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Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition)

Titel: Irondead: Der zehnte Kreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Etagen. Stanleys Büro ist im oberen Stockwerk … wenn man es genau nimmt, ist es das oberste Stockwerk.«
    Die Vorstellung rief nicht gerade Begeisterungsstürme in mir hervor. Nikola und ich hatten uns gegenseitig dabei geholfen, unsere äußere Erscheinung wieder einigermaßen herzustellen, zwar mit mäßigem Erfolg, aber immerhin sahen wir nicht mehr aus, als kämen wir direkt von einem Schlachtfeld. Aber wenn man es genau nahm, dann war es so, und ich fühlte mich entsprechend. Sechs Etagen, eine steile Treppe hinauf, nach dem, was wir hinter uns hatten?
    Ich trat gehorsam beiseite, um Nikola vorbeizulassen (der genauso wenig begeistert aussah wie ich), und folgte ihr, konnte mir aber die Frage nicht verkneifen: »Warum sind wir nicht mit dem Aufzug gefahren?«
    »Weil der Pförtner denkt, dass ich etwas in meinem Büro vergessen habe, das in diesem Stockwerk liegt. Haben Sie die Anzeige über der Liftkabine gesehen? Er sieht, wohin der Aufzug fährt und auf welcher Etage er hält.«
    »Und er wundert sich gar nicht, wenn Sie um diese Zeit noch arbeiten?«
    »Das kommt öfter vor«, antwortete sie. »Wer für Stanley Jacobs arbeitet, sollte besser nicht auf einen pünktlichen Feierabend hoffen.«
    Ich hätte gerne mit einer spöttischen Bemerkung darauf geantwortet, entschied mich dann aber, mir meinen Atem lieber zu sparen.
    Womit ich gut beraten war, wie sich zeigte. Ich hatte geglaubt, die Begegnung mit dem Schlangenmonster einigermaßen unversehrt überstanden zu haben, aber das erwies sich jetzt als Irrtum. Meine Muskeln und Knochen quittierten jede Bewegung mit dumpf stechenden Schmerzen, und das Treppensteigen fiel mir so schwer, als wäre ich plötzlich achtzig Jahre alt.
    Allison rannte nicht wirklich die Treppe hinauf, marschierte aber so zügig, dass ich mit jedem Stockwerk mehr Mühe hatte, nicht zurückzufallen. Nikola erging es wohl kaum besser, denn er begann erst fast unmerklich und dann beständig lauter zu schnaufen; was mich mit einer gewissen Schadenfreude erfüllte, derer ich mich nicht einmal schämte.
    Oben angekommen besaß sie nicht einmal den Anstand, außer Atem zu sein oder gar in Schweiß gebadet wie ich (und Nikola). Ich war sogar sicher, dass sie noch deutlich schneller gewesen wäre, wenn sie keine Rücksicht auf uns genommen hätte. Angesichts ihres angeschlagenen Knöchels fand ich das nicht nur erstaunlich, sondern fast schon ein bisschen unverschämt. Immerhin verlor sie kein Wort darüber und sah sogar diskret in eine andere Richtung, als ich mich gegen die Wand lehnen musste, um wieder zu Atem zu kommen.
    Nach einer Weile gingen wir weiter und betraten Jacobs Büro, das am Ende eines langen Korridors lag und ungefähr zehnmal so groß war wie meine ganze Wohnung. Allison machte kein Licht, was aber auch nicht nötig war, denn durch die großen Fenster kam genug Helligkeit herein, um sich halbwegs orientieren zu können. In einer Stadt wie Belfast wurde es wohl niemals richtig dunkel.
    »Warten Sie hier«, flüsterte Allison, während sie die Tür so vorsichtig hinter sich schloss, als hätte sie Angst, den Portier fünfzehn Stockwerke unter uns zu alarmieren.
    Das hatte ich nicht vor, und sie ließ Nikola und mir auch gar keine Zeit zu antworten, sondern ging mit schnellen Schritten weiter und verschwand in einem angrenzenden Raum. Sie schloss die Tür nicht hinter sich, sodass wir hören konnten, wie sie Schubladen öffnete und mit Papier zu rascheln begann.
    »Das ist also Stanley Jacobs’ Allerheiligstes«, stellte Nikola fest.
    »Sie waren noch nicht hier?«
    »Warum sollte ich?«, erwiderte Nikola. Jetzt, wo wir nahezu im Dunkeln und so dicht nebeneinanderstanden, dass wir uns beinahe berührten, bemerkte ich, dass er noch immer ein wenig verbrannt roch; und nach heißem Metall und Öl. »Jacobs ist Bauunternehmer und ich Ingenieur. Wir haben nicht allzu viele Berührungspunkte, wenn das Schiff erst einmal fertig ist.«
    »Ich dachte, sie wären Freunde.«
    »Bekannte«, verbesserte mich Nikola. Es klang ein ganz kleines bisschen vorwurfsvoll. »Ein Mann wie Stanley Jacobs hat sehr viele Bekannte. Aber nur wenige Freunde.« Wenn überhaupt.
    »Und … Miss Carter?« Ich verfluchte mich selbst für das zwar winzige, aber auch genauso unüberhörbare Zögern, auf das Nikola auch prompt mit einem leisen Lachen reagierte.
    »Allison ist eine Freundin, Quinn«, sagte er. »Eine wirklich liebe Freundin, aber mehr auch nicht. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Keine Sorgen

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