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Isolation

Isolation

Titel: Isolation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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kann Ihnen unsere Computer nicht anvertrauen«, erklärte Bao. »Das ist Ihnen doch klar.«
    Heron blieb völlig gelassen. »Glauben Sie etwa, ich würde mich derart offenbaren, wenn mein Leben nicht ebenso in Gefahr wäre wie das Ihre?«, fragte sie.
    »Ich benutze den Computer.« Er hob sein Telefon, tippte ein Passwort ein und verband sich mit dem Satellitennetzwerk. Dann wandte er sich an Heron. »Wie lautet das Passwort, um mich mit den Flugzeugen zu verbinden?«
    »Ich kann Ihnen keinen Zugang zu unserem System geben«, lehnte Heron ab.
    »Und ich kann Ihnen keinen Zugang zu meinem geben«, erwiderte Bao. »Ich muss Sie daran erinnern, dass Sie sterben werden. Entweder geben Sie mir die Codes, oder Sie verlieren Ihr Leben.«
    Heron lächelte. »Oder Sie geben mir einfach das Telefon, wie ich es vorgeschlagen habe.« Er wollte antworten, doch Heron hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Links und rechts neben ihr stand je ein Soldat. Beide waren völlig überrascht, als ihre Hände wider Erwarten frei waren. Dem Ersten drosch sie den Ellbogen in den Solarplexus, dem zweiten entriss sie das Gewehr. Er sträubte sich und zog es zurück, doch sie setzte seine eigenen Kräfte gegen ihn ein und stieß ihn unversehens in die Richtung, in die er zog. Dabei versetzte sie ihm mit der Waffe einen heftigen Schlag ins Gesicht. Er ließ los, taumelte zurück, und sie richtete die Waffe auf den ersten Soldaten, der sich gerade von ihrem Angriff erholte. Sie schoss ihm mitten in die Brust, zielte auf den zweiten Mann und erschoss auch ihn. Bao war viel zu schockiert, um etwas zu unternehmen. Sie riss ihm das Telefon aus den Händen und tippte, während sie mit der anderen Hand den Gewehrlauf auf sein Herz richtete, mit dem Daumen auf die Ziffern. Nach einigem Piepsen gab Heron einen zehnstelligen Sicherheitscode ein und hob das Telefon, um hineinzusprechen.
    »Neue Befehle.« Sie vermied es, einen bestimmten Jargon oder irgendwelche Losungsworte zu benutzen. »Der Feind hat sich im Gebäudekomplex verschanzt, wir müssen schnell handeln.« Während sie sprach, ließ sie das Gewehr langsam sinken und beobachtete Bao aus den Augenwinkeln. Diese Worte hatte sie nicht angekündigt, und offenbar fühlte er sich abermals von ihr betrogen. Er würde sie angreifen. Einen Teil ihrer Aufmerksamkeit nutzte sie, um den genauen Augenblick zu erkennen, in dem er es wagte. Sie tat so, als wäre sie völlig in das Gespräch vertieft und als ließe ihre Aufmerksamkeit nach. »Führen Sie die Truppen zu Gebäude Fünf im Süden der Anlage und greifen Sie dort mit aller Kraft an!« Sie trennte die Verbindung und blickte zum Fenster.
    In diesem Augenblick fasste Bao seinen Entschluss. Er sprang, packte das Gewehr und rang mit ihr um die Langwaffe, die im Nahkampf sowieso nutzlos war. Heron ließ los und wehrte sich – zurückhaltend wie zuvor und gerade entschlossen genug, damit es glaubwürdig wirkte. Er versetzte ihr einen Schlag auf den Kopf, worauf sie sich sofort fallen ließ und bewusstlos stellte.
    Dies war der Augenblick der Wahrheit – würde er sie zuerst erschießen, oder würde er seinen Männern neue Befehle geben? Falls sie ihn richtig einschätzte, erteilte er zuerst die Befehle. Er wollte ein edler Krieger sein und wurde außerdem durch die Gefühle behindert, die er für sie entwickelt hatte. Er konnte keine bewusstlose Frau erschießen. Nicht einmal dann, wenn sie ein Teufel war. Seine Emotionen und seine menschliche Empathie waren die Werkzeuge, mit denen sie ihn steuerte. Sie wartete, blieb reglos am Boden liegen und beobachtete, ob sie alles richtig gemacht hatte.
    »Kommandant Fung«, sprach er ins Telefon. Sein Bodenkommandeur, dachte Heron. Meine Annahme war richtig. »Die Armee der Teufel konzentriert sich auf das Gebäude Fünf. Sie haben mindestens einen Verräter bei uns installiert, vielleicht noch weitere. Verschanzen Sie sich in Gebäude Drei, und greifen Sie mit größtmöglicher Kraft an!«
    Heron lächelte. Als sie am Piepsen hörte, dass er das Gespräch beendete, richtete sie sich wieder auf. General Bao wich zurück und hob voller Furcht das Gewehr.
    »Danke«, sagte sie und stand auf. »Ich hatte General Wus Sicherheitscodes, aber nicht Ihre. Es war nett, dass Sie den Anruf selbst erledigt haben.«
    Bao öffnete den Mund und wollte protestieren. Die vor Schreck geweiteten Augen verrieten Heron, dass er es sich zusammengereimt hatte. Er überprüfte die Anrufliste des Telefons und sah seine Vermutung

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