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Irgendwo dazwischen (komplett)

Irgendwo dazwischen (komplett)

Titel: Irgendwo dazwischen (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Bettdecke. Er schlingt
seine Arme um mich, und gemeinsam schauen wir das vielleicht kitschigste Ende
der Filmgeschichte. Vielleicht habe ich mich in Elias ritterlicher Art ja doch
nicht getäuscht...
    Als der Film vorbei ist, drehe ich mich zu ihm und strahle ihn an.
    „Und was machen wir jetzt?“, fragt er mich.
    „Keine Ahnung... entweder noch ein Film oder... oder hast du auf
etwas anders Lust?“ Und erst als ich die Frage schon ausgesprochen habe, fällt
mir auf, wie eindeutig zweideutig sie war. Während ich langsam rot anlaufe,
geht mir durch den Kopf, dass das zweite Mal viel schwerwiegender ist als das
erste Mal, wenn man miteinander schläft. So sehe ich das zumindest.
    „Was für Filme hast denn da? Wir können gerne noch einen Film
anschauen, wenn du magst.“ Also, entweder hat er überhört, wie zweideutig die
Aussage eben war, oder er hat einfach keine Lust darauf, mit mir zu schlafen.
„Lili?“
    „Was? Tut mir Leid, ich war eben in Gedanken... Was hast du
gesagt?“
    „Ich habe gefragt, was du für Filme da hast.“
    „Überwiegend Frauen-Filme. Aber wenn du Notting Hill überstehst, dann können die andern dich auch nicht wirklich schocken.“
    „Du denkst, ich schaue lieber einen Film, als mit dir zu schlafen,
richtig?“
    „Na ja, zugegeben, es ist mir kurz durch den Kopf gegangen. Das
Problem ist aber eigentlich, dass mir dieses zweite Mal wirklich zu schaffen
macht.“
    Er richtet sich auf und zieht die Augenbrauen hoch. „Inwiefern?“
    „Es ist komisch... nein, mehr noch als nur komisch. Ich habe fast
ein wenig Angst davor“, gebe ich zu.
    „Und weißt du auch, warum?“, fragt er schmunzelnd.
    „Was bitte ist komisch daran, wenn mir der Gedanke, ein zweites
Mal mit dir zu schlafen, Angst macht?“, frage ich ein wenig verärgert über sein
Schmunzeln.
    „Nichts. Ich würde nur gerne wissen, was genau daran dir Angst
macht.“
    „Vielleicht die Tatsache, dass es bald passieren muss. Vielleicht
auch, weil unser erstes Mal sich einfach ergeben hat und ich nicht
nachdenken musste.“
    „Was meinst du eigentlich mit zum zweiten Mal? Wir haben
doch bestimmt sechs Mal miteinander geschlafen.“
    „Ich meine doch nicht die Anzahl “, sage ich kopfschüttelnd.
„Das war alles irgendwie fließend. Wir habend das Bett ja kaum verlassen.“
    „Dann fürchtest du dich also eigentlich vor etwas anderem.“
    „Ich fürchte mich davor anzufangen.“
    „Anzufangen?“, fragt er grinsend.
    „Ja, Elias, anzufangen.“ Ich spiele nervös mit meinen Fingern.
„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Das letzte Mal hat es sich eben
irgendwie einfach ergeben. Ich weiß nicht, wie ich das... ach, vergiss es, ich
kann es nicht erklären.“
    „Versuch es.“
    „Das habe ich doch gerade.“
    „Okay, versuchen wir es anders.“ Er richtet sich auf. „Hast du
schon einmal daran gedacht, mit mir zu schlafen? Also, ich meine, bevor wir
zusammengekommen sind...“ Der Ausdruck in seinem Gesicht ist schelmisch.
    „Was tut denn das bitte zur Sache?“
    „Antworte doch einfach. Hast du oder hast du nicht? Sag schon...“
    Ich denke an die verschiedenen Situationen, in denen ich mit Elias
geschlafen habe. Zumindest in Gedanken. „Das ist mir unangenehm “, lenke ich ab
„Ich dachte, du wolltest wissen, was genau mir Angst macht.“
    „Das Anfangen . Ich weiß. Dazu komme ich noch. Aber erst
hätte ich gerne eine Antwort auf meine Frage.“
    „Ich habe aber keine Lust, darauf zu antworten“, sage ich und
hoffe, dass wir es dabei belassen können.
    „Warum ist es für viele Menschen nur so schwierig, über Sex zu
reden? Wie oft haben wir miteinander geschlafen? Sechs, sieben Mal?“
    „Ja, das kommt hin, und?“, frage ich ein wenig verstört.
    „Hast du es genossen?“
    Ich schaue zu Boden. Vielleicht ist es ja ein Zeichen von
Schwäche, dass es mir peinlich ist, aber wenn das so ist, dann ist das eben so.
„Die Fragen werden ja immer besser“, sage ich und atme einmal tief ein. Meine
innere Zerrissenheit scheint Elias ungemein zu amüsieren, denn er prustet los.
„Was ist so lustig?“, frage ich angesäuert.
    „Es tut mir Leid, Kleines“, presst er lachend heraus, „Es ist
einfach komisch...“ Als sich meine Miene kein bisschen verändert, unterdrückt
er sein Lachen und versucht, möglichst ernst zu schauen. Und auch, wenn es ihm
nicht gelingen will, rechne ich ihm an, dass er es wenigstens versucht. „Also
ich habe ja“, sagt er, nun einigermaßen ernst, „nicht nur einmal

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