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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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einmal eine gute Waffe, aber sie verfügte über das Werkzeug ihres Gewerbes: Klugheit und die Fähigkeit zur Täuschung. Sie konnte es schaffen.
    Vor dem inneren Auge sah sie den Plan wie eine Risszeichnung, der Ablauf war auf die Sekunde genau geplant. Es war 22.41 Uhr, ihr blieben noch neunzehn Minuten. Sie aktivierte das GPS -Modul ihres Telefons, legte es in die Satbox und verschloss den Kasten. Die Generäle sahen sie überrascht an, und Wu wollte protestieren, doch Heron stand auf und brachte sie zum Schweigen, indem sie die Ausstrahlung ihres genetisch perfekten Äußeren einsetzte.
    »Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten für Sie. Ich bin eine Spionin der Partialarmee, und meine Leute werden in neunzehn Minuten diesen ganzen Komplex vernichten.«
    General Wu zuckte wie eine Schlange. Bao war wie vom Donner gerührt und zu entsetzt, um zu reagieren. Auch die Soldaten erstarrten. Das Geständnis hatte sie überrumpelt, bis Wu einen Befehl hervorstieß. »Festnehmen!« Da sprangen sie mit erhobenen Gewehren los und nahmen die Stellungen ein, die sie eingeübt hatten: zwei mit Feuerwaffen, einer mit Handschellen. Heron sah alles wie in Zeitlupe: die Mienen, die langsamen, vorhersehbaren Bewegungen, als die Handschellen gehoben wurden. Sie wich ihnen mühelos aus, täuschte den Widerstand jedoch nur vor und wehrte sich gerade heftig genug, um den Eindruck von Entschlossenheit zu erwecken, ohne eine echte Gefahr darzustellen, die den Schusswaffengebrauch gerechtfertigt hätte. Der Mann mit den Handschellen zerrte ihr die Arme grob auf den Rücken und legte den ersten Ring um ein Handgelenk. Als er nach dem zweiten fassen wollte, verdrehte sie die Arme, packte seine Finger und brach sie ihm wie dürre Zweige. Er schrie auf, die zweite Handschelle verfehlte das Ziel und legte sich in dem Durcheinander um dasselbe Handgelenk. Den zweiten Arm schob sie durch die Kette, um den Eindruck zu erwecken, sie sei vollständig gefesselt. Der Soldat hinter ihr taumelte davon und war durch die Schmerzen zu abgelenkt, um es zu bemerken. Heron ließ sich nichts anmerken und bedachte die Generäle mit eiskaltem Blick.
    »Warum?«, fragte General Bao. Heron erkannte, dass er sich persönlich hintergangen fühlte. »Warum haben Sie uns getäuscht?« Warum bist du nicht das Mädchen, für das ich dich hielt?
    »Sie hat uns getäuscht, weil sie ein Teufel ist«, sagte Wu, der tapferer war, seit sie Handschellen trug. »Die Frage ist, warum Sie sich uns offenbart haben.«
    »Weil ich nicht sterben will«, entgegnete sie einfach nur.
    Wu wurde wütend. »Glauben Sie etwa, wir helfen Ihnen bei der Flucht?«
    »Ich glaube, Sie werden mir helfen, den Angriff abzublasen«, erwiderte sie. Dieser Teil der Geschichte war eine Lüge, die sie sich genau zurechtgelegt hatte, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. »Ich habe die Zugangscodes, aber nicht den Zugang. Sie haben meine Kommunikation abgeschnitten, aber mit Ihrem Computernetzwerk könnte ich mich direkt mit den Flugzeugen verbinden und die Mission abbrechen lassen.«
    »Sie lügt.« Baos Stimme klang belegt und verbittert. »Sie will uns dazu bringen, den Gegenangriff abzublasen, aber auf diesen Trick fallen wir nicht herein.«
    »Trotzdem müssen wir vorsichtig sein«, erwiderte Wu. »Sie könnte ahnen, dass wir ahnen, dass sie … pah! Ein Labyrinth von Plänen. Wir müssen die Angelegenheit durchschauen und das Problem mit möglichst einfachen Mitteln lösen.« Er nahm die Satbox und klemmte sie sich besitzergreifend unter den Arm. »Ich bringe sie in Sicherheit. Da die Invasion und ein Luftschlag drohen und sogar Spione zugegen sind, ist es zu gefährlich, sie hier zu lassen. Die Moral der Truppe ist mir einerlei.«
    »Wir dürfen unseren Posten nicht verlassen!«, rief Bao. Dann wandte er sich ab und sprach leise weiter. Sein Zorn wich mürrischer Einsicht. »Sie haben natürlich recht. Wenn wir die Wahrheit nicht erfahren können, müssen wir wenigstens unsere Aussichten verbessern. Sie fliehen, ich leite die Verteidigung des Komplexes.«
    »An die Waffen!« Wu schüttelte Bao feierlich die Hand. »Wenn Sie sterben, berichte ich allen, dass Sie als Held gefallen sind.«
    »Und wenn ich überlebe, habe ich es Ihnen und Ihren Streitkräften zu verdanken.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte Wu sich um, winkte einem Soldaten, ihm zu folgen, und stürmte mit der Satbox hinaus. Gleich darauf hörte Heron das tiefe Brummen eines Hubschraubers, der für den Start warm lief.
    »Ich

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