Intelligenz unerwünscht
nordostatlantischen Beckens. Das haben wir eingehend erforscht. Es gibt bislang unbekannt gebliebene Einbruchspalten bis zu elftausend Meter Tiefe. Das ist der Absturzhang des ehemaligen Atlantis. Auf dem Plateau selbst dürften wir Tiefen zwischen eintausendfünfhundert und zweitausend Meter antreffen, aber es wird auch dort zu Überraschungen kommen. Bei einer früheren Forschungsfahrt haben wir Bruchspalten bis zu siebentausend Meter gefunden. Sie wissen, weshalb ich so ausführlich darauf eingehe?«
Er schaute sich fragend um. Einige Aquanauten stießen Seufzer oder gar Flüche aus. Dr. Silbersteyn erläuterte:
»Auf Grund dieser Verhältnisse und der vermutbaren Gefahren, die dort auf uns lauern, beantrage ich bei der Expeditionsleitung in aller Form, daß unsere Aquanauten niemals mit normalen Froschmannausrüstungen das Boot verlassen. Ich weiß, daß die Männer darauf trainiert sind, die hohe Druckanpassung innerhalb unserer Flutkammern schneller und sicherer zu überstehen als jeder andere Mensch. Dafür sorgt schon Rousselets Gasgemisch. Wir können es uns aber nicht erlauben, unter derartigen Verhältnissen das Boot mit drei bis vier Abteilungen unter den jeweiligen Tiefendruck zu setzen, damit die Aquanauten jederzeit ein- und aussteigen können. Sobald schnelle Standortverschiebungen mit wechselhaften Tiefenverhältnissen notwendig sind – denn dies dürfte wohl als militärisches Unternehmen zu bezeichnen sein – haben wir keine Zeit mehr, die Druckverhältnisse in den Kammerzellen anzupassen. Dadurch würden wir Stunden verlieren. Die Aquaatmer sind von dieser Regelung natürlich ausgenommen. Ihre besondere Konstitution spricht sofort auf jeden Tiefenwechsel an. Ihr Gleichgewicht zwischen Außen- und Innendruck bleibt stets erhalten. Infolgedessen dürfen nur diese sechs Männer das Boot mit normalen Kälteschutzanzügen verlassen. Alle anderen, das fordere ich erneut, haben Valopurit-Druckpanzer mit beweglichen Gelenkeinheiten zu tragen. Sie müssen jederzeit jeden denkbaren Druckunterschied ertragen können – und das ist nur mit hermetisch schließenden Druckpanzern möglich. Dadurch wird es sich auch erübrigen, verschiedene Abteilungen der NEPTUN dem draußen herrschenden Wasserdruck durch die entsprechende Verdichtung unserer normalen Atemluft anzupassen.«
»Der Teufel soll Sie holen, Silbersteyn!« grollte Major Granger T. Redmore, der Chef der fünfzig Aquanauten. »Sie wissen, wie sehr wir diese Dinger lieben. Man wird unbeweglich. Ich komme mir darin vor wie ein Tiefseetaucher am Haken, Baujahr 1920.«
»Das ist maßlos übertrieben, Granger«, lehnte der Bordphysiker ab. »Sie wissen genau, daß die neuen Kunststoffe unerhörte Drücke aushalten und die Gelenkeinheiten ausgezeichnet beweglich sind. Der Vergleich mit einem am Kranhaken hängenden Panzertaucher des Jahres 1920 ist wirklich nicht angebracht.«
»Von wegen! Wir sind in Thermoschutzanzügen schneller und beweglicher. Mit dem Außendruck kommen wir klar. Das haben wir in sechstausend Meter Tiefe bewiesen.«
»Zugegeben; aber erst nach einer vierundzwanzigstündigen Druckkammer-Anpassung. Außerdem perlte Ihnen der Sauerstoff aus dem Blut. Erinnern Sie sich?«
»Okay«, regte sich der temperamentvolle Redmore auf, »zugegeben! Da haben wir eben die Dosis reduziert, und das Perlen hörte auf.«
»Natürlich! Anschließend lagen Sie in der Hochdruckkammer und ließen sich von Dr. Lahoa Rousselet behandeln. Und nicht nur Sie! Ihre Superhelden waren auch fertig.«
»Stimmt!«
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