahren durch Maßlosigkeit oder Verzweiflung zerstört hatten: Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Tim Buckley, Janis Joplin, Nick Drake, Ian Curtis, Jim Morrison ... die Liste ließ sich beliebig fortsetzen. Brian machte einen guten Eindruck, aber er würde es seinem Vater wohl kaum erzählen, wenn er beispielsweise drogenabhängig wäre.
      »Ist was?«, fragte Banks.
      »Wie? Nein. Warum, was soll denn sein?«
      »Weiß nicht. Ich frage nur, weil du nicht viel von deiner Band gesprochen hast.«
      »Weil es nicht viel darüber zu sagen gibt.«
      »Das heißt, es läuft gut?«
      Brian dachte nach. »Na ja ...«
      »Was ist?«
      Er sah seinen Vater an, der den Film daraufhin ein wenig leiser stellte. »Denny wird komisch, mehr nicht. Wenn es schlimmer wird, müssen wir ihn irgendwie loswerden.«
      Denny war der Sänger und zweite Gitarrist der Band, wusste Banks. Außerdem schrieb Brian mit ihm zusammen die Lieder.
      »Ihn loswerden?«
      »Wir wollen ihn nicht umbringen! Also, ehrlich, Dad, manchmal frage ich mich echt, was dein Beruf mit dir anstellt.«
      Ich auch, dachte Banks. Dennoch konnte er die Vorstellung nicht vertreiben, dass störende Bandmitglieder aus dem Weg geräumt wurden - Robin Merchant beispielsweise. Wie leicht es gewesen wäre: nur ein kurzer Schubs in Richtung Swimmingpool. Vic Greaves hatte ebenfalls gestört und war auf

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