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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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prüfen, an was für Orten Yvonne ihre Freizeit verbrachte. Es war ein kleiner, heruntergekommener, altmodischer Pub am Kanal, in dem ein schäbiger Raum für die jungen Leute reserviert war. Von seinem Freund Geoff Broome aus dem Drogendezernat erfuhr Chadwick, dass der Laden keinen besonders schlechten Ruf hatte. Das war eine gute Nachricht. Weiß Gott, was Yvonne an dieser Bruchbude fand.
      Dr. O'Neill, dessen Autopsie-Bericht keinen Zweifel an der Todesursache ließ, schätzte das Opfer auf ein Alter zwischen siebzehn und einundzwanzig, also war es denkbar, dass das Mädchen zum Zeitpunkt seiner Ermordung schon zu Hause ausgezogen war und alleine lebte. Falls dem so war - was war mit ihren Freunden, Partnern, Arbeitskollegen? Entweder wusste niemand, was passiert war, oder man hatte die Tote noch nicht vermisst. Hatte sie überhaupt eine Stelle? Hippies mochten keine Arbeit, das wusste Chadwick. Vielleicht war sie eine Studentin, oder sie hatte Urlaub. Ein interessanter Punkt in Dr. O'Neills Bericht war der Hinweis, dass sich am Beckenknochen eine Geburtsnarbe befand. Das bedeutete, dass das Opfer ein Kind zur Welt gebracht hatte.
      DC Bradley hatte das gesamte Filmmaterial vom Konzert gesichtet und mit den Zeitungsreportern gesprochen, die auf der Veranstaltung gewesen waren. Seine Erkenntnisse waren gleich null. Das Opfer war auf keinem der Filme zu sehen, die meistens über ein Meer aus jungen, begeisterten Gesichtern schwenkten. Ansonsten wechselten sich auf den Bändern die akrobatischen Darbietungen der Bands mit Interviews verschiedener Musiker und Feiernder in Nahaufnahme ab. Wenn sie irgendwann einen Verdächtigen hätten oder ein Zuschauer gesucht würde, mochten die Aufnahmen vielleicht noch von Nutzen sein, aber im Augenblick waren sie wertlos.
      Bradley hatte ebenfalls Kontakt zum Pressesprecher des Festivals aufgenommen, einem gewissen Mick Lawton, und angefangen, die Fotografen abzutelefonieren. Die meisten zeigten sich kooperativ und hatten nichts dagegen, der Polizei ihre Aufnahmen zu zeigen. Sie versprachen, Abzüge zu schicken. Schließlich waren die Bilder von Anfang an für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Wie anders die Reaktionen der Journalisten hingegen ausfielen, wenn man sie bat, ihre Quellen zu nennen!
      Die Spezialisten untersuchten noch immer die beiden Orte, wo das Opfer getötet beziehungsweise anschließend zurückgelassen worden war. Alle Spuren wurden zur späteren Analyse eingesammelt. Zumindest könnten sie wertvolle Beweise liefern, falls es zu einer Gerichtsverhandlung käme. Das Labor hatte Chadwick bereits das Untersuchungsergebnis der aufgemalten Kornblume mitgeteilt. Es handelte sich um schlichte Fettschminke, wie man sie in jedem Geschäft bekam. Die Blume auf der Wange war ein kleines Detail, das die Polizei der Öffentlichkeit bislang vorenthalten hatte.
      Was die Befragungen der Stars selbst anging, so stellten sich Enderbys ursprüngliche Zweifel als geradezu prophetisch heraus. Zwar konnten die Befragungen größtenteils durchgeführt werden, aber Chadwick fand, dass die Kollegen vor Ort, die lediglich über bruchstückhafte Informationen bezüglich des Falles verfügten, dabei sehr nachlässig vorgingen. Trotz des Fiaskos bei den Rolling Stones vor ein paar Jahren gab es mehr als einen Inspector in der Provinz, der es kaum erwarten konnte, dem örtlichen Rockstar mal versuchsweise die Hunde der Drogenfahndung ins Haus zu schicken, aber ein paar Fragen über ein schäbiges kleines Rockfestival oben im Norden zu stellen lockte offenbar niemand hinter dem Ofen hervor. Diese langhaarigen Spinner mochten zwar zugedröhnt und anarchisch sein, so die landläufige Meinung, aber sie waren doch keine kaltblütigen Mörder!
      Chadwick wollte sich in dieser Frage nicht von Vorurteilen leiten lassen. Er dachte an die Morde in Los Angeles, eine Geschichte, die er in den Zeitungen und im Fernsehen verfolgt hatte. Den Berichten zufolge war jemand in ein Haus im Benedict Canyon eingebrochen, hatte die Telefonkabel gekappt und fünf Menschen ermordet, darunter die Schauspielerin Sharon Tate, die im neunten Monat schwanger war. Später in derselben Nacht war in ein weiteres Haus eingebrochen und ein wohlhabendes Paar auf ähnliche Weise ermordet worden. Man spekulierte über Drogenorgien, weil die männlichen Opfer Hippie-Kleidung getragen hatten und in einem der Autos Drogen gefunden worden waren. Es gab Gerüchte über einen kultischen Hintergrund: Das Wort

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