Invasion der Monitoren
jetzt zu der neuen Avenue des Positiven Denkens hinüber. Es ist nicht weit, und es wird Ihnen eine bessere Vorstellung davon vermitteln, wie die Stadt aussehen wird, wenn die Slum-Entfernung beendet ist.«
Der Monitor führte den Weg an. Nelda hatte sich bei ihm eingehängt und schnatterte fröhlich, während Blondel düster folgte.
Sie gingen eine alte Straße entlang, an den ungeputzten Schaufenstern eines Pfandleihers vorbei, in denen Revolver und künstliche Gliedmaßen ausgestellt waren. Unvermittelt endete die Straße, und sie standen vor einer breiten Fläche makellos grünen Rasens, an dessen entfernter Seite sich eine Reihe pastellfarbener Gebäude phantasievoller Architektur gegen den Morgenhimmel abhoben.
»Mein Gott, was ist denn aus der State Street geworden?« fragte Nelda verblüfft.
»Es sind lediglich ein paar häßliche Hütten entfernt und durch Gebäude ersetzt worden, die dem ästhetischen Gefühl der Leute mehr entsprechen«, erklärte Pekkerup fröhlich.
»Und wie nennen sie das hier – Miami Beach von Chicago?« erkundigte sich Blondel.
»Der neue Name der Stadt lautet Saphir«, erwiderte der Monitor. »Die neue Namensgebung erfolgt aus dem bestehenden Kulturgut …«
»Was hat Ihnen an Chicago nicht gefallen?«
»An der Stadt oder am Namen?«
»Schon gut, lassen wir das. Was hat man sich dabei gedacht, hier eine hundert Meter breite Grasstraße anzulegen?«
»Oh, es ist keine Straße im alten Sinn. Das heißt, es ist keine Rennbahn für individuell gesteuerte Personenkraftfahrzeuge. Wenn die übrigen Gewächse gepflanzt sind, wird es ein hübscher, schattiger Spazierweg sein, auf dem die Leute zu ihren Aufgaben schlendern und dabei die angenehmen neuen Gebäudefassaden betrachten können.«
»Fabelhaft. Das wird den Leuten bestimmt gefallen«, meinte Blondel.
»Das dachten wir auch. In den Gebäuden selbst werden die verschiedenen amtlichen Organisationsbüros untergebracht. Wenn die erste Phase der Organisation und Erziehung abgeschlossen ist, werden sie der Öffentlichkeit als Behausung zur Verfügung gestellt – für jene, die es vorziehen, in städtischer Umgebung zu bleiben.«
Sie überquerten die breite Avenue, die völlig verlassen war bis auf einen kleinen Straßenköter, der mit der Nase am Boden seinen privaten Hundeinteressen nachging. Auf der anderen Seite faßte ein mit gemeißeltem Laubwerk verzierter Randstein einen breiten Gürtel von Blumenbeeten ein, die wie Edelsteine auf einem grünen Samtkissen leuchteten. Die Gebäude, ein jedes verschieden in Bauart und Farbe, waren in großzügigen Abständen voneinander gebaut und miteinander durch blumengesäumte Wege verbunden. Das Trio blieb vor einer schimmernden, blaßpurpurnen Fassade mit geschwungenem Giebeldach stehen.
»Oh, ich glaube, das sind ja Geschäfte!« rief Nelda erfreut und blickte neugierig auf die Schaufenster hinter einigen blumigen Sträuchern neben dem breiten Eingang.
»Ja, allerdings«, stimmte der Monitor zu. »Es gibt dort Waren, die Ihrer gegenwärtigen, merkwürdigen Wirtschaft entsprechen. Ich glaube, es wird Sie angenehm überraschen zu sehen, was dieser Planet an Nützlichem hervorbringen kann, wenn er angemessen geleitet wird, sogar bei seinem gegenwärtigen niedrigen Entwicklungsstand.«
Nelda rumorte in einer geräumigen Handtasche, die sie von irgendwoher beschafft hatte. »Himmel, und ich habe bloß noch einen Dollar und neunundsiebzig …«
»Die alte Währung benötigen Sie nicht mehr, Madam«, versicherte der Monitor. »Jegliches entstandene Soll wird gegen Ihre Grundquoten abgerechnet.«
»Sie meinen – ich kann ein Kreditkonto eröffnen?«
»So könnte man es nennen …«
»Ich kann Einkaufen nicht ausstehen«, sagte Nelda beglückt, »aber ich brauche unbedingt ein paar Kleinigkeiten …«
Blondel folgte ihr, als sie in den Laden drängte, und beäugte mißtrauisch die ausgelegten Waren. Da gab es Küchenutensilien, Bücher, Angelzeug und aus glattem Plastik geformte Möbel mit Polstern in lebhaften Farben. Blondel blieb stehen und bewunderte ein farbig emailliertes Autochassis ihm unbekannter Bauart mit individuellem Antrieb der vier Räder und Einziehvorrichtung wie bei einem Flugzeug.
Er sah auf, als er einen Aufschrei von Nelda hörte. »Hier gibt es Kleider! Himmel, hoffentlich haben sie auch etwas für füllige Mädchen!«
»Aber gewiß, es ist Vorsorge getroffen für deformierte Personen aller Arten«, versicherte Pekkerup. »Sobald die Ernährungsprogramme
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