Irgendwo dazwischen (komplett)
uns nicht auf, weil sie gerade jetzt vögeln müssen. Igitt . Mein Bruder und Lili. Ugh . „Komm, lass uns
eine rauchen.“
„Ich sehe
es gar nicht ein, hier zu warten.“ Ich drücke noch einmal auf die Klingel.
„Mensch,
Emma.“
„Nichts,
Mensch Emma...“ Leni schüttelt den Kopf. Dann summt es, und wir können endlich
rein. „Das wurde aber auch Zeit“, schimpfe ich.
Mit dem
Fahrstuhl fahren wir nach oben. Vor meinem inneren Auge presst Elias Körper
Lili an die Wand, ihre Beine sind um Elias Becken geschlungen. Sie klammert
sich an seinen Schultern fest. Er hält sie am Hintern. Sie atmet schwer. Die
Türen des Aufzuges öffnen sich. Hoffentlich sind sie fertig, bis wir an der Tür
ankommen. Im Flur hört man keinen Laut, alles ist still. Ich drücke auf die
Klingel. Und wenige Sekunden später öffnet Elias die Tür. Er ist außer Atem.
Sein Gesicht hochrot, seine Haare zerzaust. Na, wunderbar. Er trägt
Putzhandschuhe. Ich starre ihn an. Wofür haben die Putzhandschuhe gebraucht?
Ich glaube, das will ich lieber gar nicht wissen.
„Hallo...
kommt rein...“
„Putzt
du?“, fragt Leni irritiert.
Er nickt
hastig. „Ich bin noch nicht ganz fertig.“
„Das sieht
man...“ In meiner Stimme ist ein unüberhörbarer sarkastischer Unterton.
„Wir hatten
die Pinsel vom Malern in der Badewanne... alles ist blau.“
„Wir können
ja helfen...“, biete ich an, und schiebe mich an ihm vorbei ins Bad, wo Lili
über dem Badewannenrand hängt und mit einem Schwamm eifrig schrubbt. Auch ihr
Gesicht ist knallrot.
„Das geht
nicht weg...“ Sie schaut hoch. „Ah, hallo Emma...“ Sie haben tatsächlich
geputzt. „Habt ihr lange warten müssen?“ Ich nicke. „Tut mir Leid... wenn die
Tür zum Bad zu ist, hört man die Klingel so schlecht.“
„Macht ja
nichts“, sagt Leni, als ich nicht reagiere.
„Machen wir
später weiter, Kleines.“ Sie richtet sich auf und wirft den Schwamm in die
Wanne.
„Wir
sollten Waschbenzin kaufen...“
„Gut, dann
fahren wir morgen zum Bauhaus...“ Elias zieht die Putzhandschuhe aus. „Gib mir
deine auch.“ Lili hält ihm ein zweites Paar entgegen. Er dreht sie um und legt
sie auf den Waschbeckenrand. „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen.“ Etwas verwirrt
verlasse ich das Bad. Wir setzen uns an den Tisch. Im Hintergrund läuft leise
Musik. „Wollt ihr einen Kaffee?“ Leni und ich nicken. „Du auch, Kleines?“
„Lieber
einen Schluck Wasser... mein Mund ist so trocken.“ Zärtlich streift er über
ihre Wange und lächelt.
„Kein
Wunder.“ Dann geht er in die Küche. Tassen klappern, die Kaffeemaschine brummt,
und Schränke gehen auf und zu. Dann klingelt es an der Tür.
„Ich mach
auf“, sagt Lili und verschwindet im Flur.
Marie
Noch nie
war ich so nervös. Und wenn doch, dann habe ich es vergessen. Mein Finger ist
ausgestreckt. Es fehlen nur noch Millimeter. Los, Marie, gib dir einen Ruck.
Drück auf die Klingel. Und plötzlich, völlig unvermittelt geht die Tür auf. Und
vor mir steht Pauls Vater.
„Marie...“
„Ähm,
hallo...“, stottere ich.
„Schön,
dich mal wieder zu sehen.“
„Ja, finde
ich auch.“ Neben ihm erscheint eine junge Frau.
„Simona,
dass ist Marie... Marie, Simona, meine Freundin.“ Ich schüttle ihr die Hand.
Wir lächeln. „Paul hat nicht gesagt, dass du kommst.“
„Wir haben
nichts ausgemacht, ich bin ganz spontan hier.“ Das ist die größte vorstellbare
Lüge. Wir haben zwar nichts ausgemacht, aber spontan? Nein. Sicher nicht. Ich
habe Stunden mit mir gerungen. Tage. Und dann endlich hatte ich den Mut dazu.
Und nun stehe ich hier. „Ist Paul da?“
„Er ist in
der Wohnung oben.“
„Wie in der
Wohnung oben?“
„Ja, hat er
das gar nicht erzählt?“
„Was
erzählt?“
„Simona
wird hier einziehen, und da vergangene Woche die Wohnung im ersten Stock frei
geworden ist, ist er letzte Woche oben eingezogen.“ Ich verstehe das nicht.
Warum zieht Paul um, nur weil Simona einzieht. Simona wird ja wohl kaum in
Pauls Zimmer ziehen.
„Thomas,
wir müssen dann los.“ Sie schaut auf die Uhr. „Wir haben den Tisch für sieben
reserviert.“
„Oh... dann
müssen wir wirklich.“
„Nur eine
Frage noch.“
„Sicher,
frag nur...“ Er lächelt. Und wenn er lächelt, erinnert er mich an Paul.
„Warum ist
Paul ausgezogen? Ich meine, es geht mich nichts an, aber Ihre Wohnung ist doch
auch für drei Leute groß genug.“
„Simona ist
schwanger, wir bekommen ein Kind, und da brauchen wir den
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