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Irrliebe

Irrliebe

Titel: Irrliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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über den Mann sagen. Er hat keinen Namen genannt und auch nicht gesagt, was er wollte, und auch keine Nummer hinterlassen. Der Mann ging dann einfach, aber es steht außer Zweifel, dass sich Frau Swoboda zu recht bedroht gefühlt hat.«
    »Bedroht Sie jemand, Frau Rühl-Brossard?«, erkundigte sich Ylberi. »Gibt es jemanden, der noch eine Rechnung mit Ihnen offen hat?«
    »Nein!«, bekräftigte sie irritiert. »Ich gebe das auch nur so weiter, weil Frau Swoboda so verstört ist.«
    Ylberi machte sich Notizen. »Erstatten Sie eine Anzeige gegen ihn, Frau Rühl-Brossard?«
    »Anzeige?« Sie lachte hämisch auf. »Was soll eine Anzeige bringen? Hängen Sie ein Fahndungsplakat auf, mit dem dieser Typ gesucht werden soll? Das ist doch albern! Fragen Sie Antje! Vielleicht reißt sie sich mal etwas zusammen und kann dann doch etwas über diesen Menschen aussagen. Ich jedenfalls weiß gar nichts.«
    »Vermuten Sie, dass er etwas mit dem Verschwinden Ihres Mannes zu tun hat?«, fragte der Staatsanwalt.
    »Nein«, antwortete Löffke für seine Mandantin. »Es ist kein Zusammenhang ersichtlich. Frau Rühl-Brossard hat niemandem etwas getan und schuldet auch keinem was. Sie hat Neider, wie jeder andere Mensch auch, der durch seine Persönlichkeit und seine Werke exponiert ist. – Frau Rühl-Brossard ist nicht eine schlichte Architektin, sie ist Künstlerin«, trumpfte er auf und verschränkte zufrieden die Hände vor der Brust.
    Ylberi wechselte das Thema.
    »Wie bezeichnen Sie den Zustand Ihrer Ehe, Frau Rühl-Brossard?«
    »Sie haben mich das schon einmal gefragt«, antwortete sie unwillig. »Soll sich etwas geändert haben?«
    »Manchmal fallen die Antworten auf derartige Fragen unterschiedlich aus. Je nachdem, in welcher Verfassung man sich gerade befindet«, beschwichtigte Ylberi.
    »Es ist so, wie ich es Ihnen gesagt habe: Unsere Ehe ist seit einiger Zeit kühl«, erwiderte sie. »Man kann nicht drum herum reden. Aber es hat mich überrascht, dass Pierre offensichtlich gehen wollte. Wir hatten das Agreement, uns wechselseitig so zu lassen, wie wir sind. Ein jeder von uns hat sein Leben gelebt. Manchmal war Pierre für eine Weile in seiner Wohnung in Paris, manchmal auch nur ein paar Tage für einen Trip nach Hamburg oder München. Er nahm manchmal sein Auto, manchmal meins. Oft machte er abends nochmal eine kurze Spritztour mit meinem Porsche. Dann suchte er irgendwelche Kneipen- und Vergnügungsviertel auf. Hin und wieder begleitete er mich, wenn ich beruflich in anderen Städten zu tun hatte. Alles war ungezwungen, bis zum Schluss. Trotzdem oder gerade deswegen gingen wir immer mehr auseinander. Und zuletzt hat er sich sehr verändert.« Dominique berichtete von dem schwarzgestrichenen Zimmer in Paris mit den auf die Wand geklebten Berichten aus Magazinen und Zeitungen sowie von Pierres diffuser Wandlung zu einem in düsteren Gedanken verfangenen Menschen.
    »Fragen Sie Frau Schwarz«, forderte Dominique. »Sie war in Paris und hat alles selbst gesehen.«
    Für Ylberi war all dies neu. Er machte sich wieder Notizen.
    »Aber wenn Ihre Beziehung zueinander abgekühlt war, werden Sie doch gar nicht mehr in dem Umfang in seine Gedanken Einblick bekommen haben«, folgerte er.
    »Die Dunkelheit war sichtbar«, erklärte Dominique, »nicht nur in seinem Zimmer in Paris, sondern in allem, was er sagte. Er entzog sich den Freuden dieses Lebens.«
    »Sehr gut erklärt!«, lobte Löffke und schnaufte zufrieden.
    »Er schien im Verhältnis zu Franziska die Lebensfreude wiedergefunden zu haben«, sagte Ylberi. »Jedenfalls muss das zu Beginn der Beziehung so gewesen sein.«
    »Ich weiß dazu nichts«, erwiderte Dominique. »Ich weiß nur das, was in den Chiffrebriefen steht, die ich in Pierres Sachen gefunden habe.«
    »Sie haben einmal gesagt, dass Pierre fast nie eigenhändig geschrieben habe«, erinnerte sich Ylberi. »Das stimmt nicht. Wir haben viele Dokumente gefunden, die er selbst geschrieben hat. Können Sie sich das erklären?«
    Löffke hob mahnend die Hand. »Heikle Frage«, urteilte er und sah seine Mandantin besorgt an. »Sie müssen diese Frage nicht beantworten, wenn Sie die Antwort belasten könnte.«
    »Ich kenne diese Dokumente nicht«, antwortete Dominique, ohne Löffkes Einwand zu beachten.
    »Aber es sind teilweise ältere Schriftstücke, manche sind vielleicht schon Jahre alt«, hielt ihr Ylberi vor. »Haben Sie die denn nicht schon einmal früher gesehen, als bei Ihnen noch alles stimmte?«
    »Non!«,

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