Inversionen
Blattgold überzogen. Goldgewirktes Tuch hing vom riesigen Bettgestell herab. Es war in der Mitte der Decke zu einer großen Schließmuskelform gerafft und bildete auch die Vorhänge. Gemälde und Spiegel bedeckten jedes Fleckchen Wand, und Skulpturen – vor allem Nymphen und ein paar von den alten liederlichen Göttinnen – standen am Boden oder auf den Tischen, Schreibtischen und Anrichten, wo ein wahrhaftes Durcheinander von etwas, das aussah wie menschliche Schädel, überzogen mit Blattgold, verstreut herumlag. Die Teppiche waren von einem weichen, glänzenden Blauschwarz und bestanden meiner Vermutung nach aus Zuleonfell aus dem tiefen Süden. Sie waren so dick, daß es mich nicht erstaunte, daß das Gehen darauf irgendwie beunruhigend gewesen war.
Sklavenmeister Tunch sah bei Tageslicht auch nicht besser aus als bei Kerzenschein. Sein Fleisch war überall aufgedunsen und farblos, und sein Körper hatte einen beängstigenden Umfang, selbst für einen so großen Mann. Er stöhnte, und eine fette Hand erhob sich flatternd wie ein teigiger Vogel. Seine Frau ergriff sie und hob sie einhändig an ihre Wange. Die Art und Weise, wie sie versuchte, beide Hände zu benutzen, hatte etwas sonderbar Ungeschicktes, das mich befremdete.
Die Ärztin drückte und stieß den riesigen Leib an einer Vielfalt von Stellen. Der Mann stöhnte und winselte, gab jedoch kein verständliches Wort von sich.
»Wann hat dieser Zustand des Aufgeblähtseins angefangen?« fragte sie.
»Vor etwa einem Jahr, glaube ich«, sagte die Dame. Die Ärztin sah sie verwundert an. Die Dame machte ein verschämtes Gesicht. »Wir haben erst vor einem halben Jahr geheiratet«, sagte die Frau des Sklavenmeisters. Die Ärztin bedachte sie zunächst mit einem eigenartigen Blick, doch dann lächelte sie.
»Klagte er anfangs über starke Schmerzen?«
»Die Hausdame hat mir erzählt, daß seine letzte Frau gesagt habe, es sei etwa im Herbst gewesen, als er zum ersten Mal die Schmerzen bekam, und dann wurde sein…« Sie klopfte sich auf die Taille. »Dann nahm sein Leibesumfang zu.«
Die Ärztin fuhr fort, den gewaltigen Körper zu knuffen. »Wurde er schlecht gelaunt?«
Die Dame lächelte, ein kleines, zögerliches Lächeln. »Oh, ich meine, er war immer… er gehörte noch nie zu denen, die Narren um sich herum dulden.« Sie schlang die Arme um sich selbst und ächzte vor Schmerz, bevor sie die Arme überkreuzen konnte, und machte sich daran, ihren linken Oberarm mit der rechten Hand zu massieren.
»Habt Ihr Schmerzen im Arm?« fragte die Ärztin sie.
Die Dame wich zurück, die Augen weit aufgerissen. »Nein!« rief sie aus, fest den Arm umklammernd. »Nein. Meinem Arm fehlt gar nichts. Alles in Ordnung.«
Die Ärztin zog das Nachthemd des Mannes herunter und deckte ihn wieder zu. »Nun, ich kann nichts für ihn tun. Am besten läßt man ihn schlafen.«
»Schlafen?« jammerte die Frau. »Den ganzen Tag, wie ein Tier?«
»Tut mir leid«, sagte die Ärztin. »Ich hätte sagen sollen, am besten läßt man ihn in seiner Bewußtlosigkeit in Ruhe.«
»Könnt Ihr den gar nichts für ihn tun?«
»Eigentlich nicht«, sagte die Ärztin. »Die Krankheit ist so weit fortgeschritten, daß er jetzt kaum noch Schmerzen empfindet. Es ist unwahrscheinlich, daß er wieder richtig zu sich kommt. Ich kann Euch ein Rezept für ein Mittel ausschreiben, falls das doch geschehen sollte, aber ich kann mir vorstellen, daß sein Bruder bereits für diesen Fall vorgesorgt hat.«
Die Dame nickte. Sie starrte das unförmige Gebilde an, das ihr Gatte war, eine Faust vor den Mund haltend, mit den Zähnen auf den Knöchelnd herumbeißend. »Er wird sterben.«
»Mit ziemlicher Sicherheit. Es tut mir leid.«
Die Dame schüttelte den Kopf. Schließlich riß sie den Blick vom Bett los. »Hätte ich Euch früher rufen sollen? Wenn ich es getan hätte, wäre es dann…«
»Es hätte keinen Unterschied gemacht«, antwortete die Ärztin. »Es gibt nichts, was irgendein Arzt für ihn hätte tun können. Manche Krankheiten sind nicht behandelbar.« Sie blickte – mit einem kalten Gesichtsausdruck, wie mir schien – auf den Körper hinab, der schwer schnaufend auf dem großen Bett lag. »Zum Glück sind manche auch nicht übertragbar.« Sie sah zu der Dame auf. »In dieser Hinsicht braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.« Sie sah sich zu den Dienerinnen um, während sie das sagte.
»Was bin ich Euch schuldig?« fragte die Gattin.
»Was immer Ihr für angemessen haltet«,
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