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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Karte einfach zurückgegeben wird, das nimmt einem ganz schön den Wind aus den Segeln.
    «Verzeihung, aber müßte ich Sie kennen? Sie sind nicht von hier. Ihre Familie ist mir nicht bekannt.»
    Wenn das Agatha gehört hätte! Melrose spürte förmlich, daß dieser Makel sich in seine Gesichtszüge einprägte wie das Wappen, das auf seiner Visitenkarte geprägt war. «Nein. Ich bin in Northamptonshire zu Hause. In einem Bericht über den Tod Ihres Enkels wurde der Name seiner Mutter als Mary O’Brian angegeben.» Melrose blickte hoch zu den kunstvoll bemalten Deckenbalken, von denen jeder anders verziert war, und überlegte, mit welcher Summe er den Pastor wohl zu einer weltlichen Sicht der Dinge verleiten könnte. «Wir hatten nämlich vor Jahren eine Mary O’Brian bei uns – in Ardry End – als Zimmermädchen.»
    «Ja? Es ist ja auch ein ziemlich durchschnittlicher Name.» Melrose merkte, daß er ihn irgendwie getroffen hatte, denn der Pastor errötete leicht und fügte hinzu: «Allerdings war Mary auch eine gewöhnliche Frau.»
    Auch wenn Melrose von einem Geistlichen keine übermäßige Menschlichkeit verlangte, war er erstaunt. Pastor White schien jedenfalls nicht zu befürchten, daß das Dach über ihm einstürzen könnte. Melrose sagte schließlich: «Es ist schon einige Zeit her, daß sie bei uns war. Es war gar nicht so einfach, sie aufzuspüren –»
    «Das wundert mich nicht – bei Mary.»
    Melrose hätte gern das dunkle Dickicht der Gefühle erforscht, die der Pastor für seine Schwiegertochter hegte, aber der Pastor zeigte keine Neigung, ihn zu führen, und er wollte jetzt schnell zur Sache kommen und sagte: «Es geht um ein kleines Legat im Testament meines Vaters.» An irgendwen erinnerte Mr. White ihn, aber er kam nicht drauf, an wen.
    «Ach ja?»
    «Mein Vater sah in ihr eine besonders zuverlässige Kraft. Sie hat meine Mutter während ihrer langen Krankheit aufopferungsvoll gepflegt –»
    «Mary? Das hätte ich ihr nie zugetraut. Wie auch immer, Mary ist tot. Haben Sie es nicht gelesen?»
    Melrose hatte keine Todesanzeige gesehen und murmelte nur: «Ach.» Er mußte aufpassen, was er sagte.
    «Sind beide bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Mary fuhr gern schnell. David studierte Theologie, ehe er sie kennenlernte. Er wäre vermutlich in meine Fußstapfen getreten. Doch dann lernte er Mary kennen.» Der Pastor schloß die Augen, als hörte er die schmerzliche Nachricht zum erstenmal. «Wenn Ihr Vater ihr etwas hinterlassen wollte …» Er zuckte die Achseln.
    Sie standen immer noch im Mittelschiff. Besser, sie setzten sich hin, dachte Melrose, doch eine Kirchenbank erschien ihm unpassend für diese Art von Unterhaltung.
    «Ob Sie das Geld für die Kirche annehmen würden? Zum Andenken an Ihren Enkel?»
    «David?» Man sollte meinen, er müßte sich den Namen neu einprägen.
    «Mir ist klar, daß fünfhundert Pfund nicht die Welt sind –»
    Pastor White musterte Melrose von Kopf bis Fuß. Melrose genierte sich, er im Maßanzug, mit handgefertigten Schuhen, Seidenhemd und dem hübschen Mantel.
    «Tja, Lord Ardry, wenn fünfhundert Pfund für Sie wenig sind, dann dürften Sie wirklich wohlhabend sein.» Das klang so, als halte er ererbte Reichtümer für Plunder.
    «Das bin ich», sagte Melrose schlicht. «Ich werde mich darum kümmern, daß die Kirche das Legat erhält, wenn es Ihnen recht ist.»
    «Danke.»
    Unter den gegebenen Umständen war das eine recht knappe Verabschiedung. Mr. White wollte sich umdrehen und gehen. «Noch etwas, Mr. White. Ich hätte da noch eine Frage zu der Familie Ashcroft.» Mit fünfhundert Pfund in der Tasche mußte er sich diesem Schnüffler von einem Herzog doch irgendwie verpflichtet fühlen.
    «Und die wäre?»
    «Also, mein Hobby ist Heraldik und so. Wie lange sind die Ashcrofts eigentlich schon Feudalherren von Wynchcoombe und Clerihew Marsh?» Die Frage verärgerte den Pastor.
    «Der Feudalismus ist tot, Lord Ardry. Zumindest soviel ich weiß –»
    Melrose lächelte albern. «Im Aussterben begriffen, ja, vielleicht. Aber manchmal frage ich mich, ob die Freiheiten, die sich die Feudalherren früher herausnahmen, nicht heute immer noch gelten …?»
    «Ich habe noch sehr viel zu tun», sagte der Pastor knapp, wenn er auch durch die Spende deutlich mitteilsamer geworden war.
    «Entschuldigung. Es ist nur – ich meine, die Ashcrofts sind in dieser Gegend die bedeutendste Familie. James Ashcroft war Earl of Curlew, nicht wahr?»
    Stirnrunzelnd sagte

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