Istanbul
– ein Schicksal, das die ehemalige Pantokrator-Kirche (Molla Zeyrek Camii) etwas weiter nördlich im Stadtteil Zeyrek teilt. Im Viertel Vefa östlich des Atatürk Bulvarı steht, umgeben von Fakultätsgebäuden der Universität İstanbul, die Kalenderhane-Moschee (Kalenderhane Camii), eine ehemals byzantinische Kirche. Nicht wenige finden einen Besuch des Sahlep-Ausschanks Vefa Bozacısı ein paar Schritte weiter interessanter. Studentencafés in der Nähe laden zudem auf eine Pause ein.
Nur einen Katzensprung entfernt liegt die Prinzen-Moschee (Şehzade Camii), eine monumentale Sultansmoschee aus der Mitte des 16. Jh. Südlich davon erstreckt sich Laleli. Benannt ist der Stadtteil nach der Laleli Camii (Tulpenmoschee), der schönsten Barockmoschee İstanbuls. Die meisten Lalelibesucher aber kommen der Mode wegen. Es sind v. a. Russen, Bulgaren, Rumänen, Georgier, Iraner, Iraker und Ukrainer, allesamt Geschäftsleute. Sie übernachten in den möchtegernschicken Hotels Lalelis und kaufen in den unzähligen umliegenden Bekleidungsgeschäften ein – selten Einzelstücke, meist ganze Kollektionen für den heimischen Markt. Die russischen Modetrends für den nächsten Winter sieht man in den Schaufenstern Lalelis schon im Sommer.
Rund um den Atatürk Bulvarı
Sehenswertes
Karikatür Ve Mizah Müzesi (Karikaturmuseum)
Das Museum belegt die Räume einer ehemaligen Medrese. Einst wurden hier islamische Theorien ohne Wenn und Aber gelehrt, heute werden diese auf satirische Weise hinterfragt: Themenschwerpunkt vieler ausgestellter Zeitungskarikaturen ist die Auseinandersetzung der islamischen Welt mit der westlichen. Zudem finden hier regelmäßig Workshops statt. Aber Achtung: Wer auch nur einmal schmunzeln will, sollte Türkischkenntnisse besitzen.
Kovacılar Sok. 12, Saraçhane. Di–Sa 9–16.30 Uhr, 2010 aber wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Kein Eintritt.
Hunger? Der Weg vom Karikaturmuseum zur Molla Zeyrek Camii führt über die İtfaiye Cad., zugleich ein kleiner Metzgermarkt, wo u. a. Schafsköpfe gestapelt werden. Die meisten Metzger kommen aus den Kurdengebieten Südostanatoliens. Die Spezialität der hiesigen Restaurants ist Büryan Kebabı. Vom stundenlang in der Erde (!) geschmorten ganzen Lamm wird das Fett ins Töpfchen und das Fleisch ins Brötchen geschnitten. Sieht nicht unbedingt appetitlich aus, schmeckt aber. Danach riecht man jedoch selbst wie ein Lamm!
Molla Zeyrek Camii (ehem. Pantokrator-Kirche)
Die Kirche gehörte einst zu einer der größten Klosteranlagen der Stadt, in der über 700 Mönche lebten. Gebaut wurde sie in der ersten Hälfte des 12. Jh. durch KaiserJohannes II. und seine Gattin Eirene, und zwar in drei Etappen: Eirene, die Gründerin des Klosters, ließ zunächst den heutigen südlichen Teil des Gotteshauses als frei stehende Kirche errichten. Nach ihrem Ableben spendete ihr Mann eine ähnliche Kirche nördlich davon. Und als er seinen eigenen Tod nahen sah, ließ er eine Kapelle – seinen Bestattungsort – in der Mitte bauen, die beide Kirchen miteinander verband.
Der GelehrteMolla Zeyrek – heute Namensgeber des gesamten Viertels – richtete nach der Einnahme der Stadt durch Mehmet II. eine theologische Hochschule im Klosterkomplex ein. Aus der Kirche wurde so von einem Tag auf den anderen eine Moschee, die jahrhundertelang dem Verfall preisgegeben war, heute aber peu à peu restauriert wird. In ihrem Innern gibt es ein paar herrliche Mosaiken zu bestaunen, die teilweise unter Teppichen versteckt liegen. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wird diese hoffentlich wieder der Imam gegen ein Trinkgeld für Sie lupfen!
Um den Erhalt des ViertelsZeyrek mit seinen schiefen und steilen Gassen bemüht sich übrigens u. a. die UNESCO. Trotz unzähliger Brände stehen hier noch viele verschrammelte Holzhäuser aus der ersten Hälfte des 19. Jh., eingeklemmt zwischen kleinen Moscheen und engen Plätzchen. Zu den besuchenswertesten Gassen zählen Parmaklık, Bıçakçı Çeşme und Güllü Bahçe.
İbadethane Sok., Zeyrek.
Kalenderhane Camii (Kalenderhane-Moschee)
Der Sakralbau ist eine typisch byzantinische Kreuzkuppelkirche aus dem 12. Jh. Nach dem Fall Konstantinopels wurde die Kirche als Moschee dem Derwischorden der Kalenderiye zur Verfügung gestellt – daher auch der Name. Diese waren übrigens unkonventionelle Wandermönche, die ein unstetes und sehr bedürfnisloses Leben führten. Den Orden gibt es schon lange nicht mehr, der Ausdruck kalender für
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