Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 3

Intruder 3

Titel: Intruder 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sich spannte, als wolle er ihn zurückhalten, was er aber dann doch bleiben ließ. Frank sagte gar nichts, sondern wartete schweigend, bis Stefan das Restaurant verlassen hatte. Selbst dann blieb er noch eine ganze Weile wie erstarrt sitzen, ehe er leise fragte: »Was hast du damit gemeint: Ich habe es im Spiegel gesehen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.« Mike betrachtete seine bandagierte Hand. »Ich habe es im Spiegel gesehen. Es war der Indianer aus dem Van. Er hat ihm mit der Axt drei oder vier Finger abgehackt und ihn anschließend skalpiert.«
    »Du weißt, dass du das gar nicht gesehen haben kannst«, sagte Frank.
    »Es sei denn, ich wäre da gewesen.«
    »Warst du aber nicht«, sagte Frank. »Dazu hätte die Zeit nicht einmal annähernd gereicht. Nicht die paar Minuten, die du allein warst.«
    Schon die Wahl seiner Worte machte Mike vollkommen klar, dass er über diese Möglichkeit allen Ernstes nachgedacht hatte, 60
    und Mike fragte sich, warum ihn der damit verbundene Verdacht kalt ließ. Vermutlich aus demselben Grund, aus dem er nicht wirklich erschrocken war und auch nicht wirklich Angst hatte. Er war innerlich noch immer wie paralysiert.
    »Du wirst mir eine Menge erklären müssen«, sagte Frank.
    »Aber nicht jetzt. Was ist mit deiner Hand? Kannst du damit fahren?«
    Mike nickte.
    »Gut.« Frank deutete zur Tür. »Dann wirf dich in deine Klamotten und fahr los. Aber unauffällig. Ich halte es zwar immer noch für Wahnsinn, aber Stefan hat ausnahmsweise Recht. Wenn wir hier bleiben, haben wir jede Menge Ärger am Hals. Nimm die Umgehungsstraße nach Norden - es gibt nur die eine.«
    »Und du?«
    »Ich komme in einer halben Stunde nach«, antwortete Frank.
    »Wenn alles gut geht.«

    *

    Mike fühlte sich nicht wohl dabei, Frank allein zu lassen -
    obwohl es anders herum der Wahrheit wohl schon näher gekommen wäre: nämlich, dass er sich nicht wohl dabei fühlte, von Frank allein gelassen zu werden. Er war verletzt. Seine Hand tat erbärmlich weh, er war psychisch und physisch am Ende, und er war so nervös, dass er die Maschine dreimal hintereinander abwürgte, ehe es ihm endlich gelang, den Gang einzulegen und loszufahren. Während er vom Hof des Hotels rollte, hatte er das Gefühl, von Jedermann angestarrt zu werden, was der Wahrheit vermutlich auch nahe kam. Er hatte sich schließlich ungeschickt genug angestellt, um Aufsehen zu erregen. Und es wurde nicht besser: Als er sich in den fließenden Verkehr einreihte, schätzte er die Geschwindigkeit eines Wagens falsch ein, sodass der Fahrer hart auf die Bremse treten 61
    musste, um ihn nicht zu rammen. An der ersten Ampel würgte er die Intruder prompt erneut ab und bekam sie erst in Gang, als die Ampel bereits wieder rot zeigte. Das Ergebnis war ein wütendes Hupkonzert hinter ihm. So viel zu Franks Rat, sich möglichst unauffällig zu verhalten.
    Und selbstverständlich fand er auch die Umgehungsstraße nicht, von der Frank gesprochen hatte. Vermutlich hätte er genau an der Ampel abbiegen müssen, an der er die Susie abgewürgt hatte, aber als ihm das bewusst wurde, war es bereits zu spät: Der Verkehr begann langsamer zu fließen und schien ein paar hundert Meter weiter vorne endgültig zum Stehen zu kommen.
    Dann erkannte er die Stelle wieder. Der Verkehr staute sich vor dem Harley-Davidson-Laden. Natürlich. Stefan hatte ihm ja berichtet, dass die Cops die Straße gesperrt hatten, und vermutlich hatten sie es nicht getan, weil sie so viel Spaß daran hatten, einen Verkehrsstau zu produzieren ...
    Aber jetzt war es zu spät. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, die sperrige Maschine auf der vollkommen überfüllten Straße zu wenden (was er bezweifelte), hätte er dadurch erst recht Aufsehen erregt.
    Augen zu und durch - welch andere Wahl blieb ihm schon?
    Erstaunlicherweise verspürte er nicht die geringste Angst. Er war allenfalls ein wenig beunruhigt. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ohnehin keine Rolle mehr spielte, was er empfand oder dachte.
    Lass uns spielen, weißer Mann.
    Während Mike die Intruder in einem nervigen Stop-and-go weiterbalancierte, begriff er vielleicht zum ersten Mal, wie diese Aufforderung gemeint gewesen sein mochte, und ein bitteres Lächeln breitete sich für einen Moment auf seinem Gesicht aus. Er hatte nichts gegen ein Spiel. Nicht einmal gegen ein unfaires. Aber er hatte gedacht, dass er als Spieler an diesem Spiel teilhaben würde.

    62
    Nicht als Spielfigur …
    Mike brauchte fast zehn Minuten, um den

Weitere Kostenlose Bücher