Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
sich jedenfalls nicht«, sagte Banks. »Der einzige Unterschied war, dass sie am nächsten Morgen tot war. Aber wenn Sie von mir erwarten, dass ich glaube, Sie hätten ein attraktives junges Mädchen in sehr offenherziger Kleidung am Abend um sieben und dann um kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen gesehen und nicht wiedererkannt, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig.«
»Es war der Schock«, sagte Randall. »Herrgott noch mal, Mann, sie war tot! Für Leute wie Sie mag das ja ganz normal sein, aber ich bin nicht daran gewöhnt, Tote auf meinem Grundstück zu finden.«
»Machen wir weiter mit dem, was Sie Samstagabend taten«, meinte Banks. »Sie erzählten mir, Sie wären zwischen zwölf und zwei zu Hause gewesen, hätten die Katze herausgelassen und seien gegen Viertel vor eins ins Bett gegangen. Stehen Sie noch dazu?«
»Aber sicher. So war es ja.«
»Von Ihrem Haus zu Taylor's Yard ist es nicht sehr weit, oder?«, fragte Banks. »Obwohl es sinnvoller sein könnte, zum Parkplatz hinter dem Labyrinth zu fahren und durch einen der Zugänge hineinzuschlüpfen, die nicht videoüberwacht sind.«
»Wovon reden Sie da eigentlich?«
»Genau, Mr Banks, wovon reden Sie da überhaupt?«, mischte sich Crawford ein. »Mein Klient hat Ihnen gesagt, was er Samstagnacht gemacht hat.«
»Ich entwerfe nur einen alternativen Ablauf«, erwiderte Banks.
»Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass das Mädchen zu einer bestimmten Uhrzeit ins Labyrinth ging?«, fragte Randall.
Das war eine gute Frage, musste Banks zugeben, und er hatte auch keine Antwort darauf. Dieses spontane Element, dass Hayley in der letzten Minute beschlossen hatte, ins Labyrinth zu gehen, um sich dort zu erleichtern, bereitete ihm Sorgen. Das war ein echter Stolperstein. Doch Banks musste sich immer wieder sagen, dass es - wie von Templeton angenommen - nicht die Möglichkeit ausschloss, jemand könne schon vor Ort gewesen sein und nur auf seine Gelegenheit gewartet haben. »Sie kennen das Straßenmuster im Labyrinth«, sagte er. »Was hätte Sie davon abhalten sollen, sich dort zu verstecken und auf ein Opfer zu warten? Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis ein armes betrunkenes junges Mädchen dort reinstolperte und sich verlief. Vielleicht waren Sie schon öfter im Fountain gewesen und wussten, dass die Kellnerin die Abkürzung zum Parkplatz nahm. Vielleicht wussten Sie ja nicht, dass die Kellnerin an diesem Abend nicht arbeitete. Egal. Am Ende klappte ja alles, nicht? Ich wette, Sie konnten Ihr Glück kaum fassen, als Sie merkten, dass es dasselbe Mädchen war, auf das Sie schon vorher im Duck and Drake ein Auge geworfen hatten.«
»Also, Mr Banks«, sagte Crawford mit einem nervösen Lachen. »Jetzt strapazieren Sie die Glaubwürdigkeit doch ein bisschen zu stark, oder? Erwarten Sie wirklich, dass wir diesen ... ahm ... Zufall glauben?«
»Solange Mr Randall uns nicht erzählt, was wirklich geschehen ist«, erwiderte Banks, »fällt uns leider nichts Besseres ein.«
»Ich habe Ihnen gesagt, wie es war«, beharrte Randall. »Nach dem Duck and Drake bin ich nach Hause gegangen und habe den Rest des Abends ferngesehen. Gegen Viertel vor eins habe ich die Katze rausgelassen und bin ins Bett gegangen. Schluss, Ende, aus.«
»Ich würde Ihnen ja gerne glauben«, sagte Banks, »aber leider deckt sich Ihre Aussage nicht mit den uns vorliegenden Beweisen.«
»Was für Beweise?«, fragte Crawford. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Beweise vorlegen können, die das erhärten, was Sie meinem Klienten zur Last legen?«
»Wir haben Beweismittel, die es so gut wie sicher belegen«, sagte er. Banks wandte sich an Stefan Nowak. »Stefan?«
Nowak schlug einen Ordner auf. »Unsere unabhängige Analyse hat ergeben, dass die DNA von der Probe, die Sie uns freiwillig gaben, mit der DNA übereinstimmt, die wir aus der Samenflüssigkeit gewonnen haben, die wir auf dem Körper von Hayley Daniels und auf zwei Lederresten daneben fanden.«
»Was sagen Sie da?«, fragte Randall mit offenem Mund.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass die Samenspuren auf Hayley Daniels' Körper von jemand anderem stammen, liegt bei ungefähr eins zu fünf Milliarden«, sagte Banks. »Habe ich recht, DS Nowak?«
»So ungefähr, ja«, bestätigte Nowak.
»Und das reicht jedem Gericht in diesem Land«, sagte Banks. »Joseph Randall, ich beschuldige Sie des Mordes an Hayley Daniels. Sie müssen
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