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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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kalt gewordenen Inhalt in den Ausguß.
    Während er darauf wartete, daß sie sich ihm wieder zuwandte, fuhr er mit dem Finger durch ein Mehlhäufchen, das auf dem Tisch liegengeblieben war, wahrscheinlich noch vom Brotbacken. Den Teig hatte sie zum Aufgehen in große Schüsseln gefüllt und mit Tüchern bedeckt. An der Wand neben dem stattlichen Herd hingen die Kupfertöpfe und -pfannen. Von den hohen, schmalen Fenstern blickte man auf das Flüßchen, das unter einer Brücke hindurchfloß. Über die Simse strömte die Morgensonne, malte Rhomben auf den Fußboden und ließ die Böden der Kupfertöpfe funkeln.
    «Sie machen alles selbst?»
    Lily ging an den Tisch zurück, nickte und nahm das Messer in die Hand. «Im Winter schon, im Sommer hilft mir jemand. Es ist dann ziemlich voll hier.» Noch nie in seinem Leben hatte Jury jemanden so schnell Gemüse schneiden sehen. Die Finger ihrer rechten Hand lagen auf dem Rücken des großen Messers, und mit der linken hob und senkte sie den Griff. Ihre Bewegungen waren schnell und rhythmisch, und die Karotte zerfiel in immer kleinere Teile, während das Messer auf und nieder wippte. «Sie gehen sehr geschickt mit diesem Messer um.» Jury suchte in seiner Hemdtasche nach einer Zigarette und klopfte die Hosentaschen nach Streichhölzern ab.
    «Der Trick dabei ist, daß die Klinge immer auf dem Holz bleibt.» Ohne ihn anzublicken, fügte sie hinzu: «Oder wollen Sie damit andeuten, daß ich auch einen Menschen wie eine Karotte zerhacken könnte?»
    «Wurde sie denn mit einem Messer umgebracht? Das ist mir ganz neu.»
    Lily hielt inne und stemmte verärgert die Hand in die Hüfte. «Kann ich bitte mein Foto zurückhaben? Das Foto, das Sie gestern abend mitgehen ließen?»
    Jury griff in seine Tasche. «Entschuldigen Sie, Lily, das war ein Versehen.»
    Sie wandte sich wieder dem Gemüse zu. «Ich bezweifle, daß Sie jemals etwas aus Versehen tun.»
    Er steckte das Foto wieder in seinen Rahmen und stellte es auf den Tisch. «Ihr Vater scheint nicht besonders zuverlässig gewesen zu sein – einfach so abzuhauen und Sie beide Ihrem Schicksal zu überlassen.» Lily gab keine Antwort. «Seltsam, daß sie ihn so schnell geheiratet hat; sie kann ihn doch kaum gekannt haben. Wie lange waren sie denn verheiratet?»
    Das Messer stand still. «Sie versuchen, ihr da was unterzuschieben, wahrscheinlich, daß er ihr ein Kind gemacht hat und daß sie ihn heiraten mußte.»
    «War’s so?»
    «Nein.» Sie verlieh dieser einen Silbe noch mehr Nachdruck, indem sie mit einer ausholenden Armbewegung das Gemüse in eine Stahlschüssel schob.
    «Hat Ihre Mutter aufgehört zu arbeiten, als Sie geboren wurden?»
    Lily wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. «Mr. Jury, Sie wissen das doch alles, warum fragen Sie?»
    Um zu sehen, ob es noch eine andere Version gibt, dachte Jury. Er beobachtete ihr Mienenspiel und sagte: «Weil es irgendeinen Grund geben muß für den Selbstmord Ihrer Mutter und diese Anschläge auf Ihr Leben, Lily.» Niedergeschlagen starrte sie auf die Schüssel in ihren Händen, sagte aber nichts. «Könnte es denn wegen Ihrer Mutter sein?»
    Bestürzt blickte sie auf. «Wie meinen Sie das?»
    «Vielleicht ist damals, als sie noch lebte, etwas passiert. Vielleicht hat sie etwas hinterlassen – ich tappe auch im dunkeln.»
    Lily wandte sich ab, schüttelte heftig den Kopf und ließ die Schüssel und das Messer in das Spülbecken fallen.
    Jury drang weiter in sie: «Sie können ja völlig ahnungslos sein. Es reicht schon, wenn jemand glaubt, Sie wüßten etwas. Vielleicht sind Sie für jemanden gefährlich?»
    «Gefährlich? Das ist doch lächerlich.»
    «Wie steht’s mit den Craels?»
    Sie wirbelte herum, und ihr Gesicht war so weiß wie das Mehl auf dem Tisch. «Ich und gefährlich. Ich. » Sie preßte die Handflächen gegen die altmodische Ginghamschürze, als wolle sie ihre Identität beweisen. «Ich war doch nur die Kleine der Köchin. Alle nannten mich so – die Kleine der Köchin. Nicht Lily, sondern die Kleine der Köchin.» Zwei rote Flecken erschienen auf ihren Wangen, als hätte sie reingekniffen, um etwas Farbe zu kriegen. «Ich dachte sogar, ich hieße so. Meine Mutter erzählte mir, auf der Straße hätte mich mal jemand nach meinem Namen gefragt, und ich hätte geantwortet: ‹Die Kleine der Köchin.› Sie fand es komisch!»
    «Aber Sie offensichtlich nicht.»
    Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und den Kopf gesenkt.
    Er sah, wie ihre Hand zu ihrem Gesicht

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