Irrflug
Hände. „Nichts, ich bitt’ Sie, nichts. Sie könnten uns allenfalls eine wertvolle Hilfe sein.”
„Entschuldigen Sie”, erwiderte sie, „aber ich glaub’, ich hab’ Ihnen alles gesagt, was Ihnen in Ihrem Mordfall weiterhelfen könnte.”
Sie schwiegen sich ein paar Sekunden an und lauschten einem weiteren Donner und dem Regenprasseln vor dem Haus. Häberle bat dann um die Rechnung. Die Wirtin erhob sich wortlos und ging zu ihrer Registrierkasse am Tresen.
„Ich will noch eins wissen”, flüsterte Häberle seinem Kollegen zu, als er den Geldbeutel aus der Gesäßtasche fingerte und andeutete, dass er beide Biere bezahlen wolle. Die Wirtin kam wieder und legte die ausgedruckte Quittung auf den Tisch. Häberle warf einen kurzen Blick darauf und reichte der Frau einige Euro-Münzen: „Das stimmt so.” Er lächelte ihr zu und sah sie von unten an: „Nur noch eine letzte Frage, Frau Schneider, hat sich denn Ihr engster Fliegerkreis, wenn ich das mal so sagen darf, in letzter Zeit mal getroffen?”
Sie ging einen Schritt zurück, so dass die beiden Kriminalisten sehen konnten, wie knapp ihre Hotpants saßen. „Ist das von so großer Bedeutung?”, fragte sie und ließ die Münzen in ihren Bedienungsgeldbeutel klimpern.
„Wie gesagt, wir wollen alle Zusammenhänge beleuchten”, erklärte Häberle sanftmütig, um dann hinzuzufügen: „Sie machen uns das Leben nur unnötig schwer.”
„Okay, Sie werden’s ja doch rauskriegen. Wir haben uns gestern Abend getroffen, zu einem Grillfest, drüben an den Bürgerseen.”
Die Kriminalisten schwiegen. Linkohr kannte sich mit den Örtlichkeiten nicht aus, Häberle hingegen wusste, wo sich diese Seen befanden, fragte aber nach, um sich zu vergewissern: „Bei der Hahnweide?”
„Ja”, sagte die Wirtin nickend und wollte sich abwenden.
„Von wann bis wann?”
Die Wirtin überlegte. „Bis kurz nach Mitternacht. Ist das von Bedeutung?”
„Es könnte ja sein, dass Ihnen bei der Heimfahrt etwas aufgefallen ist – vorbei an der Hahnweide …”, erwiderte Häberle.
Sie schüttelte den Kopf.
„Waren da noch andere Personen an den Bürgerseen?”
Elvira Schneider zögerte. „Na ja, Sie wissen doch, wie’s dort auf und zugeht. Großer Parkplatz, mehrere Feuerstellen, eine kleine Kneipe. Da ist man nie allein.” Mit einem verkrampften Lächeln ergänzte sie: „Auch wenn die Fußballnationalmannschaft gegen diese Insulaner gekickt hat …” Die beiden Kriminalisten verstanden: Es war das Zitterspiel gegen die Färöer-Inseln gewesen, das buchstäblich in letzter Minute noch 2:0 für das Team von Rudi Völler ausgegangen ist.
„Nur noch eine letzte Frage”, hakte Häberle nach und stand auf, um nah an seine Gesprächspartnerin herantreten zu können. „Wer war aus Ihrem engsten Fliegerkreis alles dabei?”
Sie hielt ihren Geldbeutel jetzt verkrampft in beiden Händen. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das sagen muss.”
„Es wäre schön, wenn Sie es täten, wir müssen leider abchecken, was vorige Nacht rund um die Hahnweide geschehen ist.”
„Sie kennen doch fast schon alle. Der Jens … Jens Hilgenrainer aus Süßen war dabei, der Günter Mosbrucker, ja, und ich.”
„Und Rottler, gehört der auch zu Ihrer Clique?”, fragte Häberle.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, den zähl’ ich nicht dazu.” Häberle bedankte sich und ließ die Wirtin zur Theke zurückgehen, während sein Kollege aufstand. Dann verließen sie das Lokal.
Während sich die beiden Kriminalisten durch ein kräftiges Sommergewitter kämpften und aus der Ferne vielfaches Martinshorn hörten, was auf ausgerückte Feuerwehren schließen ließ, räumte Wirtin Elvira Schneider die leergetrunkenen Weizenbiergläser ab. Nachdem sie den Männern am Tresen neues Pils serviert hatte, ging sie zu den Personen am Ecktisch hinüber.
„Was war denn los?”, wollte der graumelierte Geschäftsmann wissen, den sie Tommy nannten. Die Wirtin setzte sich und zog eine nachdenkliche Miene. „Kripo”, sagte sie knapp, „die schnüffeln jetzt ganz schön in Fliegerkreisen rum.”
„Ach”, machte Svea Heinemann „und wieso kommen die ausgerechnet zu dir?”
„Die haben eine Liste mit unzähligen Namen drauf, wahrscheinlich alles Piloten der Hahnweide. Die rätseln nämlich noch immer, wer die Tote ist”, erklärte die Wirtin.
„Verdammte Scheiße”, entfuhr es dem pomadigen, schnauzbärtigen jüngeren Mann, „die mischen den ganzen Laden auf.”
„Was meinst du
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