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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Mr. Gore«, sagte Grier mit ungewöhnlicher Schärfe.
    »Paul Wise hat sich ganz schön aus dem Fenster gelehnt, um ihnen beizuspringen«, fügte Tina hinzu, die für den Mann ihr gegenüber nur noch Abscheu empfand, jedoch versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Ich habe ihm in der Vergangenheit ebenfalls geholfen.«
    »Sie wissen, in welche Verbrechen er verstrickt ist?«
    »Angeblich verstrickt ist.«
    Diesmal ging die Wut mit ihr durch: »Scheiß auf angeblich. Sie wissen, was er getan hat.«
    »Als mir die Gerüchte zu Ohren kamen, war es bereits zu spät. Da hatte er mich schon in der Hand. Er hat viele Leute in der Hand.«
    Tina war erstaunt, dass Gore nach solch einem Geständnis offenbar annahm, er könne sich aus seiner Lage herauswinden, aber vielleicht war das nur die Hybris der Mächtigen.
    »Die Tatsache, dass Sie mit uns kooperiert haben, wird zu Ihren Gunsten sprechen«, erklärte sie ihm. »Und wenn Sie gegen Paul Wise aussagen, wird Ihnen das ebenfalls helfen. Sind Sie dazu bereit?«
    »Wenn es der Sache nützt, natürlich«, entgegnete er und bedachte sie mit einem aufrichtigen Blick.
    »Das wird es.«
    Tina erhob sich, las ihm seine Rechte vor und genoss das Gefühl, einen Minister der britischen Regierung wegen Mordverdachts zu verhaften. Das bewies, dass niemand, absolut niemand über dem Gesetz stand.
    Nicht einmal Paul Wise.
    Gore leistete auch keinen Widerstand, als Tina und Grier ihn am Arm und in ihre Mitte nahmen und ihn in den Flur geleiteten.
    Doch dort erwartete sie Jane Gore, die immer noch tränenüberströmt im Nachthemd dastand und eine doppelläufige Schrotflinte in den Händen hielt.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Sie meine Familie zerstören«, sagte sie zittrig und richtete sie auf Tina.
    Tina zuckte zusammen, zwang sich aber, ruhig zu bleiben.
    »Legen Sie die Waffe weg, Mrs. Gore. Bitte.«
    Doch die schüttelte nur mit beunruhigender Entschlossenheit den Kopf.
    »Nein.«
    Und drückte ab.

FÜNFZIG
    »Verdammt, was war los?«, fragte ich, als Dougie sich wieder so weit gefasst hatte, dass er reden konnte.
    Ich hatte ihm aufgeholfen, und er stand mitten im Raum, wirkte immer noch völlig angespannt, schien aber ein wenig ruhiger, und in sein Gesicht war ein wenig Farbe zurückgekehrt. Dort, wo ich ihn auf der linken Wange erwischt hatte, bildete sich ein Bluterguss.
    »Gestern Abend, im Pub, erhielt ich einen Anruf. Ein Mann eröffnete mir mit verstellter Stimme, dass sie Billy hätten und ihn töten würden, wenn ich nicht exakt das täte, was sie von mir verlangten. Zuerst glaubte ich ihm nicht, ich meine, Billy ist in Leeds an der Uni, aber er sagte mir, ich solle warten, sie würden mir gleich etwas aufs Handy schicken.«
    Er hielt inne, holte Luft und versuchte, sich zu sammeln.
    »Fünf Minuten später bekam ich ein Foto von einem unregistrierten Prepaid-Handy: Billy, der gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl saß. Mein Sohn Billy, es war mein Billy. Wenn du mir nicht glaubst, geh hoch an den Computer, die schicken mir seitdem alle paar Stunden ein Update.«
    »Und was wollten sie?«
    »Andrew Kent. Sie befahlen mir, ein paar Pillen in sein Getränk zu schütten, damit er krank würde.«
    »Und wo hast du die Pillen hergehabt?«
    »Die lagen in einem Umschlag unter dem Vorderrad eines Autos in der John Street.«
    Das hieß, der Kunde oder einer seiner Männer war in der Nähe gewesen, während ich mich noch im Pub aufhielt.
    »Glaub mir, ich wollte das nicht. Aber es hieß, entweder er oder Billy.«
    Genau das war einer der Umstände, die für mich keinen Sinn ergaben. Wenn der Kunde Kent umbringen wollte, warum ihn dann nicht einfach vergiften, anstatt ihm nur eine Art Brechmittel in den Drink zu schütten?
    Ich sah mich um. »Du hast also getan, was sie wollten. Warum haben Sie Billy dann nicht freigelassen?«
    »Weil der Kidnapper wieder anrief und sagte, sie bräuchten noch etwas von mir, und ich solle mich am Telefon bereithalten. Um Mitternacht etwa meldeten sie sich wieder. Ich sollte in die Asservatenkammer gehen und Kents persönlichen Besitz durchsuchen. An seinem Schlüsselbund würde ein kleines Schweizer Armeemesser hängen, vielleicht fünf Zentimeter lang. In dem Messer sei ein USB-Stick verborgen, den der diensthabende Sergeant, der ihn durchsucht hatte, übersehen haben musste. Die Entführer wollten, dass ich ihnen den Stick besorge.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Ich sollte ihn in einen Umschlag stecken und im Müllcontainer eines

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