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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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kann ich dir vielleicht helfen. Das Nummernschild von dem Auto, nach dem du gefragt hast …«
    »Das, das kurz vor Kevin O’Neills Tod von der Kamera an der Straße zu seinem Haus erfasst worden ist?«
    »Genau. Das Automatische Kennzeichenerfassungssystem hat es gefunden. Gerade hat mich jemand aus Hendon angerufen. Der Wagen befindet sich zur Zeit im Zentrum von London. Und sie haben für mich ein Auge darauf.«
    »Kannst du jemanden anweisen, die Insassen festzunehmen?«
    »Mit welcher Begründung? Es war schon schwierig genug, die ANPR-Typen dazu zu bringen, es für mich zu überwachen.«
    Tina sah auf die Uhr. Es war erst halb acht, obwohl sie das Gefühl hatte, es müsse deutlich später sein. »Kannst du mich informieren, wo es hinfährt?«
    »Sicher, aber im Augenblick wirst du nicht viel tun können. Die Mordkommission wird wollen, dass du am Tatort bleibst und eine Aussage machst.«
    »Lass das mal meine Sorge sein«, entgegnete Tina und legte auf. Keinesfalls würden ihr die Insassen des gesuchten Fahrzeugs durch die Finger gleiten.

ZWEIUNDFÜNFZIG
    »Trotzdem finde ich es zu riskant, wenn du mitkommst, Sean«, sagte Dougie MacLeod, während er die Marylebone Road Richtung King’s Cross entlangfuhr, wo er in einem verlassenen Gebäude östlich des Bahnhofs seinen Sohn abholen sollte. »Wenn man dich mit mir sieht, bringst du Billy in Gefahr, und das kann ich nicht riskieren.«
    Ich saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und hatte den Revolver, den ich ihm zuvor abgenommen hatte, beiläufig auf ihn gerichtet. Es war nicht so, dass ich Dougie misstraute. Ich wusste, er hatte mit der Sache nichts zu tun – nicht freiwillig jedenfalls –, aber ich befürchtete, er könnte eine Dummheit begehen, wie zum Beispiel versuchen, mich loszuwerden.
    »Niemand wird mich sehen«, versicherte ich ihm. »Du musst mir nur sagen, wo das Treffen stattfindet. Ich rutsche ganz tief im Sitz runter, und alles, was du dann noch tun musst, ist ein Stück weiter weg und außer Sicht zu parken. Dann kannst du alleine reingehen, und ich gebe dir Rückendeckung. Mehr ist nicht.«
    »Ich brauche keine Rückendeckung.«
    »Unsinn. Frag dich doch, warum sie dich am Samstagmorgen, wenn keiner unterwegs ist, in ein verlassenes Gebäude auf der falschen Seite von King’s Cross locken. Und was, haben sie gesagt, sollst du tun? In den zweiten Stock hochgehen, wo dich erst recht niemand sehen kann. Warum sollten sie das von dir verlangen? Wenn sie es ernst meinen, Billy freizulassen, warum binden sie ihn nicht einfach los und lassen ihn gehen? Das kann doch nicht so kompliziert sein.«
    »Was willst du damit sagen, Sean? Dass sie uns beide umbringen wollen?«
    Nun musste ich aufpassen. Dougie sah sowieso schon übel genug aus – leichenblass, durchgeschwitzt, das dünne graue Haar klebte ihm am Schädel –, auch ohne dass ich die Möglichkeit, sein Sohn könnte ermordet werden, ins Spiel brachte. »Nein, das will ich nicht damit sagen.«
    »Weil du die Aufnahme auf meinem PC gesehen hast. Billy lebt.«
    Was so weit stimmte. Zumindest stimmte es vor einer halben Stunde noch, als ich die Bilder eines in einem leeren Raum an einen Stuhl gefesselten Billy gesehen hatte. Sie hatten ihn geknebelt, und seine Augen waren schreckgeweitet. Genau wie die von Andrew Kent. Die Bilder konnten gefälscht sein, aber ich hielt sie für echt. Trotzdem bedeutete das nicht, dass sie vorhatten, ihn freizulassen.
    »Ich werde beobachten, wie du reingehst, sehen, dass dir niemand folgt, und wenn es sicher ist und niemand durchs Fenster schaut, folge ich dir in den zweiten Stock und passe auf, dass alles glattgeht.«
    »Aber wenn du es mir oder Billy versaust …«
    »Das werde ich nicht. Ich weiß, wie ich mich verhalten muss. Ich war schon bei genug Überwachungseinsätzen dabei und habe gelernt, mich unsichtbar zu machen.«
    Plötzlich drehte Dougie sich abrupt zu mir um, in seinen Augen konnte ich die nackte Angst erkennen.
    »Warum tust du das, Sean?«
    »Weil ich will, dass du am Leben bleibst. Und ich will das Schwein finden, das das Ganze inszeniert hat, denn der Typ hat jede Menge Blut an den Händen. Abgesehen davon hat er versucht, mich umzubringen. Deshalb.« Außerdem dachte ich, dass dieser Unbekannte wahrscheinlich auch für den Tod meines Bruders verantwortlich war, aber das sagte ich Dougie nicht.
    Wir fuhren an der verlassenen Vorderfront von King’s Cross vorbei, dann bog Dougie nach links auf den York Way ab und fuhr Richtung Kentish Town.

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