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Inversionen

Inversionen

Titel: Inversionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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begleitet, unternahm ihren täglichen Verdauungsspaziergang wie gewöhnlich kurz nach dem Frühstück. An diesem Tag führte sie ihre Strecke zu einem der höheren Türme im Ostflügel, wo sie, wie sie wußte, Zugang zum Dach haben würde. Es war ein schöner, klarer Tag, und die Aussicht könnte besonders hübsch sein, der Blick über das Palastgelände bis zu den Türmen und Kuppeln der Stadt Crough, die Ebene dahinter und die Hügel in weiter Ferne.
    »Ach, DeWar!«
    Der Oberste Leibwächter DeWar saß in einem großen, mit einem Tuch abgedeckten Sessel, der eines von ungefähr zwanzig Möbelstücken war, die im Turmzimmer abgestellt waren. Seine Augen waren geschlossen, sein Kinn ruhte auf der Brust. Sein Kopf ruckte hoch, er sah sich um und blinzelte. Die Konkubine Perrund setzte sich in einen Sessel neben dem seinen, wo sich ihr rotes Kleid leuchtend gegen das Dunkelblau des Tuches abhob. Der weiß gekleidete Wacheunuche stand an der Tür.
    DeWar räusperte sich. »Ah, edle Dame Perrund«, sagte er. Er richtete sich im Sessel auf und strich seine schwarze Tunika glatt. »Wie geht’s?«
    »Freut mich, Euch zu sehen, DeWar, wenn es mich auch überrascht«, sagte sie lächelnd. »Ihr saht so aus, als ob ihr schlummertet. Ich dachte, von allen Leuten wäre der Oberste Leibwächter des Protektors der letzte, der zur Tageszeit Schlaf benötigt.«
    DeWar sah zu dem Wacheunuchen hinüber. »Der Protektor hat mir den Xamis-Morgen frei gegeben«, sagte er. »Es findet ein formelles Frühstück für die Delegation aus Xinkspar statt. Überall sind Wachen postiert. Er meint, ich sei überflüssig.«
    »Ihr seid anderer Ansicht.«
    »Er ist umgeben von Männern mit Waffen. Allein der Umstand, daß unsere Wachen da sind, bedeutet nicht, daß keine Gefahr besteht. Natürlich bin ich der Meinung, ich sollte dort sein, aber er läßt sich nichts sagen.« DeWar rieb sich die Augen.
    »Dann seid Ihr also aus Verärgerung entschlummert?«
    »Habe ich so ausgesehen, als ob ich schliefe?« fragte DeWar unschuldig. »Ich habe lediglich nachgedacht.«
    »Und Ihr machtet den Eindruck, als ob ihr sehr tief in Gedanken versunken wäret. Zu welchem Schluß seid Ihr gekommen?«
    »Daß ich nicht so viele Fragen beantworten muß.«
    »Eine kluge Entscheidung. Die Leute sind so schrecklich neugierig.«
    »Und Ihr?«
    »Oh, ich denke selten nach. Es gibt so viele Leute, die denken – oder denken, daß sie denken –, und das besser können als ich. Es wäre eine Anmaßung.«
    »Ich meine, was führt Euch hierher? Befindet Ihr Euch auf Eurem Morgenspaziergang?«
    »Ja. Ich atme gern die Luft auf dem Dach.«
    »Ich muß daran denken, daß ich mich das nächste Mal, wenn ich nachdenken möchte, nicht hier niederlasse.«
    »Ich ändere meine Strecken, DeWar. Es gibt im ganzen öffentlichen Teil des Palastes keinen Zufluchtsort, der vor mir sicher wäre. Der einzige Platz, wo ihr vielleicht ungestört seid, sind Eure eigenen Gemächer.«
    »Ich werde versuchen, daran zu denken.«
    »Gut. Ich nehme an, Ihr seid jetzt glücklich?«
    »Glücklich? Weshalb das?«
    »Auf das Leben des Protektors wurde ein Anschlag verübt. Soweit ich unterrichtet bin, wart Ihr zugegen.«
    »Ach, das meint Ihr.«
    »Jawohl, das.«
    »Ja, ich war zugegen.«
    »Also, dann seid Ihr jetzt glücklich? Als wir uns das letzte Mal unterhielten, drücktet Ihr Euer Unbehagen darüber aus, daß es in letzter Zeit so wenige Mörder gibt, da Ihr dies als unbestreitbaren Beweis dafür ansaht, daß wir ringsum von ihnen umgeben sind.«
    DeWar lächelte wehmütig. »Ah, ja. Aber – nein, ich bin nicht glücklicher als vorher, edle Dame.«
    »Das dachte ich mir.« Die Dame Perrund erhob sich, um zu gehen. DeWar stand mit ihr auf. »Soweit ich weiß, stattet uns der Protektor später am Tag einen Besuch im Harem ab«, sagte sie. »Werdet Ihr Euch dann zu uns gesellen?«
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Ich überlasse Euch jetzt Eurem Nachdenken.« Die Dame Perrund lächelte, dann ging sie zu der Tür, die aufs Dach führte, gefolgt von dem Wacheunuchen.
    DeWar sah ihr und der Wache nach, dann reckte er sich und gähnte.
     
    Die Palastkonkubine Yalde war eine Lieblingsgespielin des Generals YetAmidous und wurde oft in sein Haus im Palastgelände gerufen. Das Mädchen konnte nicht sprechen, obwohl sie allem Anschein nach eine Zunge hatte und mit allem anderen ausgestattet war, was man zum Sprechen braucht, und Imperialisch ziemlich gut und die Einheimischensprache der Tassasen

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