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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Worte, die die Ärztin und Herzog Ormin als nächstes wechselten, denn ich beobachtete den Wachkommandanten, der mit zwei seiner Hauptleute sprach, zwei einschüchternd großen, ernst aussehenden Männern, bewaffnet mit Doppelschwertern. Als er uns bemerkte, nickte der Wachkommandant den beiden Männer zu. Sie entfernten sich und stellten sich ein paar Schritte entfernt auf.
    »Doktor«, sagte Wachkommandant Adlain in einer offenen, freundlichen Art und streckte den Arm zur Ärztin aus, so als wolle er zu ihrer entfernten Schulter greifen, damit sie sich zur Seite drehen mußte. »Guten Tag. Wie geht es Euch? Schon alles ausgepackt? Habt Ihr Euch schon wieder eingelebt?«
    »Mir geht es gut, Herr. Wir haben uns noch nicht vollständig wieder eingerichtet. Und Ihr?«
    »Oh, ich…« Der Wachkommandant sah sich nach hinten um, dann zog sich ein Ausdruck der Überraschung über sein Gesicht. »Ach. Da ist Ulresile. Und wer könnte das da sein?«
    Er und die Ärztin drehten sich um zu Herzog Ulresile und einem großen, bronzefarben aussehenden Mann mittleren Alters, bekleidet mit fremdartigen, lose wallenden Gewändern und einem kleinen Dreizack als Kopfbedeckung. Herzog Ulresile lächelte seltsam beflissen. Hinter ihm stand der neue Herzog Walen, den Kopf gesenkt und die dunklen Augen halb geschlossen.
    Der bronziert wirkende Fremde hatte eine auffallend große Nase, und darauf hockte ein seltsames Metallgestell mit zwei darin eingelassenen münzgroßen Glasscheiben, eine vor jedem Auge. Er nahm dieses Gestell mit einer Hand ab, als ob es ein Hut wäre (diesen behielt er auf), und vollführte eine tiefe Verbeugung. Ich erwartete halb, daß sein Hut herunterfallen würde, aber anscheinend wurde er von den Nadeln mit Edelsteinköpfen an Ort und Stelle gehalten.
    Als er sich wieder aufrichtete, redete der Kerl mit der Ärztin in einer Sprache, die nichts von alledem glich, was ich jemals gehört hatte, voller seltsamer gutturaler Laute und komischer Tonmodulationen.
    Sie sah ihn ausdruckslos an. Sein freundlicher Gesichtsausdruck schien zu wanken. Herzog Walens Augen verengten sich zu Schlitzen. Ulresiles Lächeln wurde breiter, und er holte tief Luft.
    Dann grinste die Ärztin, streckte die Hand aus und ergriff die des Fremden. Sie lachte und schüttelte den Kopf, und aus ihrem Mund sprudelte ein Schwall von Lauten, die sich ziemlich genauso anhörten, wie die, die der Fremde hervorgebracht hatte. Aus dem ganzen schnellen Geplapper hörte ich nur die Worte ›Drezen‹ (obwohl es sich mehr wie ›Drech-tsen‹ anhörte), ›Pressel‹, ›Vosill‹ und mehrmals etwas, das sich wie ›Ku-dun‹ anhörte, heraus. Die beiden standen da und strahlten sich freudig an und redeten unaufhörlich, während der ganzen Zeit lachend, kopfschüttelnd und nickend. Ich beobachtete, wie das Lächeln in Herzog Ulresiles Gesicht allmählich schwand, verwelkend wie eine abgeschnittene Blume. Der verschlossene, mürrische Ausdruck im Gesicht des neuen Herzogs Walen blieb unverändert. Der Wachkommandant Adlain sah weiterhin mit fasziniertem Gesicht zu, wobei sein Blick immer wieder kurz zu Ulresile huschte und ein winziges Lächeln seine Lippen umspielte.
    »Oelph«, hörte ich die Ärztin sagen, und sie wandte sich mir zu. »Oelph«, sagte sie noch einmal und streckte eine Hand zu mir aus. Sie grinste immer noch breit.
    »Dies ist Gaan Kuduhn aus Drezen! Gaan Kuduhn«, sagte sie zu dem Fremden. ›Plapperplapper‹ (so hörte es sich zumindest für mich an) – »Oelph«. Ich erinnerte mich, daß die Ärztin mir mal erklärt hatte, Gaan sei so etwas wie ein diplomatischer Teilzeit-Rang.
    Der große, bronzehäutige Mann nahm erneut das Drahtgestell von der Nase und verneigte sich vor mir. »Ik bin druckt Euch zu kennen, Welph«, sagte er langsam in einer Sprache, die entfernt der haspidianischen ähnelte.
    »Sehr erfreut, Herr Kuduhn«, sagte ich und verneigte mich ebenfalls.
    Sie stellte auch Herzog Ormin vor. Der Gaan hatte Walen, Ulresile und den Wachkommandanten bereits kennengelernt.
    »Der Gaan stammt von einer Insel, die derselben Gruppe angehört wie meine Heimatinsel«, erklärte die Ärztin. Sie wirkte aufgedreht und erregt. »Er war vom alten Herzog Walen von Cuskery hierher eingeladen worden, um über Handelsbeziehungen zu sprechen. Er nahm eine vollkommen andere Strecke als ich, aber anscheinend hat er genauso lange gebraucht. Er ist beinahe genauso lange wie ich schon von Drezen weg, deshalb bringt er wenig Neuigkeiten mit,

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