Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
Vom Netzwerk:
ist nicht gut. Er soll mich anrufen. Ich meine, er hat mit mir geredet, als
wäre ich ihm lästig. Und ich rufe keine Menschen an, die mich so behandeln. Und
zugegeben, es bringt einen nicht zwangsläufig weiter, wenn man übertrieben
stolz reagiert, aber so ein bisschen Stolz hat noch keinem geschadet.
    Ich gehe in
Richtung Bushaltestelle, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist Paul. Und
ich weiß nicht, ob ich mit ihm reden will. Was ich nämlich weiß, ist dass ich
keine Lust habe, mir Eifersucht vorwerfen zu lassen. Und ich habe auch keine
Lust, mich zu rechtfertigen. Ich habe auch keinen Grund dazu. Aber vielleicht
will er mir gar nichts vorwerfen. Vielleicht will er sich entschuldigen. Und
das werde ich nur wissen, wenn ich rangehe.
    „Ja?“
    „Marie?“
    „Was willst
du?“
    „Wissen, wo
du bist.“
    „Weg.“
    „Ja, das
ist mir auch aufgefallen, aber wo?“
    „Ich bin
gleich am Bus...“
    „Du fährst
nach Hause?“
    „Sieht so
aus...“ Also, wenn er nicht gleich mit einer Entschuldigung kommt, lege ich
auf.
    „Ich
dachte, wir schauen noch einen Film...“
    „Ach? Einen
Film...“
    „Was ist
denn los?“
    „Wenn dir
nicht einmal klar ist, was los ist, dann sollten wir aufhören zu telefonieren.“
    „Was kann
ich dafür, dass sie mich angerufen hat?“
    „Du kannst
nichts dafür, dass sie dich angerufen hat.“
    „Warum bist
du dann so sauer?“
    „Du kannst
zwar nichts dafür, dass sie dich angerufen hat, aber du kannst sehr wohl etwas
dafür, wie lange du mich hast warten lassen, und du kannst sehr wohl etwas
dafür, dass du mich so schwach angeredet hast... Oder war das auch ihre
Schuld?“
    „Hör mal,
ich war am Telefon... und immer wieder bringst du Kommentare, die es nicht einfacher
gemacht haben, außerdem war das nicht so lange...“
    „Wir haben
ganz offensichtlich ein ziemlich unterschiedliches Zeitempfinden...“
    „Anscheinend...“
    „War das
dann alles?“, frage ich spitz.
    „Nein...“,
antwortet er nüchtern.
    „Was gibt
es denn noch?“
    „Ich will
nicht mit dir streiten...“
    „Zu dumm.“
    „Marie,
komm doch wieder her und lass uns reden.“
    „Worüber?“
    „Die
Situation...“
    „Gibt es da
etwas Bestimmtes, das du mir noch nicht gesagt hast?“, ignoriere ich seinen
Vorschlag.
    „Wie zum
Beispiel?“
    „Hat Helene
deine Gefühle einfach falsch eingeschätzt, oder hast du ihr Anlass dazu gegeben
zu denken, dass du mehr für sie empfindest?“
    „Was willst
du eigentlich wissen? Ich meine, auf was genau spielst du an?“
    „Ich meine
die Frage ganz genauso, wie ich sie gestellt habe...“
    „Du willst
wissen, ob nach der Gartenhütte noch etwas zwischen uns war?“
    „Ja, das
will ich...“ Mein Herz rast, und ich weiß nicht, ob ich es wirklich wissen
will. Ich weiß nicht, ob ich hören will, dass da noch etwas war. Aber ich bin
mir sicher, dass da noch was gelaufen ist. Er schweigt. Und auf einmal bin ich
mir sicher, dass ich es wissen will. „Sag es...“
    „Marie, was
spielt das noch für eine Rolle?“
    „Du hast
noch einmal mit ihr geschlafen, richtig?“ Keine Antwort. „Oder vielleicht war
es ja nicht nur einmal. Vielleicht hast du ja die Chance gleich mehrfach
genutzt?“
    „Es war nur
einmal...“
    Abrupt
bleibe ich stehen. „Was?!“
    „Ich will
dich nicht belügen...“
    Eine Weile
sage ich nichts. „War es Lust oder Verzweiflung?“
    „Können wir
nicht persönlich darüber reden...“
    „Wir reden
doch persönlich.“
    „Ich
meine...“
    „Ich weiß,
was du meinst“, unterbreche ich ihn. „Ich weiß allerdings nicht, ob ich mich
nicht übergeben muss, wenn ich dich sehe.“
    „Marie...“
    „Was?“
    „Ich liebe
sie nicht...“
    „Na und?“
    „Ich liebe
dich... und das seit Jahren.“
    „Damit
kannst jetzt auch nicht punkten, Paul. Du hast sie gevögelt.“
    „Ja, weil
ich dachte...“
    „Beruhigend
zu wissen, dass da überhaupt noch was passiert in deinem kümmerlichen, kleinen
Hirn.“
    „Marie...“
    „Sag nicht
ständig meinen Namen... Was soll das?“
    „Es tut mir
Leid...“
    „Ja, mir
tut es auch Leid.“
    „Marie, es
tut mir wirklich Leid... Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich habe das nur
getan, weil...“
    „Du hast es
getan. Punkt.“ Und in diesem Augenblick schießt mir ein Bild in den Kopf, das
ich nicht sehen will. Paul liegt auf Helene. Er schläft mit ihr. Und es tut
weh. Es tut unbeschreiblich weh.
    „Marie,
bist du noch dran?“
    „Ich muss
erst mal nachdenken... “
    Als ich

Weitere Kostenlose Bücher