Irgendwo dazwischen (komplett)
daran gedacht,
mit dir zu schlafen... ich habe mir bis ins kleinste Detail vorgestellt, wie es
sein könnte.“ Er lächelt mich an. „Vielleicht ist deswegen der Gedanke daran,
wie ich anfangen würde, nicht weiter schwierig, weil ich in meinem Kopf schon
so oft damit angefangen habe...“ Es gefällt mir, wie er darüber redet. Und
vielleicht bewundere ich auch ein wenig, wie unbefangen er ist.
„Ich kann nicht sagen, wie oft ich es mir vorgestellt habe“, sage
ich schließlich, auch wenn ich es viel schüchterner sage als er. Immerhin sage
ich es.
„Also hast du es dir vorgestellt...“
„Das habe ich doch gerade gesagt.“
„Na, dann sag es eben noch einmal.“ Er grinst.
„Ich habe es mir oft vorgestellt... Zufrieden?“
„Ja, ziemlich sogar“, sagt er lächelnd. „Und wie hat es in deiner
Vorstellung angefangen?“
Einen Augenblick denke ich nach. „Mitten drin“, sage ich schließlich,
was Elias ernsten Gesichtsausdruck in sich zusammenfallen lässt. Er versucht
angestrengt, es nicht zu tun, doch das Grinsen ist stärker. „Ich weiß jetzt,
was mir Angst macht“, ignoriere ich sein Grinsen. „Es ist die Tatsache, dass es
noch nicht passiert ist. Irgendwie scheine ich darauf zu warten. Und deswegen
bin ich total verkrampft...“ Er atmet tief ein und schafft es schließlich, sein
Grinsen zu unterdrücken. „Vor einigen Tagen, stand ich einfach komplett neben
mir. Ich hatte keine Erwartungen, keine Hoffnungen, nichts. Ich hätte nie
gedacht, dass sich etwas zwischen uns ergibt. Deswegen war ich locker und
konnte mich gehen lassen...“
„Und das kannst du jetzt nicht?“
„Nicht so. Irgendwie bin ich erleichtert, dass du nicht nur auf
meinen Körper fixiert bist, andererseits erwarte ich irgendwie, dass du die
Finger nicht von mir lassen kannst... So wie damals bei...“
„Lass mich raten... damals bei Giselle“, unterbricht er mich.
„Ja. Ich habe euch gesehen. Vielleicht zu lange.“
„Hör auf, Kleines. Das ist wirklich nicht, worum es geht. Glaub
mir, wenn es nach mir ginge, würde ich die ganze Zeit mit dir schlafen.“ Ich
schlucke und das viel zu laut. „Aber ich will unter keinen Umständen, dass du
das Gefühl hast, ich bin nicht an dir interessiert, weil ich das
wirklich bin.“ Als er das sagt, hebt er meinen Kopf.
„Weißt du eigentlich, was ich immer getan habe, als ich mir
vorgestellt habe, mit dir zu schlafen?“
„Nein, was denn?“, fragt Elias, und seine schwarzen Augen funkeln.
Ich schiebe ihn von mir weg und ziehe mir langsam den Pullover über den Kopf.
„Wenn du willst, zeige ich es dir...“, flüstere ich lächelnd, während ich den
Verschluss meines BHs öffne. Und plötzlich ist das Anfangen gar nicht mehr so
schwierig.
Marie
„Du wusstest doch, dass das irgendwann passieren wird...“ Seine
Stimme klingt warm und weich.
„Ich weiß“, antworte ich kleinlaut. „aber ich wusste nicht, wie
weh es tun würde.“
„Marie, unerwiderte Liebe tut immer weh... ich weiß, wovon ich
spreche...“
Paul hat mich geliebt. Vielleicht tut er es noch. „Es tut mir
Leid, Paul.“
„Das braucht dir nicht Leid zu tun. Was kannst du denn dafür?“
Paul gehört zu den wenigen, die wissen, dass ich lesbisch bin. Und nur er weiß,
dass ich Lili liebe. Außer meiner Mutter. Die wusste es ja, ohne dass ich etwas
gesagt habe. Und Lili natürlich. Paul ist seit Jahren mein engster Freund. Mein
einziger Vertrauter. Und das ist er nur, weil er mir vor etwas über einem Jahr
seine Liebe gestanden hat.
Es war in diesem Zimmer. Wir hatten einen Film angesehen. Matrix war es. Als der Film zu Ende war, haben wir uns Stunden unterhalten. Mir hat
immer gefallen, dass man mit ihm reden kann. Er ist einer dieser Typen, die
genau auf den Punkt bringen können, was sie gerade empfinden. Er hat mich
fasziniert. Seine Ansichten und seine Denkweise.
Und dann, als wir mitten in einer spannenden Diskussion darüber
sind, ob es denn vielleicht möglich wäre, dass wir tatsächlich in einer Matrix
leben, es aber nicht merken und dieser Film nur gedreht wurde, um uns indirekt
davon zu überzeugen, dass es keine Matrix geben kann, weil die Maschinen es
sicher nicht zulassen, dass so ein Film gedreht wird, beugt er sich plötzlich
zu mir und küsst mich. Einfach so. Ohne jede Vorwarnung. Und ich weiß nicht
warum, doch ich erwidere seinen Kuss.
Vielleicht, weil es so unvermittelt passiert ist. Vielleicht auch,
weil es schön ist, ihn zu küssen. Einerseits ganz sanft, doch
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