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Irrwege

Titel: Irrwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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vernichtenden Blick auf den Sartan
kehrte sie ihnen allen den Rücken zu und gesellte sich zu den Patryn, die als
Kundschafter eingeteilt waren und sich anschickten aufzubrechen.
    Haplo richtete seine Gedanken wieder auf die
gegenwärtigen Probleme. »Halte dich in der Nähe von Hugh«, wies er Alfred an.
»Warne ihn, etwas über Sartan verlauten zu lassen. Wir wollen sie nicht
mißtrauisch machen.«
    »Ich verstehe.« Alfreds traurige Augen folgten
Marit, die sich mit den Kundschaftern entfernte. »Es tut mir leid«, meinte er
niedergeschlagen. »Meinetwegen bist du gezwungen, dich vor deinen Landsleuten
zu hüten, als wären es Feinde.«
    »Vergiß es«, sagte Haplo grimmig. »Tu nur, was
man dir sagt. Bei Fuß, alter Junge.«
    Er pfiff den Hund herbei und setzte sich hinkend
in Bewegung. Alfred schloß sich Hugh Mordhand an.
    Die Patryn ließen die beiden ungewöhnlichen
Fremden unbehelligt, doch Haplo entging nicht, daß mehrere ihnen in einigem
Abstand folgten und nie die Hände von den Waffen nahmen.
    Die Frau, Anführerin des – wie Haplo vermutete –
Jagdtrupps, ging neben ihm. Fragen brannten ihr auf der Zunge, Haplo sah es an
dem Funkeln in ihren braunen Augen. Doch er brauchte nicht zu befürchten, daß
sie ihm diese Fragen stellte, das zu tun war Vorrecht des Obmanns eines
Stammes, selbst wenn die Fremden noch so merkwürdig und faszinierend waren.
    »Ich heiße Haplo«, sagte er und berührte kurz
die Herzrune an seiner linken Brust. Er war nicht verpflichtet, ihr seinen
Namen zu nennen, doch er tat es – aus Höflichkeit und als Geste des Danks für
ihre Hilfe.
    »Ich bin Kari«, erwiderte sie, lächelte ihn an
und berührte ihre eigene Herzrune.
    Sie war groß und hager, mit den sehnigen Muskeln
einer Läuferin. Doch sie mußte zu den Siedlern gehören, wie käme sie sonst
dazu, einen Jagdtrupp zu führen?
    »Ein Glück für uns, daß ihr gerade in der Nähe
wart«, äußerte Haplo. Sein Knie schmerzte bei jedem Schritt, er war gezwungen
zu humpeln.
    Kari bot nicht an, ihm zu helfen, das wäre eine
Beleidigung Marits gewesen, die eindeutig ihr Interesse an Haplo bekundet
hatte. Statt dessen ging sie langsamer und behielt dabei unauffällig die
Umgebung im Auge, aber nicht so, als rechnete sie damit, daß man sie verfolgte.
Haplo musterte die Tätowierungen an seinen Unterarmen, aber nichts deutete
darauf hin, daß ihnen Gefahr drohte.
    »Kein Glück«, erwiderte Kari ruhig. »Wir wurden
ausgesandt, um euch zu suchen. Der Obmann dachte, ihr könntet in Not sein.«
    Jetzt war Haplo derjenige, dem tausend Fragen
auf der Zunge brannten, doch er mußte sich ebenso bezähmen wie Kari. Es war
das Vorrecht des Obmanns, sein Tun und Lassen zu erklären, keinesfalls würden
die Stammesmitglieder auf den unerhörten Gedanken kommen, eigene Vermutungen
laut werden zu lassen, ›ihre Worte einem anderen in den Mund zu legen‹.
    Die Unterhaltung kam ins Stocken. Haplo musterte
die Gegend mit einer Unruhe, die nur zum Teil gespielt war.
    »Keine Sorge«, meinte Kari. »Die Tigermänner
folgen uns nicht.«
    »Das ist es nicht«, antwortete Haplo. »Bevor wir
sie trafen, sahen wir Feuer. Ich fürchtete, ein Drache hätte ein Dorf in der
Nähe angegriffen…«
    Kari war belustigt. »Du weißt wohl nicht viel
über Drachen, Haplo?«
    Haplo lächelte und zuckte mit den Schultern. Es
war ein passabler Versuch gewesen. »Also gut, es ist kein Drachenfeuer…«
    »Es ist unser Feuer«, sagte Kari. »Wir haben es
angezündet.«
    Haplo schüttelte den Kopf. »Dann seid ihr
diejenigen, die nicht viel von Drachen verstehen. Die Flammen sind meilenweit
zu sehen…«
    »Selbstverständlich.« Kari war immer noch
belustigt. »Deshalb brennt es aus dem Turm. Es ist ein Willkommensfeuer.«
    Haplo runzelte die Stirn.
    »Entschuldige, wenn ich dir das sage, Kari, aber
wenn euer Obmann das angeordnet hat, glaube ich, daß er an der Krankheit
leidet. 37 Es wundert mich, daß ihr nicht längst angegriffen worden seid.«
    »Aber das sind wir«, sagte Kari leichthin. »Oft.
In früheren Generationen natürlich viel häufiger als heutzutage. Wir haben im
Labyrinth nur noch wenige Gegner, die stark oder verwegen genug sind, uns
anzugreifen.«
    »Frühere Generationen.« Haplo staunte.
    Wer im Labyrinth konnte von früheren
Generationen sprechen? Die wenigsten Kinder kannten ihre eigenen Eltern. Oh,
gelegentlich war ein großer Stamm in der Lage, seinen Ursprung bis zum Vater
des

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