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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Vic Greaves handelte, da Banks zur Orientierung nur die alten Bandfotos hatte, als Greaves noch ein vielversprechender Rockstar von Mitte zwanzig gewesen war. Jetzt musste er Ende fünfzig sein, rechnete Banks, aber sah deutlich älter aus. Der Mann hatte einen Rundrücken und einen hängenden Bauch von der Größe eines Fußballs. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit einer silbernen Harley Davidson, weite Jeans und weder Schuhe noch Socken. Seine Augen waren hohl und blutunterlaufen, die trockene Haut blass und faltig. Entweder hatte er eine Glatze, oder er war kahl rasiert, was seine knochigen Gesichtszüge und die Wirkung der tief liegenden Augen noch verstärkte. Er sah krank aus, fand Banks, Lichtjahre entfernt von dem hübschen Jungen, der von allen Mädchen angehimmelt worden war und der die Karriere der Mad Hatters in Fahrt gebracht hatte.
      »Ich suche Vic Greaves«, sagte Banks.
      »Der ist heute nicht da«, sagte der Mann mit starrer Miene.
      »Bestimmt nicht?«, fragte Banks.
      Die Frage schien den Mann zu verwirren und zu quälen. »Vielleicht war er da. Er war vielleicht da, wenn er nicht versucht hätte, nach Hause zu gehen. Aber sein Auto ist kaputt. Die Reifen gehen nicht.«
      »Wie bitte?«
      Plötzlich lächelte der Mann und entblößte einen Mund voll fleckiger, schiefer Zähne mit zahllosen Lücken. »Der hat nichts mit mir zu tun«, sagte er. Dann drehte er sich um, ging wieder ins Haus, ließ aber die Tür weit offen stehen. Verwirrt folgte Banks ihm hinein. Die Tür führte direkt ins Vorderzimmer, genau wie bei Banks zu Hause. Da die Vorhänge zugezogen waren, lag das Erdgeschoss im Dunkeln, doch selbst im schwachen Licht sah Banks, dass der Raum mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften überfüllt war. In der Luft hing ein schwacher Geruch nach saurer Milch und Käse, der zu lange draußen gelegen hatte, doch mischten sich auch angenehmere Düfte darunter: Olivenöl, Knoblauch und Kräuter.
      Banks folgte dem Mann nach hinten in die Küche, wo etwas mehr Licht durch schmutzige Fensterscheiben und halb geschlossene geblümte Vorhänge fiel. Die Küche selbst war picobello sauber: Töpfe und Pfannen glänzten an Wandhaken, Teller und Tassen blitzten in Schränken hinter Glastüren. Was auch immer Greaves' Problem war - denn Banks war überzeugt, es mit Greaves zu tun zu haben -, es hielt ihn nicht davon ab, sein Haus besser in Schuss zu halten als die meisten Junggesellen. Er hatte Banks den Rücken zugekehrt und rührte in einem Topf auf dem Gasherd.
      »Sind Sie Vic Greaves?«, fragte Banks. Keine Antwort.
      »Hören Sie«, sagte Banks. »Ich bin Polizeibeamter. Detective Chief Inspector Banks. Alan, ich heiße Alan. Ich muss mit Ihnen sprechen. Sind Sie Vic Greaves?«
      Der Mann drehte sich halb herum. »Alan?«, fragte er und betrachtete Banks neugierig. »Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich kenne keinen Alan. Ich kenne Sie doch nicht, oder?«
      »Wie ich gerade sagte: Ich bin Polizeibeamter. Nein, Sie kennen mich nicht.«
      »Es war nicht so gedacht, dass sie so hoch wachsen, wissen Sie«, sagte der Mann und rührte wieder im Topf. »Manchmal tut der Regen Gutes.«
      »Was?«
      »Die Felder trinken ihn.«
      Banks versuchte, sich so hinzustellen, dass er das Gesicht des Mannes sehen konnte. Als der sich wieder umsah und Banks erblickte, wirkte er überrascht. »Was machen Sie hier?«, fragte er, als hätte er Banks' Anwesenheit völlig vergessen.
      »Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ich bin Polizeibeamter. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen über Nick Barber stellen. Er war hier und hat mit Ihnen gesprochen, nicht wahr? Können Sie sich erinnern?«
      Der Mann schüttelte den Kopf und machte kurz ein betrübtes Gesicht. »Vic ist heute runter in den Wald gegangen«, sagte er.
      »Vic Greaves ist im Wald?«, fragte Banks. »Wer sind Sie denn?«
      »Nein«, entgegnete der andere. »Er musste ein paar Sachen holen, die er für den Eintopf braucht.«
      »Sie waren eben im Wald?«
      »An schönen Tagen geht er manchmal dorthin. Es ist friedlich. Er hört gerne den Vögeln zu und schaut sich das Laub und die Pilze an.«
      »Wohnen Sie allein hier?«
      Der Mann seufzte. »Ich bin nur auf der Durchreise.«
      »Erzählen Sie mir von Nick Barber!«
      Er hielt im Rühren inne und schaute Banks mit leerem, unergründlichem Blick an. »Es war jemand hier.«
      »Das stimmt. Er hieß Nick Barber. Wann kam er vorbei? Wissen Sie das

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