Inspiration – Du sollst mein sein!
Herrschaften dort von unseren Ermittlungen wissen – wobei ich zu Ihren Gunsten eingestehen will, dass sich Ihre ungenehmigte Initiative möglicherweise als sehr hilfreich erweist.«
Damit war das Gespräch für Captain Carruthers beendet, und Rick lauschte nur noch einem statischen Rauschen aus dem Hörer. Keine zusätzlichen Männer … nicht einmal von der blauen Truppe. Nicht einen einzigen!
Selbst wenn das FBI einen der Tatverdächtigen übernahm, mussten sie immer noch den anderen im Auge behalten, nach Corinne Wheeler suchen und zusätzlich noch Miguel und Bellinda überwachen. Die Angaben, die Pete Rains aus dem FBI-Hauptquartier in Quantico erhalten hatte, waren Dynamit und warfen große Probleme auf.
Wenn alles stimmte, was die FBI-Akte hergab, dann hatten sie sich möglicherweise die ganze Zeit auf den falschen Verdächtigen konzentriert. Obwohl Beau Lamar alias Roger Chantelle ebenfalls ein mehr als zwielichtiger Typ war, ließ ihn die Auskunft über Milton Billings, in Arizona bekannt als Walter Hays, in Utah als Harris Walker, in Colorado als Milton Bollinger und in all diesen Staaten wegen mehrfachen Mordes gesucht, wie einen unschuldigen Waisenknaben erscheinen. Die komplette FBI-Akte las sich wie ein Horrorfilm. Sein ganzes harmloses Auftreten war eine komplette Lüge.
In Arizona hatte er nach Auskunft des FBI seinen Arbeitgeber, einen Rancher, und dessen gesamte Familie umgebracht, nach Aussage der Nachbarn, weil der sich über den penetranten Geruch im Kälberstall aufgeregt und schließlich den Grund dafür entdeckt hatte: einen Wanderarbeiter, den Billings schon eine Woche zuvor im Schlaf erstochen hatte und der dort auf seine heimliche Beerdigung wartete. Hier waren die Beweise eindeutig, und man hatte Billings bereits als Täter identifiziert.
In Utah war Billings dringend verdächtig, einen Mormonen und dessen Frau getötet zu haben. Das Motiv war noch unbekannt, jedoch hatte Billings angeblich ein Verhältnis mit der Frau unterhalten. Möglicherweise war der Mormone dahintergekommen, und ein Streit eskalierte. Billings verschwand jedoch, bevor er befragt werden konnte. Zeugen gab es nicht, nur Gerüchte und Verdachtsmomente.
Und dann schließlich noch Colorado. Dort waren insgesamt fünf Teenager als vermisst gemeldet worden und niemals wieder aufgetaucht. Die Behörden gingen davon aus, dass alle einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren. Billings arbeitete damals als Hausmeister an der örtlichen Highschool, hatte sich wiederholt mit den Verschwundenen gestritten und verschwand selbst schließlich spurlos, als die Verbindung zwischen ihm und den Entführten bekannt wurde. Auch hier gingen die Behörden von ihm als Täter aus. Die Leichen der Teenager waren und blieben jedoch verschwunden.
Obwohl die Vergangenheit von Beau Lamar alias Roger Chantelle immer noch große Lücken aufwies – es war nach wie vor nicht geklärt, warum er unter falschem Namen lebte und warum er überhaupt aus Baton Rouge verschwunden war –, wiesen mittlerweile weit mehr Indizien auf Milton Billings als Täter hin. Dazu kam noch, dass er ebenfalls ungehinderten Zugang zu den Archiven von Norden Productions besaß, was von Beau Lamar zumindest nicht bekannt war.
Woher sein technisches Wissen für die Überwachung von Bellindas Wohnung und Büro stammte, war noch unklar. Allerdings wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, sich dieses Wissen bei Norden Productions anzueignen. Völlig unverdächtig hätte er Fragen zur Technik stellen können. Man hätte das höchstens als interessierte Neugier gewertet und ihm alles nett und breit erklärt. Nahm man all diese Fakten zusammen, dann passte Billings genauso gut in das Profil wie Beau Lamar – oder besser Roger Chantelle.
Der harmlose Milton Billings, angeblich ein braver Kleinstadtjunge, nach ein paar Jahren als Wanderarbeiter mittlerweile ein vorbildlicher Bürger von Los Angeles/Kalifornien, war nicht nur ein begnadeter Lügner und Betrüger, sondern auch ein eiskalter und bislang erfolgreich vor den Behörden geflüchteter Mörder.
Wenn Rick also Unterstützung für seine Suche nach Corinne Wheeler benötigte, dann musste er sich mit denen behelfen, die ihm im Moment zugeteilt waren. Seufzend stand er auf und versammelte den gerade anwesenden Teil seiner kleinen Truppe für eine dringende Lagebesprechung. Die Jungs waren durchweg gute Ermittler, vielleicht hatte einer von ihnen eine zündende Idee.
* * *
Miguel lief schon seit mehr als einer Stunde
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