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Isabelle

Isabelle

Titel: Isabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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längst abgefunden. Denk darüber nach, mir geht es nur um das Kind, das ich ja eigentlich hätte bekommen sollen.«
    »Meinst du, Ben wäre damit einverstanden gewesen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Isabelle überzeugter, als sie sich fühlte.
    Judith drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und stand auf. Sie schwankte kurz und biss die Zähne zusammen. »Ich hoffe, dass du trotzdem einmal darüber nachdenkst. Es würde alle Probleme lösen, auch für dich. Ich bezahle alle anfallenden Kosten, du bekommst die beste Pflege. Ich würde dir eine Viertelmillion zahlen.«
    Isabelle schloss die Augen und sagte: »Ich hoffe, du findest selbst hinaus.«
    Bei Nancy kam die Sonne heraus. In Frankreich wirkte alles weitläufiger. Die Autobahn war breit und leer. Die letzte Regenböe verdampfte auf dem Asphalt. Die Landschaft glitzerte. Nel hatte die Lehne ihres Sitzes heruntergedreht und schlief, von ihm abgewandt, mit angezogenen Knien. Sie merkte noch nicht einmal, dass er bei der Mautstelle anhielt, um ein Ticket in Empfang zu nehmen.
    Max warf einen Blick zur Seite. Nel, schlafend auf ihrem Sitz, erinnerte ihn an Ingrid. Ingrid in ihrem alten Renault. Ingrid in dem zerstörten Renault, begraben unter den obszönen Farben von Urlaubskleidung.
    Max starrte auf die Straße und versuchte sich auf den Mörder zu konzentrieren. Es konnte sich um den Mann handeln, den Isabelle auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte in einem Auto hatte sitzen sehen hatte. Vielleicht war er Ben schon seit Tagen auf den Fersen, nach einem Muster suchend, auf seine Chance wartend. Das Täuschendste an ihm war seine Hautfarbe, die auf einen Afroamerikaner hindeutete.
    Max wusste, dass ein Profikiller seinem Zielobjekt nicht einfach blindlings in ein Hotel folgen und es dort erschießen würde. Aber vielleicht hatte sein Opfer keine festen Verhaltensmuster und vielleicht gab es keine geeigneten Orte auf seinen täglichen Wegen, was den Mörder dazu zwang, ihm stets zu folgen und seine Chance abzuwarten.
    Als sie dann gekommen war, hatte er alle Zeit der Welt gehabt. Er sah Ben zusammen mit einer jungen Frau ins Restaurant hineingehen, die nicht seine Frau war. Letzteres musste er garantiert gewusst haben, und alles Weitere konnte er sich denken. Er brauchte sein Auto lediglich irgendwo in der Nähe abzustellen und zu warten, bis es dunkel wurde. Er war über den Deich spaziert und hatte Position bezogen. Er konnte beobachten, wie sie in den Bungalow gingen. Das war ideal, und ein Profikiller machte es sich nicht kompliziert, wenn er es einfach haben konnte. Die Tür nur mit dem Häkchen gesichert, noch besser. Er hatte draußen gestanden, den Geräuschen der beiden gelauscht und abgewartet, bis es still wurde. Er war lautlos hineingegangen und hatte dem Mann in den Kopf geschossen. Er hatte die Augen des Mädchens im blendenden Licht der Lampe gesehen, hinter dem er selbst unsichtbar blieb, und beobachtet, wie sie die Besinnung verlor. Sie war keine Gefahr für ihn. Sie war als Zeugin ungeeignet, er wurde nicht dafür bezahlt, sie zu töten, und ein weiterer Mord hätte nur weitere Risiken mit sich gebracht.
    Die Schritte des Mörders konnte er ohne weiteres nachvollziehen. Aber wer hatte ihn bezahlt? Ein Drogenbaron in Miami oder jemand, der mehr in der Nähe zu suchen war?
    Es war halb sechs, als sie die Ausfahrt nach Nuits Saint Georges erreichten. »Der Notar hat bestimmt schon Feierabend«, vermutete Nel, während Max der freundlichen Dame im Mauthäuschen sein Ticket und seine Kreditkarte reichte. »Sollen wir uns erst ein Hotel suchen?«
    Vor dem ersten Hotel, das natürlich Saint Georges hieß und am Kreisverkehr kurz hinter der Mautstelle lag, standen entmutigend viele Autos. Max sah keinen freien Parkplatz und stellte seinen Wagen knapp vor der kleinen Eingangstreppe ab. Nel hatte schon den Kofferraum geöffnet und wollte ihre Reisetasche herausholen, aber Max hielt sie zurück. »Lass mich erst mal nachfragen, ob überhaupt noch Zimmer frei sind.«
    Nel stand noch genauso wie vorher neben dem Kofferraum, als er wieder herauskam. »Alles voll«, sagte er. »Das Mädchen am Empfang hat auch im Ibis-Hotel am anderen Ende der Stadt angerufen, aber die haben auch nichts mehr frei. Sie meinte, die Hotels in der ganzen Gegend wären völlig überfüllt. Es findet gerade ein Weinhändlerkongress statt, und außerdem steht eine Weinwoche vor der Tür.«
    Nel schlug den Kofferraum zu. »Du hättest reservieren

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