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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Couch schläfst. Minouche lässt niemanden in Ruhe. Mich auch nicht. Wahrscheinlich ist sie gerade auf Beutezug. Sie gelangt durch eine kleine Klappe in der Wohnungstür hinein. Minouche ist ein autonomes Tier.« Sie lächelte süffisant und spürte amüsiert Maries Unbehagen.
    »Du musst nachts die Tür geschlossen halten«, erklärte sie, »sonst springt sie rein. Sie legt sich besonders gern auf das Bett. Schätze, du magst es nicht, wenn Minouche erst draußen Mäuse fängt und dann in deinem Bett liegt.«
    Marie schwieg. Hätte Dominique ihr das Horrorzimmer nicht beschreiben oder ihr ein Foto davon zeigen können? Warum hatte sie darauf bestanden, dass Marie herkam? Die Architektin zeigte ihr das Badezimmer. Dominique präsentierte eine alte Badewanne mit gusseisernen Füßen wie einen musealen Schatz. Sie schien Dominiques ganzer Stolz zu sein.
    »Es ist der einzige Einrichtungsgegenstand mit Stil«, erklärte sie. »Pierre hatte einen hellen Moment, als ihm dieses gute Stück angeboten wurde. – Du musst aufpassen, der Wannenboden ist spiegelglatt.«
    Sie beugte sich über den Wannenrand und strich liebevoll mit den Fingerkuppen über die Emaillebeschichtung.
    »Was ist mit dir?«, fragte Dominique erstaunt, als sie sich wieder aufgerichtet hatte.
    Marie rieb zitternd ihre Hände aneinander. Sie spürte, wie sich ihr Körper verkrampfte.
    »Wir müssen hier nicht heizen«, sagte Dominique ruhig, »das heiße Wasser wärmt den Raum. – Du scheinst ein empfindsamer Mensch zu sein«, wunderte sie sich und wandte sich der Waschkommode zu. Sie verfügte über zwei Waschschüsseln.
    »Du und ich nehmen nur die linke. Die rechte ist für Minouche«, stellte Dominique klar. »Wenn du ins Bad gehst, springt Minouche meistens mit rein und will am Hahn der rechten Schüssel schlecken. Dann machst du das Wasser an, mittelwarm, und lässt sie trinken, solange sie will. D’accord ? – Und ich will, dass du die Waschschüssel nach jedem Gebrauch mit dem Handtuch trocken reibst.«
    Marie nickte mechanisch.
    »Dann mach dich jetzt fertig, wir gehen schlafen«, bestimmte Dominique. »Es ist spät geworden. Oder sollen wir noch etwas fernsehen?«
    Marie sah auf ihre Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Eigentlich war sie noch nicht müde. Doch sie hatte kein Verlangen, sich mit Dominique zu unterhalten oder nur in ihrer Gesellschaft zu sein. Die Frauen passten nicht zueinander. Dominique füllte den Raum, beherrschte ihn atmosphärisch und erstickte jede Leichtigkeit, aus der heraus ein Wohlgefühl entstehen könnte.
    Marie verneinte und zog sich in das schwarze Zimmer zurück. Sie vergewisserte sich, dass die Schiebetür bis zum Anschlag zugezogen war. Verschließbar war die Tür nicht. Nebenan war das Schlafzimmer von Dominique. Marie hatte einen flüchtigen Blick durch die halb geöffnete Tür werfen können, als Dominique ihr diesen Raum zeigte. Dominiques Zimmer war weiß getüncht und spartanisch eingerichtet. Auf dem Nachttisch neben ihrem Bett stand eine Marienstatue.
     
    Draußen wurde der Regen stärker und trommelte hart gegen das kleine Fenster. Marie kroch in das Bett und zog die Decke bis zu ihrem Kinn. Das Zimmer war, wie die ganze Wohnung, unbeheizt. Marie griff nach ihrem Handy unter der Bettdecke und holte es hervor. Als sie Stephan eine SMS senden wollte, stellte sie fest, dass sie keinen Empfang hatte. Frustriert legte sie das Gerät zur Seite und versuchte zu schlafen. Dominiques gleichmäßiges, sägendes Schnarchen drang durch die dünne Spanplattenwand und mischte sich in das Prasseln der Regentropfen. Irgendwann schlief Marie ein.
     
     

9
    Am nächsten Morgen versuchte Marie, Stephan von Dominiques Festanschluss aus zu erreichen. Die Architektin beobachtete belustigt ihre Ungeduld.
    »Ihr macht euch noch richtig was vor«, schnarrte sie und setzte die Kaffeemaschine in Gang. Marie verspürte einen stechenden Kopfschmerz. Der Geruch der Farbe musste ihr zugesetzt haben.
    Zum Zeitpunkt ihres Anrufs lag Stephans Handy in seinem Auto. Er befand sich im Gespräch mit Alexander Hilbig, den er am frühen Samstagmorgen in der Redaktion von Kult-Mund aufgesucht hatte. Stephan zeigte ihm den Ausdruck des für Franziska bestimmten Briefes von Pierre Brossard, der vom 15. Oktober datiert war.
    Hilbig schüttelte den Kopf.
    »Ein solcher Brief wäre mir aufgefallen«, war er überzeugt. »Das habe ich aber auch schon dem Staatsanwalt gesagt, der mich gestern zu Hause aufsuchte und mir diese merkwürdige

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