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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Du solltest auch beitreten, meine Liebe», sagte ihr Vater.
    Julias Augäpfel rollten nach oben, und sie versuchte, eine noch verführerischere Pose auf dem blauen Velourssofa einzunehmen, das sie bestimmt nur seiner Farbe wegen gewählt hatte; das Blau paßte nämlich genau zu ihrem Hemd und ihren Augen.
    Sylvia setzte ihre Teetasse ab und griff nach ihrem Strickzeug. Ihre dünnen Hände flogen hin und her, während sie bemerkte: «Diese Frau hatte absolut nichts dort verloren. Nichts.» Ergo (schien sie zu folgern) gab es sie überhaupt nicht.
    «Jemand äußerte die Vermutung, sie sei vielleicht auf dem Weg nach Stonington gewesen.»
    Sylvia bedachte Jury mit einem Lächeln so dünn wie die Gurkenscheiben auf den Sandwiches. «Was um Himmels willen hatte sie denn dort verloren? Und auch noch durch den Wald. Das Ganze ist absurd. Ich wette, sie war nicht auf dem Weg zu Lady Kennington. Ich selbst war vor drei Tagen dort, um sie zu fragen, ob sie etwas für unser Kirchenfest tun könne. Wie immer hatte ich kein Glück. Die Frau ist eine richtige Einsiedlerin. Während ihr Mann, Lord Kennington, ganz angenehm war … Sie haben bestimmt von dem Juwelenraub vor ungefähr einem Jahr gehört?»
    «Ja. Der Verdacht scheint auf den Sekretär gefallen zu sein.»
    Sylvia rümpfte die Nase. «Hat mich nicht gewundert. Ein unangenehmer Bursche, das. Du hast ihn doch kennengelernt, Derek?» Sie wandte sich zu ihrem Sohn um, der nicht reagierte. «Ja, die Polizei nahm an, daß er es war, obwohl sie ihm nichts nachweisen konnten, weil der Smaragd nie gefunden wurde. Er war ungeheuer wertvoll. Ägyptisch, glaube ich. Einer der alten Steine.» Das klang, als befänden sich sämtliche neuen im Besitz der Bodenheims.
    «Ein cleverer Typ», sagte Derek, entschlossen, den Rest der Familie zu schockieren. «Hab ich schon immer gedacht. Der Stein ist nie wieder aufgetaucht. Und er selbst ist tot. Ein Smaragd im Wert von einer viertel Million ist verschwunden, und der Bursche, der das Versteck kannte, wird von einem Auto überfahren. Was für eine Ironie.»
    «Clever?» sagte Sylvia. «Ich fand ihn ziemlich gewöhnlich.»
    «Sind Sie ihm begegnet?»
    Sylvia verzog das Gesicht. «Lord Kennington gab einmal eine kleine Party, um seine Sammlung vorzuführen. Er schien sich auf Ägypten spezialisiert zu haben. Sie ist sicher nicht das, was man unter einer Gastgeberin versteht.»
    «Wie kam es, daß Tree für Lord Kennington arbeitete?»
    «Soviel ich weiß, war er bei Christie’s angestellt gewesen. Wir haben immer Sotheby’s vorgezogen. Sie sind viel kulanter.» Jury lächelte nur und blickte auf die Drucke, den Lackparavent, die Stuckreliefs. Es war ihnen offensichtlich gelungen, auch ohne die beiden berühmten Auktionshäuser jeder Eleganz den Garaus zu machen. Sie nahm ihre Erzählung wieder auf, dazu ein paar fallengelassene Maschen. «Ich weiß überhaupt nicht, wie die Witwe dieses Haus eigentlich führt. Als ich dort war, war weit und breit niemand zu sehen, so daß ich schließlich an die Fensterscheiben klopfte und den Kopf durch die Flügeltür steckte, als auf mein Klopfen hin keiner kam. Endlich ist sie dann aufgetaucht. Eine ziemlich unscheinbare Person. Wir bekommen sie kaum zu Gesicht, weil sie ihre Einkäufe in Horndean erledigt. Ich erzählte ihr von unserm Fest und bat sie, den Wühltisch zu übernehmen. Aber die Frau hat einfach kein Gemeinschaftsgefühl.»
    Derek gähnte. «Warum sollte sie auch, wo sie doch gar nicht in Littlebourne wohnt.»
    «So weit weg wohnt sie auch wieder nicht», sagte Sylvia und heftete ihren klammen Blick wieder auf Jury. Ihre Augen hatten die Farbe jener Pilze, vor denen man beim Sammeln immer zurückschreckt. «Und stellen Sie sich vor, sie hat doch tatsächlich ihre Geldbörse gezückt und mir eine Zwanzigpfundnote in die Hand gedrückt! Als wäre ich auf Betteltour. Die schreckliche Person hatte dann auch noch die Nerven zu sagen, mehr als zwanzig Pfund würde der Wühltisch sowieso nicht einbringen, warum also den ganzen Kram aufbauen, wenn es auch so ginge und wir auf den Tisch verzichten könnten. Stellt euch das vor, meine Lieben!» Sylvia breitete die Arme aus, jeden, sogar «ihren lieben Inspektor» einschließend, «wo wir doch immer einen Wühltisch hatten!»
    Lady Kenningtons Argumente kamen Jury sehr vernünftig vor, und er versuchte, das Gespräch wieder auf den Mord zu bringen. Sylvia war jedoch schneller als er.
    «Und dabei habe ich schon alle Hände voll zu tun – außerdem

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