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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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seine Windschutzscheibe.
      Die Raynville-Siedlung war nicht gerade eine der besseren Sozialbausiedlungen, die in letzter Zeit in Leeds entstanden waren. Bei Regen sah sie noch erbärmlicher aus. Obwohl erst vor wenigen Jahren erbaut, war sie bereits heruntergekommen, und wer es sich leisten konnte, mied die Gegend. Chadwick und Janet hatten in der Nähe gewohnt, in der Aston-Siedlung, doch als Chadwick vor vier Jahren zum Detective Inspector ernannt worden war, hatten sie Geld zur Seite legen können und sich eine Doppelhaushälfte ganz in der Nähe der Church Road gekauft, im Schatten von St. Bartholomew.
      Die Anruferin, die ihren Namen mit Carol Wilkinson angegeben hatte, wohnte im zweiten Stock einer Maisonette-Wohnung am Raynville Walk. Im Treppenhaus stank es nach Urin, die Wände waren mit obszönen Sprüchen beschmiert, ein Phänomen, das sich von solchen Orten aus verbreitete. Nach Chadwicks Ansicht war dies nur ein weiteres Symptom für die Verkommenheit der modernen Jugend: fehlender Respekt vor fremdem Eigentum. Als er an der verblichenen grünen Tür klopfte, öffnete eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm. Die Türkette ließ sie vorgelegt.
      »Sind Sie der Polizist?«
      »Detective Inspector Chadwick.« Er hielt ihr seine Polizeimarke entgegen.
      Sie warf einen Blick darauf und begutachtete Chadwick von oben bis unten, bevor sie die Kette löste. »Kommen Sie rein. Sie müssen die Unordnung entschuldigen.«
      Chadwick betrat die Wohnung. Die Frau setzte das Baby in einen hölzernen Laufstall inmitten des chaotischen Wohnzimmers voller Spielsachen, herumliegender Kleidung und Zeitschriften. Das Kind - Chadwick konnte nicht erkennen, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte - stand da und glotzte den Besucher einen Augenblick an, dann begann es, an den Gitterstäben zu rütteln und zu weinen. Der beigefarbene Teppich hatte zahllose undefinierbare Flecke, es roch nach schmutzigen Windeln und warmer Milch. In einer Ecke stand ein Fernseher, und irgendwo lief ein Radio: Kenny Everett. Die dümmlichen Sprüche und die ungeschickten Versuche, lustig zu sein, kamen Chadwick bekannt vor. Yvonne hörte diese Sendung gerne. Chadwick bevorzugte im Radio Quizsendungen und Nachrichten.
      Er nahm den Stuhl, den die Frau ihm anbot, vergewisserte sich kurz, dass er sauber war, und setzte sich. Chadwick bemühte sich, den Lärm, den Geruch und die Unordnung auszublenden und sich auf die Frau zu konzentrieren, die ihm gegenüber Platz nahm und sich eine Zigarette anzündete. Sie war blass und verhärmt, trug eine weite beigebraune Strickjacke und eine formlose karierte Hose. Schmutzig blondes Haar hing ihr bis auf die Schultern. Sie konnte fünfzehn, aber auch dreißig Jahre alt sein.
      »Sie haben am Telefon gesagt, Sie würden die Frau vielleicht kennen, deren Bild in der Zeitung war?«
      »Ja, könnte sein«, antwortete sie. »Ich war mir nur nicht sicher. Deshalb habe ich so lange mit dem Anrufen gewartet. Ich musste darüber nachdenken.«
      »Und jetzt sind Sie überzeugt?«
      »Hm, na ja, nicht so ganz. Verstehen Sie, das Haar sah anders aus und so. Es ist nur ...«
      »Was?«
      »Sie hat so etwas an sich, mehr nicht.«
      Chadwick öffnete seine Aktentasche und holte das Foto des toten Mädchens hervor, auf dem Kopf und Schultern zu sehen waren. Er warnte Carol vor dem, was er ihr zeigen würde, und sie schien sich zu wappnen, indem sie einen besonders tiefen Zug von der Zigarette nahm. Als sie das Foto sah, legte sie eine Hand auf die Brust. Langsam ließ sie den Rauch entweichen. »Ich habe noch nie einen toten Menschen gesehen«, erklärte sie.
      »Erkennen Sie sie?«
      Carol gab ihm das Foto zurück und nickte. »Komischerweise hat das mehr Ähnlichkeit mit ihr als die Zeichnung, obwohl sie hier drauf tot ist.«
      »Wissen Sie, wer es ist?«
      »Ja. Ich glaube, es ist Linda. Linda Lofthouse.«
      »Woher kannten Sie sie?«
      »Wir sind zusammen zur Schule gegangen.« Carol wies mit dem Kinn Richtung Norden. »Sie war mit mir in einer Klasse.« Das bedeutete, das Opfer kam zumindest aus der Stadt, was die Ermittlung um einiges erleichterte. Es war einleuchtend. Sicherlich waren viele junge Leute aus dem ganzen Land zum Konzert nach Brimleigh gepilgert, doch vermutete Chadwick, dass der Großteil des Publikums aus der näheren Umgebung stammte - Leeds, Bradford, York, Harrogate und so weiter. Schließlich fand die Veranstaltung quasi vor

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