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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Licht an, ging in den Küchenbereich und machte etwas zu essen.
    »Saft dazu?«
    Marie nickte. Sie blickte sich um. Die Wohnung war überraschend karg eingerichtet. Sie hatte nichts mit den noblen Räumen gemein, in denen Dominique in Dortmund residierte. Eine schwarze lederne Sitzgarnitur füllte eine Ecke des Wohnbereichs, der im Gegensatz zu der übrigen Fläche mit einer recht niedrigen Decke abschloss. Darüber befand sich ein in den Spitzboden gebautes weiteres Zimmer, das über eine weiße Wendeltreppe mit der Hauptebene verbunden war und wegen seiner in das Gebälk gezwängt erscheinenden Konstruktion wie ein Adlerhorst wirkte. Der Dachstuhl war mit kleinen Halogenlampen bestückt, die wie Sterne in scheinbarer Zufälligkeit im First verteilt waren, aber wegen der Höhe des Raumes diesen nur mäßig ausleuchteten. Der Dunst von Dominiques Zigaretten zog in bläulichen Fahnen durch das Licht.
    »Du hast es dir hier anders vorgestellt«, wusste Dominique. Sie stellte Marie einen Teller mit gebrochenen Baguette-Stücken, grob geschnittenen Käse sowie Saft auf den Tisch. Dann setzte sie sich wieder an ihren Laptop.
    »Es ist Pierres Wohnung«, sagte sie, »also ist alles nach seinem Geschmack. Die Wohnung ist nicht so schlecht, wie sie auf den ersten Blick scheint. Nur zu dunkel. Es fällt zu wenig Licht hinein. Zu kleine Fenster.«
    Dominique konzentrierte sich wieder auf ihr Spiel.
    Marie aß ihr Brot. Sie saß mittig an der langen Seite des Tisches.
    »Fühl dich wie zu Hause!«, sagte Dominique, ohne aufzublicken.
    Doch Marie fühlte sich fremd. Sie kaute Brot und Käse und suchte immer wieder nach Worten, mit denen sie ein Gespräch eröffnen könnte. Dominique fragte nicht einmal, ob die Reise gut verlaufen sei.
    »Vermisst du Pierre nicht?«, fragte Marie, nachdem Dominique endlich das Gerät zugeklappt hatte.
    »Du willst wissen, ob ich ihm nachtrauere«, korrigierte Dominique. Sie warf Marie einen spöttischen Blick zu. »Ich weiß ja noch nicht, ob ich trauern muss. Meinst du, ich sollte?«
    Marie stutzte über die eigenartige Frage.
    »Geh in sein Zimmer«, forderte Dominique. »Es wird für dieses Wochenende dein Zimmer sein.«
    »Ihr habt getrennte Zimmer?«
    »Sowohl hier als auch in Dortmund. Seit Jahren schon«, bekräftigte Dominique. Sie wies mit ausgestrecktem Arm auf eine rote Schiebetür.
    »Komm, ich zeig dir deinen Bereich«, sagte sie, stand auf und bedeutete Marie, ihr zu folgen.
    Die Tür rollte leicht mit dumpfem Grollen zur Seite. Marie tastete nach dem Lichtschalter und erschrak, als der Raum erleuchtet war. Es war ein kleines Zimmer, die Wände schwarz gestrichen. Daran hefteten, wie willkürlich verteilt, einige ausgeschnittene französische Zeitungsartikel. An der rechten Seite stand eine schwarze Kommode, an der linken Seite ein schwarzer Schrank.
    »Es sind Nachrichten über Katastrophen, Terror, Folter und Misshandlung und alles, was Menschen anderen antun«, erklärte Dominique. Sie war hinter Marie getreten und betrachtete das Zimmer ihres Mannes wie eine Theaterkulisse. Sie zog an ihrer Zigarette.
    »Na, was sagst du? Ich wollte, dass du das mit eigenen Augen siehst. Es ist kein Zimmer zum Wohlfühlen für dich. Ist ja auch nur für kurze Zeit.«
    Marie schauerte. Mitten im Raum stand ein schlichtes Einzelbett mit eisernem Untergestell. Das Bett war frisch bezogen und unberührt.
    Dominique hob fragend die Schultern.
    »Mir hatte er auch nichts zur Gestaltung seiner Kammer erzählen wollen«, entschuldigte sie. »Eines Tages war das Zimmer so, wie es jetzt aussieht. Einzig die Artikel sind im Laufe der Zeit mehr geworden.«
    »Es riecht irgendwie«, bemerkte Marie.
    Dominique schnupperte. »Non«, sagte sie, »es riecht nicht.«
    »Doch …«, beharrte Marie.
    »Farbe vielleicht«, sagte Dominique nach einigem Zögern. »Pierre hat das Zimmer vor rund einem Vierteljahr so gestrichen. Es ist Latexfarbe. Hier wird ja kaum gelüftet.« Sie sah auf das geschlossene kleine Fenster.
    »Du solltest lüften, bevor du schlafen gehst«, riet sie.
    »Ich kann auch auf der Couch schlafen«, schlug Marie vor und erwog zugleich, die Wohnung ganz zu verlassen und in einem Hotel zu übernachten. Doch sie hatte auf dem Weg von der Metro hierher keines gesehen.
    Dominique beobachtete Marie amüsiert.
    »Es wird schon nicht so schlimm werden«, beschwichtigte sie. »Bleib besser in Pierres Zimmer! In der übrigen Wohnung streunt unsere Katze herum. Du wirst keine Ruhe finden, wenn du auf der

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