Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
allein erziehend und so. Da hätte Billy entweder vorübergehend ins Heim gemusst oder Gordon springt ein. Geht's um Billy? Hat er was angestellt?«
    »Wäre er Ihrer Meinung nach der Typ dafür?«
    »Überhaupt nicht.« Der Mechaniker lächelte. »Ein sehr ruhiger Junge sogar. Wollte über seine Mum nichts sagen...«
    »Wollte über seine Mum nichts sagen«, wiederholte Siobhan, während sie den Plattenweg entlang auf das Haus in der Adamson Street zugingen. Es war eine Doppelhaushälfte aus den Sechzigern in einer Siedlung am Stadtrand. Größtenteils sozialer Wohnungsbau. Man sah auf den ersten Blick, welche Mieter ihr jeweiliges Haus gekauft hatten: neue Fenster und bessere Türen. Aber der graue Rauputz war überall der gleiche.
    »Bestimmt Onkel Gordons Anweisung.«
    Sie klingelten und warteten. Rebus meinte, hinter einem Fenster im Obergeschoss eine Bewegung zu erkennen. Trat einen Schritt zurück und legte den Kopf in den Nacken, sah aber nichts.
    »Probieren Sie's noch mal«, sagte er und spähte durch den Briefschlitz, während Siobhan noch einmal auf die Klingel drückte. Ein Korridor, am Ende eine halb offene Tür, dahinter sich bewegende Schatten; er ließ die Briefklappe wieder zufallen.
    »Hintertür«, sagte er und bog schon um die Ecke. Als sie den rückwärtigen Garten erreichten, schwang sich ein Mann gerade über einen hohen Borkenleistenzaun.
    »Mr. Howe!«, rief Rebus.
    »Nichts wie weg!«, schrie der Mann dem Jungen, der bei ihm war, zu. Rebus überließ es Siobhan, über den Zaun zu klettern. Er ging wieder um das Haus herum, lief die Straße entlang und fragte sich, wo die beiden wohl wieder auftauchen würden.
    Plötzlich standen sie vor ihm. Howe humpelte, die Hand an ein Bein gepresst. Der Junge flitzte, von Howe angespornt, davon. Aber als der Junge einen Blick über die Schulter warf und sah, dass der Abstand zwischen ihm und Howe immer größer wurde, verlangsamte er seine Schritte.
    »Nein! Lauf weiter, Billy! Lauf weiter!«
    Aber der Junge hörte nicht auf Howe. Jetzt blieb er stehen und wartete darauf, dass der Mann aufholte. Siobhan kam in Sicht, ihre Hose am Knie aufgerissen. Howe erkannte, dass er keine Chance hatte, und hob die Hände.
    »Okay«, sagte er, »okay.«
    Er warf Billy, der jetzt auf ihn zukam, einen traurigen Blick zu.
    »Billy, kannst du denn nie hören?«
    Als Gordon Howe in die Knie ging, schlang ihm der Junge die Arme um den Hals, und beide umarmten sich.
    »Ich sag's denen«, heulte Billy. »Ich sag's denen, dass alles okay ist.« Rebus sah auf die beiden hinunter, sah die Tätowierungen auf Gordon Howes nackten Armen: No Surrender , »Keine Kapitulation«; UDA; die Rote Hand von Ulster. Er erinnerte sich daran, was Tom Jackson erzählt hatte: ist nach Ulster abgehauen, um sich den Paramilitärs anzuschließen ...
    »Dann sind Sie also Billys Dad«, riet Rebus. »Willkommen daheim in Schottland.«
43
    Während der Rückfahrt nach Edinburgh saß Rebus mit Howe im Fond und Billy vorn neben Siobhan.
    »Sie haben in der Zeitung über Greenfield gelesen?«, fragte Rebus. Howe nickte. »Wie heißen Sie wirklich?«
    »Eddie Mearn.«
    »Wie lang sind Sie schon aus Nordirland zurück?«, fragte Siobhan.
    »Drei Monate.« Er streckte die Hand aus und zerstrubbelte seinem Sohn die Haare. »Ich wollte Billy wiederhaben.«
    »Wusste seine Mutter Bescheid?«
    »Das Weibsstück? Das war unser Geheimnis, stimmt's, Billy?«
    »Ja, Dad«, sagte Billy.
    Mearn wandte sich zu Rebus. »Ich hab ihn immer heimlich besucht. Wenn seine Mum das rausgekriegt hätte, war damit Schluss gewesen. Aber wir haben's streng geheim gehalten.«
    »Und dann haben Sie über Darren Rough gelesen?«, fügte Rebus hinzu.
    Mearn nickte. »War fast zu schön, um wahr zu sein. Ich wusste, wenn ich Billy zu mir holte, würden alle glauben, dieser Wichser hätte ihn sich geschnappt - zumindest eine Zeit lang. Hätte uns die Chance gegeben, uns irgendwo einzurichten. Wir kamen prima klar, stimmt's, Billy?«
    »Total«, pflichtete ihm sein Sohn bei.
    »Deine Mum ist ganz krank vor Sorge, Billy«, erklärte Siobhan.
    »Ich hasse Ray«, sagte Billy und drückte das Kinn störrisch auf die Brust. Ray Heggie: Joanna Hormans Freund. »Er verprügelt sie immer.«
    »Was glauben Sie, warum ich Billy da rausholen wollte?«, fragte Mearn. »Das ist nicht richtig, dass ein Kind so was mitkriegen muss. Das ist nicht richtig.« Er beugte sich vor und küsste seinen Sohn auf den Scheitel. »Wir hatten uns prima

Weitere Kostenlose Bücher