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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Sinn, sie festnehmen zu lassen. Denn ich hatte ansonsten nichts Belastendes gegen sie in der Hand.
    Ich ging die baumbestandene, verlassen daliegende Doughty Street entlang – wo einst Charles Dickens gewohnt hatte – und überlegte krampfhaft, was ich jetzt tun sollte, als ein dunkles Fahrzeug mit getönten Scheiben, das mich an den alten A-Team-Van erinnerte, neben mir bremste. Die Seitentür glitt auf. Hinten war niemand, aber vorne konnte ich Wolfe und Haddock ausmachen.
    »Steig ein«, rief Wolfe, und als ich gehorchte, wusste ich, dass mir die Entscheidung abgenommen worden war.

SIEBZEHN
    »Was denkst du dir eigentlich dabei, am Telefon die Waffen zu erwähnen?«, bellte Wolfe mich an und fuhr los. »Bist du ein Scheißamateur, oder wie?«
    »Ich hab dir ja gesagt, wir können ihm nicht trauen«, brummte Haddock, der sich herumdrehte und mich kalt anstarrte.
    Die Spannung im Wagen war mit den Händen zu greifen, die beiden Männer wirkten erregt und nervös, woraus ich schließen konnte, dass der Job unmittelbar bevorstand.
    »Schon gut, schon gut, beruhigt euch«, sagte ich und hob abwehrend die Hände. »Ihr habt mich kalt erwischt, Jungs. Als ihr gesagt habt, die Sache findet demnächst statt, habe ich nicht an heute Abend gedacht.«
    Ich schaute demonstrativ auf die Uhr und schaltete dabei den Aufnahmemodus ein.
    »Wir haben’s selbst gerade erst erfahren«, sagte Wolfe.
    »Das hat man davon, wenn man für andere arbeitet«, grunzte Haddock, dem die Entwicklung offenbar auch nicht besonders gefiel.
    Mir schien plötzlich, dass ich nicht der Einzige war, der den Kunden nicht kannte. Haddock kannte ihn auch nicht. Was mich ziemlich überraschte. Ich hatte immer gedacht, zwischen ihn und Wolfe passe keine Briefmarke.
    »Ich habe noch nicht einmal gesagt, dass ich mitmache«, protestierte ich. »Und wo ist überhaupt Tommy?«
    »Tommy ist in der Nähe. Mach dir keinen Kopf.«
    Aber ich machte mir einen. Tommy war mein einziger Verbündeter, ich wollte ihn dabeihaben, und sei es für den Fall, dass Wolfe und Haddock planten, mich nach getaner Arbeit loszuwerden.
    »Du hast gesagt, du bist dabei, wenn du dreißig Riesen Vorschuss bekommst«, fuhr Wolfe ungerührt fort und wandte sich an Haddock. »Clarence, sei so nett.«
    Haddock holte einen weißen Umschlag aus dem Handschuhfach und reichte ihn mir nach hinten, wobei er mich misstrauisch beäugte.
    »Du hast doch ’n Handy dabei«, blaffte er mich an, während ich den Umschlag aufriss und mir drei telefonbuchdicke Bündel gebrauchter Zwanziger entgegenfledderten.
    »Ja.«
    »Dann gib’s mir. Hopp-hopp!«
    »Fick dich.«
    Haddocks Schweinsäuglein verengten sich zu Schlitzen. Er ballte die Fäuste. Aber ich ließ nicht locker. Ich brauchte das verdammte Handy, damit ich Captain Bob eine SMS schicken und ihm mitteilen konnte, er solle meine Spur aufnehmen.
    »Tu mir einen Gefallen, Sean, und gib ihm das Handy«, sagte Wolfe versöhnlich. »Wir schalten es ab und bewahren es auf, während wir das Ding durchziehen. Ist sicherer so. Das solltest du doch wissen: Handys sind die besten Freunde der Bullen.«
    Widerstrebend holte ich mein Handy heraus – das einzige, das ich dabeihatte –, schaltete es aus und überreichte es Haddock. »Ich will es wiederhaben«, mimte ich weiter den Harten, aber innerlich wurde ich zusehends nervöser, denn wie es aussah, würde ich die Sache mit ihnen durchziehen müssen, was gegen praktisch jede Vorschrift verstieß.
    Wolfe beobachtete mich im Rückspiegel.
    »Und? Bist du dabei?«
    »Das wird eine Entführung, oder? Kein Mord. Ich bring nämlich niemanden um. Nicht für hundert Riesen.«
    »Schon klar. Eine Entführung. Wir schnappen ihn uns, schalten seine Begleiter aus und liefern ihn beim Kunden ab. Das ist alles.«
    »Aber was hat euer Kunde mit ihm vor?«, fragte ich in der Hoffnung, etwas aufzeichnen zu können, was später eine Verurteilung rechtfertigen würde.
    »Je weniger du weißt, desto besser«, entgegnete Wolfe. Es klang, als wäre das Gespräch damit beendet.
    »Dann sagt mir wenigstens, wen wir entführen.«
    Wolfe nickte vor sich hin, als habe er soeben eine Entscheidung getroffen.
    »Ein richtiges Stück Scheiße. Einer, der wehrlose Frauen vergewaltigt und abschlachtet.«
    Und noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, wusste ich, dass es sich um den Mann handeln musste, den meine ehemaligen Kollegen keine vierundzwanzig Stunden zuvor verhaftet hatten. Den Mann, dessen Namen außerhalb der Metropolitan Police

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