Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Julius Bierbaum
Vom Netzwerk:
eingesenkt.
    Dehnten jetzt sich die
Sekunden
    Wärs kein Umstand, der uns kränkt,
    Da der Wind mit leisem Neigen
    Ein Panier aus Frühlingszweigen
    Ueber unsren Küssen schwenkt.
     
     
Trab!
    Gern wohl möchte mich die Braune.
    Doch ich soll erst karressieren,
    Redebutterbröde schmieren;
    Dazu hab ich keine Laune.
     
    Komm und küß und sei vernünftig,
    Spiel nicht lange erst die Spröde!
    Schönste Schmeichelbutterbröde
    Und noch mehr bekommst du künftig.
     
     
Ketzerküsse
    Grün deine Federn am Hut, mein Kind,
    Blau deine Augen im Kopfe sind:
    Wie kannst du so was wagen!?
    Grün paßt nicht zu blau,
    Wird dir prompt und genau
    Ein jeder Professor sagen.
     
    Was? Dir ist das ganz einerlei?
    Du sagst, daß es dir – schnuppe sei,
    Was Professoren sagen?
    Mein Kind, mein Kind, dein Sinn ist schlimm
    Ich aber will ad interim
    Es dennoch mit dir wagen.
     
    Verwegen zwar, ich fühl es, ist
    Mein Thun, doch wenn du gnädig bist,
    Wird mirs zum Heil ausschlagen.
     
    Komm, gieb mir deinen roten Mund
    Und laß uns küssen und lachen und
    Kein' Menschen darum fragen.
     
     
Sankt Heinrich
    (M.P.)
     
    Hinter Wipfelgrün am See
    Liegt das Dorf des heiligen Heinrich;
    Zwischen Wiese, Wald und Feldern
    Ruht es mollig eingebettet;
    Leise geht des Lebens Atem
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See,
    In dem weißen Wallfahrtskirchlein,
    Liegt der heilige Heinrich selber
    Mit dem knorrigen Eichenknüppel.
    Ruht sich aus von seinen Tugenden
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See,
    Wo Henricus mit dem Knüppel
    Schläft den Schlaf gerechter Seelen,
    Schafft ein allerliebstes Mädel,
    Tugendhaft wie Sankt Henricus,
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See,
    In der kleinen Wirtshausstube,
    Zwischen weißen Ahorntischen,
    Zwischen dunklen Epheuranken
    Weht Mariens weiße Schürze,
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See
    Hab ich um den heiligen Heinrich
    Und des heiligen Heinrichs Tugenden
    Mich höchst wenig nur gekümmert,
    Aber selig war ich dennoch
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See
    War höchst selig mir zu Mute,
    Sah ich in das Aug Marieen,
    Drückte ich die Hand Marieen,
    Küßte ich den Mund Marieen,
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See,
    Wo des Lebens Atem leise
    Weht und Sankt Henricus schlummert,
    Träumt ich mir ein Friedensmärchen,
    Sonnt ich mich in Märchenaugen,
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See
    Liegt das Land, das herzverheißene,
    Voller Blumen, voller Düfte,
    Voller Lieder, voller Träume,
    Meines Herzens Kanaan,
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
    Hinter Wipfelgrün am See ...
    Aus dem Paradies getrieben
    Bin ich nun mit meinen Träumen.
    Eichenknüppelheiliger Heinrich,
    Dich beneid ich und dein Schlummern
    Hinter Wipfelgrün am See.
     
     
Tanz auf der Tenne
    (Skt. Heinrich.)
     
    Es kreiste die Sense mit scharfem Schwung,
    Es fielen die Halme, es sank das Gras,
    Und die Sonne lachte der Ernte.
     
    Der Himmel war blau, und die Luft war heiß,
    Und die Schnitterin schnitt und lachte dazu:
    Oh, du Sonne, du Sonne, du gute!
     
    Nun ist es gesammelt, das goldene Korn,
    Und das duftige Heu liegt wolkenschwer
    Im Haus, unterm Dach: Nun sind wir dich los,
    Frau Sorge!
     
    Nun klingen die Glocken zum Erntefest,
    Nun wollen wir tanzen zwischen dem Heu,
    Wo unsere Schlegel dem Körnertanz
    Laut schlugen den Takt:
    Auf der Tenne.
     
    Nun Schnitterin komm und reich mir die Hand,
    Nun will ich mal sehn, du fröhliche Dirn,
    Ob deine Beine so lustig sind,
    So voll Kraft und voll Schwung,
    Wie die Arme.
     
    Und die Geige singt,
    Und der Brummbaß brummt,
    Und die Pfeifen kichern und kullern wie toll,
    Und wir drehen uns wild
    Rundum, rundum
    Zwischen duftendem Heu auf der Tenne.
     
    Warm fühl ich mir nah deine Frühlingsbrust,
    Du flinkes Mädel; ich halte dich fest,
    Ich seh in dein Auge, es jauchzt mein Herz:
    Oh, du Sonne, du Sonne, du gute!
     
     
Ernste Mahnung
    Deine lachenden Augen ruhen auf mir
    Sonnenscheinwarm und trösten mein Herz;
    Dein kleines Grübchen der rechten Wange
    Macht lustig mein Herz, denk ich blos seiner;
    Dein rascher Schritt belebt mein Auge
    Und spendet Flügel meinen Gedanken;
    Dein Schelmenkinn dünkt mich so witzig
    Wie zehn französische Komödien
    Und dreißigtausend urgermanische;
    Deiner Lippen geschwungener Liebesbogen
    Jagt Kußwild auf in meinem Herzen
    (Ich denke du findest das Bildchen zierlich!)
    Und wenn du sprichst,

Weitere Kostenlose Bücher