Invaders: Roman (German Edition)
vollständig vernichtet, bis auf dieses eine Schiff, das auf der Erde landete. Es gehörte meinen Vorfahren. Glücklicherweise war es mit einem molekularen Umstrukturierungsstrahl ausgestattet, der es der Besatzung gestattete, sich in Menschen zu verwandeln und sich unauffällig unter die Erdbevölkerung zu mischen. Heutzutage gibt es Hunderte von uns auf Ihrem Planeten, die alle danach streben, eine leitende Position einzunehmen: Politiker, Medienzaren, Talkshowmoderatoren, Wissenschaftler – und mich, den Präsidenten der ZeitReisen GmbH.«
»Talkshowmoderatoren?«, wiederholte Geoff.
Abermals erschütterte ein Beben die Kommandobrücke, diesmal ein besonders heftiges. Offenbar war draußen ein weiteres Schiff explodiert, und zwar eines, das näher an der Concordia gewesen sein musste als alle bisherigen. Das gab einigen von Mais Glassäulen den Rest – sie zersplitterten in unzählige Scherben, die den Fußboden wie eine Schneedecke übersäten. Und als ob das noch nicht gereicht hätte, gaben auch Teile der Decke unter dem Druck nach und stürzten, dicke Staubwolken aufwirbelnd, in den Raum.
»Seit ich diese Firma leite, habe ich darüber nachgedacht, wie ich mir die Zeitreisetechnologie zunutze machen kann, um den Lauf der Geschichte zu ändern«, brüllte Mr. Knight, um das Krachen der zu Boden stürzenden Deckenteile zu übertönen, »darüber, wie ich die Vergangenheit verändern kann, um dafür zu sorgen, dass unsere ursprüngliche Invasion im einundzwanzigsten Jahrhundert erfolgreich verläuft. Mit Hilfe des Supercomputers bin ich dann zu den Ereignissen während der Invasion zurückgegangen, und dabei habe ich festgestellt, dass Sie uns diese blödsinnige Nachricht geschickt hatten – dass Sie es waren, der uns in die Flucht geschlagen hatte. Deshalb machte ich mir Gedanken darüber, wie ich an Sie herankommen könnte. Zunächst hatte ich vor, einfach zurückzureisen und Sie zu töten, aber da Eric überall diese verfluchten Sicherheitsvorkehrungen eingebaut hatte, wusste ich, dass man mir auf die Schliche kommen würde, und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen, nachdem ich schon mal so weit vorangekommen war. Also musste ich raffinierter vorgehen.«
»Und an dieser Stelle kam die Idee mit den Zeitreiseführern ins Spiel«, warf Geoff ein, während er sich ein paar Glassplitter von der Schulter wischte.
»Genau. Je mehr ich über Sie herausgefunden habe, desto mehr erstaunte es mich, wie bedeutungslos Sie waren, sodass ich mir die Frage stellte, ob sich dieser Umstand nicht vorteilhaft nutzen ließe. Meine Güte, Sie waren für die Welt unwichtiger als bestimmte Pilzarten.«
»Welche Pilzarten?«, erkundigte sich Geoff, der trotz allem, was um ihn herum geschah, darauf brannte, es endlich zu erfahren.
»Hauptsächlich Shitake«, erwiderte Mr. Knight. »Aber nur deswegen, weil 2054 irgendein prominenter Politiker an einem dieser Pilze erstickt ist.«
»Wusste ich’s doch«, sagte Geoff. »Diese beschissenen Shitakepilze.«
»Damals also fiel mir die Sache mit den Zeitreiseführern ein, die darin bestand, bedeutungslose Leute aus jeder Epoche als Reiseführer agieren zu lassen. Und diese Idee kam gerade zur rechten Zeit – die Zeittourismusbranche steckte in einer Krise und schrie förmlich nach Innovationen, und während ich nicht an Sie rankommen konnte, würde dieser Plan Sie mir auf einem silbernen Tablett servieren. Alle waren glücklich und zufrieden. Natürlich musste ich meine Spuren verwischen, falls jemand anfangen sollte, Fragen zu stellen. Deshalb habe ich Ruth die Lorbeeren einheimsen lassen und dafür gesorgt, dass sie befördert wird. Angesichts des ganzen Erfolgs, der ihr dadurch zuteilwurde, wusste ich, dass sie sich hüten würde, irgendjemandem zu erzählen, dass die Zeitreiseführeridee eigentlich von mir stammte.«
»Du gemeiner Kerl!«, schrie Ruth. »Du hast mich ausgenutzt!«
»In der nächsten Phase ging es darum herauszufinden«, fuhr Mr. Knight fort, ohne auf Ruth zu achten, »wie man die Geschichte verändern kann, aber so, dass die Scanning-Anlage nichts davon mitbekommt. Zu diesem Zweck bediente ich mich der Hilfe einiger Freunde – Außerirdischer, die sich als Wissenschaftler ausgaben. Denen spielte ich den Algorithmus zu, in dem sie binnen Kurzem eine Lücke entdeckten – eine Lücke, die es mir gestatten würde, in das Raum-Zeit-Kontinuum einzugreifen, ohne dass der Computer es registriert. Ich brauchte lediglich dafür zu sorgen, dass sich an der
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