Invasion 04 - Die Rettung
und der Anblick war daher etwas beunruhigend.
Paul schien die Höhe freilich nicht zu stören. »Zusatzpanzerung. Wir bringen die als zusätzlichen Schutz vorne an.«
»Sieht aber… schwer aus«, sagte Pruitt und dachte dabei an einige der Wahnsinnsmanöver, die das SheVa in dem vorangegangenen Gefecht hatte durchführen müssen. »Das wird uns doch nicht langsamer machen, oder?«
»Nicht, nachdem wir die vier Reaktoren zusätzlich eingebaut haben«, antwortete Kilzer. »Wir bauen die beiden kaputten aus und dafür alle sechs neuen ein. Ihre Höchstgeschwindigkeit wird die gleiche bleiben, aber das Drehmoment wird höher, und das sollte in den Bergen nützlich sein.«
»Und was ist mit den Ketten?«, fragte Pruitt. Wenn die Kettenverbindungen zu stark belastet wurden, konnte das dazu führen, dass die Kette von den Antriebsrädern sprang.
»Da muss Ihr Fahrer eben aufpassen«, erwiderte Paul.
»Mhm«, machte Pruitt und dann durchlief ihn ein kleiner Schauder. »Haben Sie gehört, wieso wir zwar die Türme der Metal-Storms haben, aber nicht die Chassis?«
»Nein.«
»Eine interessante Geschichte. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
Major Vickie Chan sah zu, wie der MetalStorm-Turm auf den erst vor kurzem angebrachten Turmring heruntergelassen wurde. Das grelle Licht von unten, wo Reparaturtechniker damit beschäftigt waren, Stützstreben anzuschweißen, verschwand, als der Turm auf den Ring aufsetzte.
Der weibliche Major war eine große, hübsche Eurasierin, deren ruhiges Wesen überhaupt nicht zu ihrem geradezu leidenschaftlichen Einsatz im Kampf passen wollte. Sie war gestern noch Captain gewesen und hatte eine Kompanie MetalStorms befehligt, ein Wolfsrudel, wie die Soldaten sie nannten. Ihre Kompanie hatte sich während des Rückzugs an das SheVa angeschlossen und war ihm die ganze Strecke gefolgt, die letzte Hälfte sogar sozusagen huckepack. Sie hatte sich daran gewöhnt, ein unabhängiges Kommando zu führen, und da niemand so recht wusste, was er mit ihren Geschützen anfangen sollte, waren sie wie die Zigeuner von einer Kampfzone zur anderen hin und her gependelt, aber als sie dann ihre Chassis verloren hatten, war ihr ziemlich klar gewesen, dass das ein Ende haben würde. Und wenn sie in eine größere Kommando-Struktur eingebunden werden sollte, war ein SheVa da vermutlich gar keine so schlechte Wahl, zumal Colonel Mitchell ein guter Kommandeur war: intelligent, fähig und mit der notwendigen Portion Glück ausgestattet.
Woher kam deshalb dieses Gefühl, jemand würde gerade über ihr Grab gehen?
Vielleicht lag es an dem Tempo, mit dem alles ablief. Das Dutzend Turmringe war wie durch Zauberei aufgetaucht, Colonel Garcia hatte es in einem Panzerreparaturdepot in Asheville angefordert. Offenbar verfügte der Oberst über hohe und von niemand in Zweifel gezogene Priorität für Ersatzteile und -gerät, aber jede Situation, in der Kommandeure von Armeegruppen auf Prioritätsbasis Ersatzteile anforderten, bedeutete, dass die Lage völlig chaotisch war. Und SheVa Neun und dessen »Sekundärwaffenkommandanten« kam es offenbar zu, sie zu entchaotisieren.
Freude über Freude.
Sie drehte sich um, als sie Schritte auf der sechszölligen Panzerplatte des Oberdecks hörte, und lächelte, als sie den Kommandeur der Instandsetzungsbrigade herankommen sah.
»Sir, ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sehen würde«, sagte sie und deutete dabei auf den Turm, der gerade vermessen wurde.
»Im Grunde ist es eine ganz einfache Idee«, meinte Garcia. »Wie immer, wenn Paul etwas vorschlägt, muss man daran ein paar Feinheiten korrigieren, aber das sollte jedenfalls beim Gegenangriff eine große Hilfe sein. Darf ich Sie etwas fragen?«
»Nur zu.«
»Was ist aus den Chassis geworden?«
Sie lächelte. »Offiziell bin ich mir gar nicht sicher, was aus ihnen geworden ist. Wollen Sie wissen, was wirklich passiert ist?«
»Nur unter uns Pfarrerstöchtern.«
»Na schön«, nickte sie. »Unter uns Pfarrerstöchtern kann ich Ihnen sagen, dass wir sie dazu benutzt haben, um das SheVa flott zu machen.«
»Brrrrr.« Garcia blickte auf das mächtige Gebilde hinunter, auf dem sie standen. Die D-9-Bulldozer des Instandsetzungsbataillons sahen daneben wie Spielzeug aus. »Selbst ein Dutzend Abrams könnten eines dieser Dinger kaum anstupsen. Ich weiß das; ich habe drei wieder flott gemacht. Im Allgemeinen braucht man dazu etwa eine Woche.«
»Eine Woche hatten wir nicht«, sagte Chan müde, fuhr sich mit den
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