Invasion der Monitoren
dort drüben …«
»Gewiß, die Schrecken des Krieges. Und jetzt sei mal ein paar Minuten still, damit ich mir ein Fleckchen suchen kann, um zu landen.«
Der Hubschrauber flog über eine Lücke zwischen den Lagerhäusern und Piers und setzte hinter einer Plakatwand auf. Blondel stieg mit einem Seufzer der Erleichterung aus und streckte seine steifen Beine. Dann half er Nelda heraus. Zusammen riskierten sie einen Blick auf ihre Umgebung. Von irgendwoher ertönte die fröhliche Stimme von Happy Horinip.
»Gütiger Himmel«, murmelte Blondel. »Kilometerweit nichts – alles glatt wie ein Spieltisch.«
»Sieh mal da!« Nelda streckte ihren Finger aus. Etwas undeutlich im frühen Morgenlicht erhob sich ein hohes, vieltürmiges Gebäude hinter einigen überlebenden Tankstellen und Würstchenbuden.
»Allmächtiger!« sagte Blondel ehrfürchtig. »Ein Instant-Wolkenkratzer!«
»Sie … sie haben praktisch die Innenstadt ausgelöscht«, keuchte Nelda. »Ich erkenne Chicago kaum wieder – meine eigene Heimatstadt!«
»Ich fürchte, Blackwish hatte recht«, sagte Blondel grimmig. »Ein Spezial-Bombardement.«
»Komisch, daß die Zerstörung so ordentlich ist«, wunderte sich Nelda.
»Na klar, sie haben die Trümmer bereits beseitigt und alles plattgewalzt. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal gewartet, um noch Überlebende zu retten.«
»Diese Ungeheuer!«
»Wir wollen uns auf den Weg machen«, drängte Blondel. »Wir haben einiges zu tun. Jede Minute zahlt jetzt.«
»Einen Augenblick.« Nelda zog einen Reißverschluß auf und zwängte sich aus ihrer arktischen Ausrüstung. Zum Vorschein kam eine zebra-gestreifte, enganliegende Hose, eine korallenrote Bluse und eine glänzende Lederjacke mit Kupferbeschlägen, den Sternen eines Generalmajors und Troddeln auf den Brusttaschen.
»Hm, das ist ja ein – äh – toller Aufzug«, bemerkte Blondel.
»Etwas spießig, ich weiß«, gab Nelda zu. »Aber ich dachte, unter diesen Umständen wäre eine unauffällige Kleidung angebracht.«
»Gelungener Einfall.«
Sie überquerten einen freien Platz und gingen eine schmale Gasse entlang an rauchgeschwärzten alten Gebäuden vorbei und standen dann abrupt vor einer weiten Fläche saubergefegter nackter Erde.
»Ich frage mich, wo all die Trümmer und Leichen sind?« sagte Nelda.
»Alles sauber weggesprengt«, bewunderte Blondel.
»Komisch, daß die Gebäude direkt daneben stehengeblieben sind.«
»Genau dosierte Ladung«, erklärte Blondel.
»Hör mal!« Nelda zupfte an seinem Ärmel. »Was ist das?«
»Klingt, als ob die Elektrische noch fährt.«
Sie folgten dem Geräusch und stießen zwei Häuserblocks östlich auf ein schäbiges Gebäude aus rostigem Eisen und schmutzigen Backsteinen, das offenbar nur noch von einigen halbzerfetzten Plakaten zusammengehalten wurde, welche die Freuden und Annehmlichkeiten des schnellen, tüchtigen Bahn-Service anpriesen. Ein Zug mit uralten Wagen wartete mit einladend geöffneten Türen.
»Sollen wir?« fragte Blondel zweifelnd.
»Ich bin dabei«, antwortete Nelda. »Spione müssen schließlich etwas riskieren.«
Sie setzten sich in einen der Wagen. Ein magerer, verrunzelter Mann tauchte aus den Schatten am anderen Ende des Wagens auf und rückte näher.
»Seid ihr beiden schon lange verheiratet?« fragte er.
»Nein«, erwiderte Blondel kurz.
»Wir sind nicht verheiratet!« sagte Nelda pikiert.
»Tsk, tsk«, machte der Mann.
»Sagen Sie, wann sind die Monitoren in die Stadt gekommen?« erkundigte sich Blondel. »Wurden viele Leute getötet? Was unternimmt die Luftwaffe dagegen?«
»Ich kümmere mich nicht um so was«, erklärte der Mann milde. »Ihr beide habt wohl nicht zufällig eine Flasche Wein bei euch, wie?«
»Nein. Was sind das für Gebäude, die sie hier errichten?«
»Keine Ahnung. Wissen Sie, daß sie alle Bars in der Stadt geschlossen haben? Man kann nirgends mehr hingehen und eine kleine Erfrischung zu sich nehmen.«
»Haben sie Geiseln genommen?«
»Milch. Sie verschenken Milch. Sie geben sie kostenlos aus. Bundesbeamte, ha! Ich sage Ihnen, wenn das so weitergeht mit diesem schleichenden Sozialismus …«
»Bundesbeamte? Sie meinen, wir haben zurückgeschlagen und die Stadt wieder unter unserer Kontrolle?« fragte Blondel aufgeregt.
»Diese Regierungsmänner in den gelben Anzügen«, erklärte der Mann. »Sie sind überall, genau wie diese Mädchen von der Heilsarmee. Man kann nirgends mehr eine gute Flasche Port bekommen.«
»Das sind keine
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