Irgendwo dazwischen (komplett)
interessiert.
„Im dritten
Stock“, antwortet Emma.
„Du kennst
ihn also auch?“
„Er ist
mein Bruder...“
„Ah...
okay...“ Sie schaut zu mir. „Dann kennt ihr euch also alle über Elias?“
Ich
schüttle den Kopf. „Nein, ich kenne Elias über Emma. Wir sind seit Jahren
befreundet... Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?“, frage ich und zeige auf
sie und Joakim.
„Wir haben
uns in einer Bar kennengelernt.“ Clarissa ist hübsch. Doch sie hat so ein
Muttermal auf der Stirn, das mich irgendwie stört.
„Welche
Bar?“, fragt Emma.
„Wie heißt
die nochmal, Joakim?“
Er schenkt
Eistee in vier Gläser. „Für Freunde“, antwortet er abwesend.
„Und wo
genau ist das?“, frage ich, ein wenig zu interessiert. Ich klinge wie eine
Schwiegermutter.
„Am
Gärtnerplatz“, antwortet Clarissa lächelnd.
„Und wann
habt ihr euch kennengelernt?“, frage ich, um die Unterhaltung in Gang zu
halten.
„Vor ein
paar Tagen.“
„Ach, und
da seid ihr schon zusammen?“, frage ich erstaunt. Joakim stellt die vollen
Gläser nacheinander auf das Tablett.
„Für mich
war ganz schnell klar, dass ich mich in Joakim verliebt hatte... Ich wusste es
noch am ersten Abend.“ Eines der vollen Eisteegläser zerspringt auf den
Fliesen. Joakim springt zur Seite. Der Tee schwappt über den ganzen Boden und
läuft die Fugen entlang.
„Toll,
Joakim... Ganz toll...“, sagt Emma scharf.
„Aber das
war doch nur ein Glas“, sagt Clarissa besänftigend. „Er hat das sicher nicht
absichtlich gemacht.“ Und genau da liegt Clarissa falsch. Es war nicht nur ein
Glas. Es war viel mehr als nur ein Glas.
„Es war
mein Lieblingsglas“, poltert Emma. Clarissa schaut erst auf den Boden, dann auf
das Tablett.
„Es war
doch genau so eines, wie die, die noch auf dem Tablett stehen...“ Sie zeigt auf
die drei vollen Gläser. „Ein Ikea-Glas, wenn ich mich nicht irre...“
„Clarissa?“
Sie schaut mich an. „Was hältst du davon, wenn wir beide einfach das Tablett
nehmen und schon einmal auf den Balkon gehen... zu viert treten wir uns nur
gegenseitig auf die Füße, und außerdem haben wir beide keine Schuhe an...
nicht, dass wir uns die Füße aufschneiden.“
„Joakim,
soll ich dir nicht lieber helfen?“, fragt sie vorsichtig.
„Nein, ist
schon gut... geh nur mit Lili nach draußen... wir kommen dann gleich.“
Emma
„Ihr seid
also zusammen“, flüstere ich schroff. „Nicht nur manchmal, sondern so richtig.“
Ich knie in Eistee und hebe Glasscherben auf.
„Was geht
dich das eigentlich an?“, fragt Joakim wütend.
„Du hast
gelogen...“
„Nein, habe
ich nicht.“
„Ach nein?“
Ich schaue ihn an.
„Sie hat
das gesagt, nicht ich...“
„Ja, und
vor Schreck lässt du gleich ein Glas fallen.“
„Was soll
das eigentlich? Du bist schließlich mit Stefan zusammen.“
„Das tut
jetzt nichts zur Sache“, flüstere ich verärgert.
„Aha, und
warum nicht?“
„Na, weil
wir gerade von dir sprechen.“
„Nur damit
ich das richtig verstehe, du kannst dich von Stefan vögeln lassen, aber ich
soll bitte nicht mit Clarissa schlafen?“
„Du kannst
schon mit ihr schlafen.“
„Das ist
aber lieb, dass ich das darf...“ Er steht auf und nimmt eine frische
Küchenrolle aus der Packung.
„Das ändert
nichts an der Tatsache, dass du gelogen hast.“
Wir knien
einander gegenüber. Seine Augen sind zwei kleine Schlitze, die mich wütend
anstarren. „Ich habe nicht gelogen...“
„In
Finnland ist also lügen etwas anderes als hier, ja?“
„Ach, lass
mich einfach in Ruhe, du blöde Kuh.“
Ich stehe
auf. „Blöde Kuh?“, schreie ich ihn an. „Du nennst mich eine blöde Kuh?“
„Sieht ganz
so aus.“
„ Du nennst mich eine blöde Kuh?“, frage ich noch einmal.
„Du bist
doch auch eine blöde Kuh...“, sagt er grinsend.
„Ach, räum
doch deinen Scheiß alleine auf.“ Ich schaue auf den Boden und mache dann
vorsichtig einen Schritt in Richtung Flur.
„Und das
ist alles?“
Ich drehe
mich um. „Was meinst du?“
„Also du
bist mit Stefan zusammen und ich mit Clarissa.“
„Genau“,
sage ich kalt.
„Ich wollte
nur sicher gehen“, zischt er.
„Na,
dann...“ In dem Moment, als ich mich wieder umdrehe, packt er mich an Arm und
zieht mich wieder zurück. „Was soll das?“, frage ich erschrocken. „Lass mich
los.“ Seine Hand umfasst mein Handgelenk. Ich schaue auf den Boden. Genau hier
lag er auf ihr. „Es ist mir vollkommen egal, dass du mir ihr
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