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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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schließlich eine Weile her.”
    Häberle hatte inzwischen wieder freie Fahrt. „So ist es”, stimmte er seinem Kollegen zu.
    „Es muss doch zu schaffen sein, etwas mehr über diese Pulvermüller zu erfahren”, meinte Linkohr.
    „Das ist im Moment auch unsere einzige Chance”, bekräftigte der Ältere.
    „Wer mag schon Grund gehabt haben, diese Frau frühmorgens totzuschlagen?”.
    „Das ist die zentrale Frage. Irgendwie hat der Fall natürlich etwas mit der Fliegerei zu tun. Wenn’s da nur um Eifersucht oder was weiß ich gegangen ist, mach’ ich doch keinen solchen Aufwand, marschier’ in mondheller Nacht zur Hahnweide – oder wie auch immer – brech’ die Flugzeughalle auf, richte ein Blutbad an und flieg’ dann ein paar läppische Kilometer auf die Alb hinauf”, fasste Häberle kurz zusammen, was ihn seit über einem Tag beschäftigte. In Kuchen staute sich der Verkehr schon wieder – diesmal vor einer Fußgängerampel.
    „Anstatt auf Antworten, stoßen wir auf neue Merkwürdigkeiten”, meinte Linkohr, „auf eine Steuerberaterin, die sich mit einer Wirtin in Konstanz trifft – und auf ein Opfer, das, oh welch ein Zufall, auch noch Sekretärin bei einem Steuerberater ist. Und keiner will keinen kennen.”
    Häberle überlegte und konnte mit dem Mercedes wieder einige hundert Meter Boden gewinnen. Die Tacho-Nadel pendelte zwischen 20 und 30 km/h.
    „Ich weiß nicht, ob wir uns da nicht in etwas verrennen”, zweifelte er, „vielleicht haben all diese Umstände gar nichts mit dem Mord zu tun.”
    Sein Kollege gab zu bedenken: „Vergessen Sie nicht den nächtlichen Besucher im Haus der Pulvermüller. Und dass irgendjemand großes Interesse daran haben muss, Dokumente und Daten von ihr zu beseitigen.”
    „Ich hab’ große Hoffnung, dass unsere EDV-Jungs in dem Rechner doch noch was aufspüren – oder dass uns die Telekom mit den Anrufen weiterbringt.”
    „Ich bin sicher, dass wir schon einen Zipfel zu fassen gekriegt haben”, zeigte sich Linkohr optimistisch, „gerade, weil alles so merkwürdig erscheint. Ist doch irgendwie auch seltsam, dass die Fliegerfreunde und unsere schöne Wirtin just an jenem Abend auf der Hahnweide ein Grillfest veranstalten, während sich dort auch ein Mörder auf den Weg macht.”
    Häberle lächelte. „Wenn ein Verbrechen geschehen ist, sieht hinterher vieles ein bisschen seltsam aus – so lange man nicht weiß, wie die Zusammenhänge sind.” Sie hatten jetzt die Kuchener Ortsdurchfahrt bewältigt. Doch sogleich stellte sich ihnen ein neuer Stau in den Weg – vor der Ampel zum dortigen Gewerbepark.
    „Eine Elendsfahrerei”, stöhnte Häberle, „ein Unding, dass es die Politiker seit Jahr und Tag nicht schaffen, hier eine vernünftige Straßenanbindung zu bauen.”
    „Die pumpen das Geld nach Ossi-Land rüber”, stellte Linkohr fest, „und wir versinken im Filstal in die Bedeutungslosigkeit. Immerhin haben sie jetzt die neue B 10 bis Geislingen in die oberste Priorität eingestuft – hat’s jedenfalls in der Zeitung geheißen.”
    „Schwätzer, alles Schwätzer”, kommentierte Häberle und fuhr langsam weiter. Vor ihnen in der Ferne erhob sich im Sommerblau des frühen Nachmittags der kegelförmige Hohenstaufen.
    Der Kommissar überlegte: „Was mich in der Kette der Merkwürdigkeiten auch nachdenklich stimmt, ist dieser Hilgenrainer, zu dem wir jetzt fahren. Der scheint offenbar in alle Richtungen Kontakte zu haben. Zur schönen Wirtin, vielleicht zu der Toten und auch zu diesem Rottler, der ja in derselben Firma beschäftigt ist – bei diesem Computerfritzen.”
    Der Mercedes erreichte mühsam Gingen, dessen charakteristischer Kirchturm von Weitem die Häuser überragte.
    „Sie meinen, das könnte eine Schlüsselfigur sein?”.
    Häberle zuckte mit den Schultern. „Wir werden ihm mal ein bisschen kräftiger auf den Zahn fühlen.”
     
    Sie hatten sich in der Mittagspause im Göppinger Schlosswäldchen getroffen. Die Bezeichnung ›Wäldchen‹ freilich war ziemlich übertrieben. Hinterm Schloss, in dem sich seit geraumer Zeit das Amtsgericht befand, standen einige wenige Bäume, die der schmalen Grünfläche am Rande der Innenstadt ein parkähnliches Aussehen gaben. Schattige Ruhebänke waren an heißen Sommertagen beliebte Ruheplätze.
    Tommy Hausold, der stets braungebrannte Geschäftsmann, hatte seinen jungen Freund Andy angerufen, um mit ihm die neue Lage besprechen zu können. Jetzt saßen sie beide auf einer Bank – mit

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