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Irsud

Irsud

Titel: Irsud Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wollte, so brauchte ich nur die Wache zu rufen. Dort draußen.” Ihre Anstrengungen lie
    ßen nach. „Ja, direkt dort draußen.” Er ruckte mit dem Kopf in Richtung des Türbogens hinüber.
    Der Sinn seiner geflüsterten Worte sickerte durch ihr Entsetzen.
    Sie beruhigte sich, kniete sich neben dem Bett nieder. Langsam strömte Intelligenz in ihr Gesicht zurück. „Kunniakas”, hauchte sie. „Würde er Euch verraten?”
    „Nein. Nie.” Aleytys rutschte aus dem Bett und stand neben den knienden Gestalten. „Kätzchen.”
    Sie berührte die Hiiri auf dem Kopf. „Was stimmt nicht? Es muß etwas Ernstes sein, um dich dazu zu bringen, dieses Risiko einzugehen.” In der Dunkelheit konnte sie Aamunkoittas kleine Zähne gegen die dunkle Haut schimmern sehen; unentschlossen kaute sie an ihrer Unterlippe. Sie war verzweifelt darauf bedacht, es nicht deutlich werden zu lassen, aber ihre Seitenblicke auf Burash zeugten von ihrem immer noch vorhandenen Mißtrauen gegenüber dem Nayid.
    Dann sprang sie auf die Füße. „Kommt”, flüsterte sie.
    Leicht zitternd, da die Luft von draußen an ihrer Bettwärme vorbeikroch, folgten Aleytys und Burash Aamunkoitta in den Garten hinaus.
    Der Körper eines Mannes lag zusammengekauert im Schatten dicht an der Wand, nahe jener Stelle, wo der Bach den Garten durch ein schweres Gitter verließ, die groben, blutverkrusteten Verbände glänzten wie gesprenkelter Schnee im Mondlicht. Als sie näher kam, sah Aleytys, wie sich seine Brust in Anstrengungen zu atmen, hob und senkte, sie hörte die Luft in seiner Kehle schluchzen und krächzen. Seine Augen waren trübe, halb geschlossen, aber er klammerte sich an das Bewußtsein, hielt es mit einem eisernen Willen fest, der in den angespannten Muskeln seines Gesichts und Halses deutlich wurde.
    Aamunkoitta fiel neben ihm auf die Knie und blickte über die Schulter zu Aleytys auf; in ihrem Gesicht spiegelten sich Qual und Furcht. „Heilt ihn. Bitte. Bitte, Kunniakas.” Ihre Blicke glitten von Aleytys weg und konzentrierten sich auf Burash. Sie begann wieder zu zittern. Aleytys spürte den Wirbelwind aus Wut, Besorgnis, Haß, Ehrfurcht und Angst aus der Hiiri hervortosen.
    „Ja, natürlich”, sagte sie beruhigend. Sie kniete neben dem zusammenzuckenden männlichen Hiiri nieder. Versuchsweise betastete sie die Wunden, aber die Kälte der Luft lenkte sie ab.
    „Burash.”
    Er berührte ihre Schulter. „Leyta?”
    „Mir ist kalt. Würdest du mir ein Kleid holen?”
    Er schaute an sich hinunter, kicherte. „Für diesen Anlaß sind wir beileibe nicht richtig gekleidet. Bin in einer Minute wieder da.” Er wandte sich zum Gehen.
    „Nein!” Panikerfüllt stieß es die Hiiri heraus. „Nein! Er wird die Wache rufen.” Sie stellte sich vor ihn hin, stand da, funkelte ihn an, stellte sich zwischen ihn und den Mahazh.
    „Aamunkoitta!’” Aleytys drehte sich herum und funkelte sie an.
    ..Närrin! Was bleibst dir schon anderes übrig, als ihm zu vertrauen?” Sie ließ die Hand auf der Schulter des verwundeten Hiiri ruhen. „Kann er sich bewegen? Sieh ihn an. Und, verdammt, je mehr du mich ablenkst, desto näher gerät er dem Sterben. Entschließe dich.”
    „Ah!” Die Hiiri warf die Hände hoch und stöhnte vor Kummer. „Nein.” Sie fiel auf die Knie und verbarg für einen langen Augenblick ihr Gesicht in den Händen. Dann senkte sie die Hände auf die Knie und sagte mürrisch: „Ich kann Euer Kleid holen.”
    „Nein. Komm her.” Aleytys runzelte die Stirn und zuckte ungeduldig die Schultern. „Es widert mich an, wenn mich Leute benutzen. Entweder sind wir Gefährten, die einander aus der Not helfen, oder du vergißt es, Aamunkoitta.” Sie stand auf, wischte die Knie ab, richtete sich mit ärgerlicher Miene auf. „Nun?”
    Aamunkoittas Blicke huschten von dem schweigenden Nayid zu dem verwundeten Hiiri, der nach Atem rang, schwach stöhnend, da selbst sein starker Wille unfähig war. die Laute zu unterdrücken, die quälender Schmerz aus ihm herauspreßte.
    Aleytys brach die angespannte Stille. „Burash ist ein Nayid. In Ordnung. Aber er ist ein Sklave hier. Wie du. Wie ich. Sein Volk lebt an einem anderen Ort. Er schuldet den Nayids, die hier leben, keine Loyalität.” Sie seufzte, kniete sich wieder neben dem verwundeten Hiiri nieder, legte die Hände auf seinen schwer arbeitenden Brustkorb und sagte leise: „Die Zeit wird knapp.
    Wähle.”
    Burash trat zu der zitternden kleinen Gestalt hin. „Aamunkoitta”, sagte er

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