Irgendwo dazwischen (komplett)
dass sie kein Deutsch spricht...“ Er schaut mich böse an. „Ist doch
wahr, ich meine, dein Vater war deutsch, sie hätte doch wahrlich genug Zeit
gehabt es zu lernen, findest du nicht?“
„Was ist
denn los?“, säuselt Grete auf Finnisch.
„Nichts“,
sagt Joakim und zwingt sich zu einem Lächeln, das so gestellt aussieht, dass
ich fast lachen muss.
„Na,
jedenfalls habe ich sie eingeladen.“ Grete schaut zu Joakim, dann zu mir.
„Natürlich nur, wenn dir das recht ist, Emma.“ Sie sagt das wieder in einer
Geschwindigkeit, als wollte sie unbedingt einen Schnellsprech-Wettbewerb
gewinnen.
„Nein, es
ist mir nicht recht“, sage ich lächelnd.
„Es ist dir
nicht recht?“, fragt sie verwundert.
„Nein, ist
es nicht... und wenn wir schon dabei sind, ich will von dieser Frau nichts mehr
hören... Kein Wort mehr.“
„Emma!“,
sagt Joakim laut.
„Du
wolltest doch, dass ich finnisch spreche.“
„Mama, sie
meint das nicht so.“
„Oh doch,
sie meint es so...“, sage ich laut. „Kein Wort mehr von dieser Hana, oder ich
gehe.“
Sie schaut
mich lange an. Ihr Blick ist giftig. „Dann werde ich ihr eben sagen, dass sie
nicht erwünscht ist.“
Ich nicke.
„Gut, tu das.“
„Nein, das
wirst du nicht“, sagt Joakim sanft. „Sie ist jederzeit willkommen.“
„Was?!“,
schreie ich ihn an. „Sie ist was?“ Grete lächelt und Joakim schaut mich vorwurfsvoll
an. Dann stehe ich auf und verlasse die Küche.
„Warum
übertreibst du so?“
„Ich
übertreibe nicht“, sage ich stur.
„Ich will
doch nichts von Hana.“
„Das wäre
ja noch schöner!“, schreie ich ihn an. Eine Weile stehen wir nur da und schauen
uns an. „Wenn sie kommt, gehe ich.“
„Mein Gott,
Emma!“
„Nichts, mein
Gott Emma !“
„Sie ist
eine Freundin.“
„Du warst vier
Jahre mit ihr zusammen, du hast mit ihr geschlafen, du hast sie geliebt...
sie ist wohl kaum nur eine Freundin.“
„Es ist
doch schon ewig aus zwischen uns“, sagt er seufzend.
„Gut, dann
lade ich Stefan ein...“
„Wenn du
willst...“ Und in diesem Moment wird mir klar, dass ich vor Jahren in eine
Sackgasse gefahren bin. Ich habe es immer wieder gespürt, aber so richtig
verstanden habe ich es nie. Ich wollte es nicht verstehen. Was will ich hier?
Ich fühle mich hier nicht zuhause. Und ich habe mich nie zu Hause gefühlt. Es
an der Zeit, dass ich umdrehe und kehrt mache. Raus aus der Sackgasse. Ich
verlasse das Zimmer. „Wo willst du hin?“, fragt Joakim verwundert und folgt mir
in den Flur.
„Nach
Hause“, murmle ich vor mich hin.
„Aber wir
sind doch zu Hause.“
„Nein, du bist zu Hause.“ Joakim macht ein abschätziges Geräusch, dann geht er ins
Wohnzimmer und knallt die Tür hinter sich zu. Ich schleppe mich durch den Flur.
Vincent und Luis schlafen schon. Leise öffne ich die Tür zu ihrem Zimmer.
„Und wann
bist du wieder da?“, fragt Vincent verstört.
„In ein
paar Wochen“, sage ich lächelnd.
„Sind wir
schuld?“, fragt er mit Tränen in den Augen.
„Aber nein,
ihr seid nicht schuld.“ Ich streichle ihm sanft über die Wange. „Ich möchte nur
meine Familie und meine Freunde besuchen...“
„Können wir
mitkommen?“
„Ja, mit!“,
sagt Luis.
„Ich bin
bald wieder zurück, und dann fahren wir zusammen nach München... ich suche dort
eine schöne Wohnung.“
„Aber Papa
bleibt hier, oder?“
„Ja, er
passt auf euch auf...“, sage ich leise. „Er wird mit euch spielen, euch etwas
zu Essen machen, euch ins Bett bringen...“ Eine halbe Stunde später lege ich
Luis ins Bett, Vincent kann das alleine . Dann gebe ich beiden einen Kuss
und schalte das Licht aus.
Hin- und
Rückflug. Abflug 00:05, Ankunft 02:25. Ich muss Lili anrufen. Und meine
Zweckfreundin, Marit. „Ja, meine Mutter braucht mich... Ein Notfall? Nein, es
ist kein Notfall... ja, ich weiß, dass es spät ist... und du bist dir sicher,
dass die mich mitfliegen lassen? Ja?... Vielen Dank... Ja, lass am Handy
anklingeln, Joakim schläft... gut, dann bis später...“ Ich lege auf. Marit war
noch nie wirklich schnell, wenn es darum ging, die einfachsten Dinge zu
verstehen. Aber sie kommt. Und auch, wenn ich es nicht gedacht hätte, ihre
Kontakte sind nützlich. Ich setze mich an den Schreibtisch und greife nach
einem Block und einem Stift.
Ich kann
so nicht weitermachen. Ich kann nicht länger ignorieren, dass nichts so läuft,
wie ich es mir wünsche. Ich kann nicht länger nur Hausfrau und Mutter sein. Du
sagst immer,
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