Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Tonbandkassette. Auf dem Gehäuse war deutlich ein einzelner blutiger Daumenabdruck zu erkennen.
    »Die brauch ich«, sagte Rebus.
    »Wir müssen den Abdruck abnehmen.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Der Abdruck stammt vom Opfer.« Er brachte ein Lächeln zustande. Jim, du cleverer Scheißkerl , dachte er. Er hat dein Band nicht gekriegt ... Wenigstens hoffte er das.
    »Noch etwas«, sagte ein anderer Spusi-Beamter und machte Rebus auf eine kleine Wolke winziger Pünktchen auf der Windschutzscheibe aufmerksam. »Die befinden sich auf der Innenseite. Nach dem Streuungsmuster zu schließen... sieht es so aus, als hätte jemand gehustet oder geniest. Falls es der Mörder war...«
    »Genug für eine DNA-Analyse?«
    »Schwer zu sagen, aber man weiß ja nie. Keine Ahnung, ob das hier von Bedeutung ist.« Jetzt deutete er auf ein Notizheft, das vor dem Beifahrersitz auf dem Boden lag. Es hatte einen Spiralrücken, an dem die einzelnen gelochten Seiten befestigt waren. In der Spirale hingen noch zerfetzte Papierstreifen, die zeigten, wo Seiten herausgerissen worden waren.
    Rebus klopfte dem Mann auf die Schulter. Er verkniff es sich zu sagen: Macht nichts, ich weiß sowieso, wer ihn getötet hat... ich weiß
    vielleicht sogar, warum ... Als er sich abwandte und mit der Kassette in der kleinen Plastiktüte losging, sah er aus wie ein kleiner, feierlich dreinschauender Junge, der bei der Tombola einen Goldfisch gewonnen hat.
    Weil es da ruhiger war, benutzte Rebus einen der Verhörräume. Er hatte die Kassette in einen der Rekorder gesteckt und darauf geachtet, sie nur an den Rändern zu berühren. Musste ja nicht unbedingt Spuren verwischen. Er hatte einen Sennheiser-Kopfhörer auf, und vor ihm ausgebreitet lag der Inhalt von Cary Oakes' Akte sowie Zeitungsausschnitte mit den jüngsten veröffentlichten Interviews. Er hatte Stevens' ehemalige Redaktion angerufen und erhielt jetzt die Teile der Abschrift, die für die Artikel nicht verwertet worden waren, nach und nach zugefaxt, so dass sich auf dem Tisch mehr und mehr Papier stapelte. Siobhan Clarke kam nur einmal herein, um ihm einen Becher Kaffee und ein Sandwich zu bringen, überließ ihn aber ansonsten sich selbst, was ihm nur recht war. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren als auf das Interview, das er gerade abhörte.
    »Der kleine Mistkerl ist mit seiner Mum zu uns... die Schwester meiner Frau war das. War so'n richtiger kleiner Giftzwerg.« Die Stimme des Mannes klang alt, asthmatisch.
    »Sie sind mit ihm nicht gut ausgekommen?« Jim Stevens' Stimme: Rebus sträubten sich die Haare. Er blickte sich um, aber Stevens' Geist war nirgendwo zu sehen; noch nicht... Gelegentliche Hintergrundgeräusche: Husten, ein laufendes Fernsehgerät. Ein Studiopublikum... nein, ein echtes. Offenbar Zuschauer bei einem Fußballspiel. Rebus ging in das CID-Büro und kramte in den Papierkörben, sah sich die Zeitungen an, die zusammengefaltet und vergessen auf Fensterbänken lagen, bis er eine vom Vortag fand.
    19.30 Uhr: UEFA-Pokalspiel. Das schien zu passen. Er riss die Seite mit dem Fernsehprogramm heraus, nahm sie mit ins Vernehmungszimmer und schaltete das Bandgerät wieder ein.
    »Ich hasste ihn wie die Pest, wenn ich ehrlich sein soll, 'ne gottverdammte Belästigung war das, sonst nichts. Ich meine, wir hatten uns eingerichtet, alles lief glatt, alles, wie es sich gehörte - und dann kommen die beiden angetanzt. Könnt sie schlecht vor die Tür setzen, von wegen Familie und so, aber ich hab schon dafür gesorgt, dass die wussten, was ich von der Sache hielt. He , das guck ich grad!«
    Jemand hatte weitergeschaltet. Studiogelächter. Rebus sah in der Zeitung nach: eine Sitcom auf BBC. Zurück zu Fangebrüll und Kommentar.
    »Wir hatten richtig ordentlich Zoff, der und ich.«
    »Weswegen?«
    »Wegen allem: dass er sich dauernd draußen herumtrieb, dass er klaute. Ständig verschwand Geld. Ich hab ihm ein paarmal eine Falle gestellt, hab ihn aber nie erwischt, da war er einfach zu schlau zu.«
    »Wurden Ihre Auseinandersetzungen jemals handgreiflich?«
    »Das können Sie laut sagen. Zäher kleiner Zwerg, das muss ich ihm lassen. Jetzt sieht man mir das nicht mehr an, aber damals konnte ich richtig zulangen.« Er hustete laut; es hörte sich so an, als stülpte sich seine Lunge nach außen. »Geben Sie mir mal das Wasser da, sind Sie so gut.« Der Alte trank einen Schluck, ließ dann einen fahren.
    »Wie auch immer«, fuhr er fort, ohne sich mit einer Entschuldigung

Weitere Kostenlose Bücher