Irgendwo dazwischen (komplett)
ihr auf uns zählen.“
„Ich bin
froh, dass ihr das so seht“, sagt Lia leise.
„ Wir sind froh“, verbessert sie Simon.
„Ja,
stimmt, wir sind froh.“ Er lächelt.
„Was ist
eigentlich mit deinem Studium?“
„Ich
studiere weiter... das machen viele Frauen. Ich muss eben ein paar Semester
kürzertreten.“ Lia ist wirklich bildschön. Sie hat ein ganz spezielles Gesicht.
Ein außergewöhnliches Gesicht. Ich glaube, es sind ihre Augen. Es ist nicht die
Farbe, es ist die Form.
„Hast du es
Papa schon gesagt?“, fragt Elias. Sie nickt. „Und?“
„Er freut
sich...“ Sie räuspert sich. „Er war bei dieser Frau , als ich ihn
angerufen habe... Ich habe sie im Hintergrund gehört.“
„Du weißt
von ihr?“, unterbricht sie Emma.
„Was für
eine Frau?“, fragt Leni verständnislos. Plötzlich werden alle still. Denn Leni
weiß von nichts. Leni wurde in dem Glauben gelassen, dass zwischen ihren Eltern
alles in Ordnung wäre. Wir alle starren sie an. Und jeder scheint dasselbe zu
denken. „Was für eine Frau?“, wiederholt Leni ihre Frage.
„Papa hatte
eine Freundin“, sagt Elias nach einigen Sekunden, die sich wie Stunden
anfühlen.
„Er hat ,
nicht hatte“, korrigiert ihn Lia.
„Was?“,
fragt Leni fassungslos. „Seit wann?“
Niemand
spricht. Nach einer Weile antwortet dann wieder Elias. „Schon länger... wie
lange genau, weiß ich nicht.“
„Woher
wisst ihr es?“
„Ich habe
die beiden zusammen gesehen.“ Emmas Tonfall ist ruhig.
„Wo?“
„Das ist
doch nicht so wichtig.“
„Mir
schon... wo hast du sie gesehen, Emma?“
Einen
Moment zögert Emma, dann antwortet sie, „Er hat mit ihr auf unserer Couch
geschlafen...“ Lenis Augen füllen sich mit Tränen.
„Ich weiß
aber nicht, ob er noch mit ihr zusammen ist“, sagt Elias, um die Situation zu
entschärfen.
„Hat sie
braunes, längeres Haar?“, fragt Lia. Emma nickt. „Ich denke, dann ist es noch
dieselbe Frau.“
„Woher
weißt du das?“, fragt Elias, und er scheint schockiert über Lias sachlichen
Tonfall.
„Ich habe
die beiden vor einigen Monaten gesehen. Ich habe ihn zur Rede gestellt, und da
hat er mir gesagt, dass er sie liebt.“
„Er hat
was? Ja, und was hast du gesagt?“
„Was hätte
ich schon sagen sollen? Es ist sein Leben. Ich habe nicht das Recht, mich da einzumischen.
Ich habe ihm gesagt, er soll es Mama sagen... ich habe gesagt, er soll sich von
Mama trennen, wenn er eine andere liebt.“
Lange sagt
Leni nichts mehr. Dann schließlich räuspert sie sich. Lia hält ihr ein
Taschentuch entgegen. „Ich dachte sie lieben sich. Ich dachte wirklich, sie
lieben sich.“ Große Tränen laufen über ihre Wangen. „Und ich hätte wirklich
nicht gedacht, dass mir keiner von euch etwas davon sagen würde.“ Enttäuscht
schaut sie zu ihren Geschwistern.
„Mir hat es
auch keiner gesagt, Leni“, sagt Lia nach einer Weile.
„Und ich
habe es Elias nur gesagt, weil er der einzige war, der da war. Mama und du wart
Skifahren, und Lia war verreist“, sagt Emma rechtfertigend.
„Und ich
hatte keine Ahnung, dass er noch immer mit ihr zusammen ist. Ich dachte
wirklich, er hätte es beendet.“ Elias schaut auf die Tischplatte.
Nach ein
paar Minuten betretenen Schweigens fragt Emma schließlich, „Ist sonst noch
etwas los mit dir, Leni?“ Sie schaut hoch. Ihre großen braunen Augen sind rot
und ein wenig geschwollen.
„Wie kommst
du darauf?“, fragt sie unsicher.
„Ich
dachte, ich hätte dich heute Morgen schon weinen hören.“
„Mich?“
Frische Tränen laufen über ihre Wangen.
„Entweder
dich oder Mama.“ Leni schweigt. Und mit diesem Schweigen wissen alle in der
Runde, dass Emma Leni gehört hat.
„Du musst
es nicht sagen“, sagt Lia und streichelt ihr liebevoll über den Kopf.
„Ich kann
auch raus gehen, wenn es dir unangenehm ist, dass ich...“, sagt Simon
vorsichtig.
„Nein...“,
unterbricht ihn Leni. „Du störst kein bisschen.“ Sie schaut ihn an, dann Emma.
„Ich habe einen großen Fehler gemacht.“
„Einen
Fehler? Was für einen Fehler?“, fragt Elias erstaunt. Sie wischt sich die
Tränen aus dem Gesicht.
„So schlimm
kann es doch nicht sein“, sagt Emma. Und ganz plötzlich ist da ein seltsames
Knistern in der Luft. Und nicht nur ich spüre das. Alle spüren es. „Was ist
denn Leni?“ Emmas Blick ist ängstlich.
„Emma“,
fängt Leni an, „ich habe das nicht getan, um dir wehzutun.“
„Was denn
getan?“ Ihre Stimme zittert. Leni rührt sich
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