Irgendwo dazwischen (komplett)
die damit verbunden wären, wenn ich
tatsächlich diese andere wäre, mache ich mir Sorgen, wenn ich wirklich die
andere bin. Abèr sischèr noch nischt jetzt. Gute Nacht, kleine, braungebrannte
Giselle. Es hat sich aus-gisellet.
Emma
Die Situation in der Küche war seltsam. Wie er sie angesehen hat.
Er hat sie angeschaut, wie Stefan mich immer angesehen hat. Gut, Lili sah heute
anders aus. Aber sein Blick ist förmlich an ihr kleben geblieben. Ich bilde mir
da sicher etwas ein. Lili würde mir sagen, wenn da etwas wäre. Ich bin da
vielleicht nicht gerade das Paradebeispiel, aber ich war auch nicht die, die
gesagt hat, dass man Dinge nicht totschweigen sollte, sondern darüber reden.
Das war Lili. Also würde sie es mir sagen. Ich meine, ich bin ihre beste
Freundin.
Und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass da was nicht stimmt.
Er hatte nichts mit Giselle. Warum? Elias ist auch nur ein Kerl. Und Giselle
würde so leicht keiner von der Bettkante stoßen. Zumindest keiner, der nicht
komplett gestört ist. Außer natürlich, meine Mutter hat recht, und es gibt eine
andere. Aber wenn es eine andere gäbe, würde er es mir doch sicher sagen. Ich
bin seine Schwester. Ich rede mit ihm auch über Clemens. Und zugegeben, nur
zensierte Versionen, aber ich rede mit ihm. Elias und ich waren immer Freunde.
Ich habe ihm und er mir immer vertraut. Und was, wenn er nichts sagt, weil er
tatsächlich in Lili verliebt ist? Das wäre schrecklich. Ich kann nicht einmal
sagen, warum das so schlimm wäre. Es fühlt sich einfach falsch an. Lili ist
meine engste Freundin. Und Elias ist mein Bruder. Ich bin das
Bindeglied. Und so soll es bleiben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie
jeden Tag verschlafen aus seinem Zimmer trottet. Wenn ihre Zahnbürste plötzlich
neben meiner steht, oder ich ihr Stöhnen aus dem Nachbarzimmer hören würde. Er
ist mein Bruder. Ein asexuelles Wesen. Und sie ist immer meinetwegen hierher
gekommen. Meinetwegen.
Ich denke sicher zu viel. Denn sie würden es mir sagen. Beide
würden es mir sagen. Sie würden sich mir anvertrauen. Bestimmt würden sie das.
Und weil ich mir da gar nicht so ganz sicher bin, werde ich mit Elias reden.
Ich muss es wissen.
Ich klopfe an Elias Tür, doch er hat keine Zeit. Meine
Wahnvorstellungen werden immer blumiger. Lili in Elias Armen. Nein, das darf
einfach nicht sein. Er ist der, der mich in Schutz nimmt, wenn meine Eltern
wieder davon anfangen, dass ich die einzige bin, die immer Ärger macht, dass
ich eine Enttäuschung bin. Er ist es, der mich tröstet, wenn alles scheiße ist.
Er ist mein bester Freund, mein Vertrauter. Und Lili ist die einzig wahre
Freundin, die ich jemals hatte.
Moment mal. Lili hat doch gesagt, dass sie jemanden ins Auge
gefasst hat. Sie hat wahrscheinlich einen kennengelernt. Und nur weil meine
Mutter denkt, dass Elias verliebt ist, muss das noch lange nicht stimmen. Was
weiß meine Mutter schon? Sie hat es selbst gesagt, sie wäre die Letzte, die
davon etwas erfahren würde. Und da hat sie recht. Jetzt bin ich fast beruhigt.
Und noch einmal klopfe ich. Dieses Mal eine Stunde später. Ich
habe Giselle eben aus dem Zimmer gehen sehen.
„Kann ich reinkommen?“, frage ich leise.
„Sicher, komm rein.“ Ich schiebe die Tür auf und setze mich auf
sein Bett. „Ist alles in Ordnung?“ Seine Stimme klingt, als wäre er abwesend.
„Ja“, lüge ich, „Ich wollte nur mal wieder mit dir reden...“
„Schön.“ Er lächelt, „Du weißt, ich rede immer gerne mit dir.“ Ich
nicke. Es ist schön, dass er solche Dinge nicht nur denkt, sondern auch sagt.
„Was ist denn mit Lili los?“ Als er das fragt, schaue ich auf.
„Was meinst du?“
„Na, sie hat sich so rausgeputzt...“
„Ach so, das...“, sage ich etwas genervt.
„Hat sie jemanden kennengelernt?“
„Weiß ich nicht genau. Sie hat nur was angedeutet.“
„So? Was denn?“
„Warum interessiert dich das so?“, frage ich ernst.
„Wir können das Thema auch wechseln, wenn du willst...“
„Nein, ist schon gut“, sage ich sanft. Er hat ja nichts gemacht.
Glaube ich zumindest. „Sie hat gesagt, sie hätte jemanden ins Auge gefasst...
Mehr weiß ich nicht.“ Ich schaue ihn an, um irgendein Anzeichen von irgendwas
in seinem Gesicht zu erkennen. „Ich glaube, sie ist verliebt.“
„Na, das ist doch schön...“ In seiner Stimme ist ein kaum hörbarer
Unterton.
„War das ironisch gemeint?“, frage ich vorsichtig.
„Nein... Wie kommst du darauf?“
„Na,
Weitere Kostenlose Bücher