Istanbul
sein. Der heutige PatriarchBartholomäus I. feierte hier 2006 mit Papst Benedikt XVI. einen gemeinsamen Gottesdienst, bei dem der Papst die Spaltung der Christenheit als „Skandal für die Welt“ kritisierte.
Dem Patriarchat angegliedert ist auch eine Bibliothek, leider befinden sich große Teile ihres Bestands heute in den Athosklöstern. Zu den wertvollsten noch vorhandenen Manuskripten zählt eine Abschrift der Methode zur Behandlung mechanischer Probleme des Mathematikers und Physikers Archimedes aus dem 10. Jh.
Sadrazam Ali Paşa Cad. 35, Fener. Kirche tägl. 8–16.30 Uhr. Zugang zur Bibliothek nur nach Genehmigung des Patriarchats (Anfragen unter Tel. 0212/5319671, Fax 5319014).
Fethiye Camii (ehem. Marienkirche Pammakaristos)
Anlässlich der Eroberungen Georgiens und Aserbeidschans ließ Murat III. die „Marienkirche der vollkommen Glück lichen“ 1591 in eine islamische Gebetsstätte umwandeln. Fortan wurde sie „ Moschee der Eroberung “ (türk. Fethiye = Eroberung) genannt. Die vermutlich im 10. Jh. errichtete Kirche gehörte anfangs zu einem Männer-, später zu einem Frauenkloster und war auch vorü-bergehend Sitz des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats.
Griechen und Türken – eine schwierige Nachbarschaft
Heute leben noch rund 2000 Griechen in İstanbul. Zu Anfang des 20. Jh. stellten die Griechen mit rund einem Viertel der Einwohner die größte nichtmuslimische Minderheit der Stadt. Über Jahrhunderte hinweg hatten sie friedlich mit den Türken zusammengelebt, Spannungen waren die Ausnahme. Doch mit der Zerschlagung des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versuch Griechenlands, sich Kleinasiens zu bemächtigen, änderte sich die Situation. Es folgte der türkische Befreiungskrieg, an dessen Ende ein „Bevölkerungsaustausch“ – eine Vertreibung bzw. ethnische Säuberung – stand: Ca. 1,4 Millionen Griechen mussten die Türkei verlassen, in entgegengesetzter Richtung waren rund 350.000 Türken aus Griechenland unterwegs. Dabei sprachen viele Griechen, die die Türkei verließen, gar kein Griechisch, und viele Türken, die kamen, kein Türkisch.
Lediglich die Griechen İstanbuls, ohne welche die Wirtschaft der Stadt von heute auf morgen zusammengebrochen wäre, und die Bewohner der Ägäisinseln Tenedos (heute Bozcaada) und Imbros (heute Gökçeada) durften bleiben. Doch auch sie kehrten in den folgenden Jahrzehnten der Türkei den Rücken: Die neue Republik belegte Nichtmuslime mit diskriminierenden Steuern. Ab den 50er Jahren verschärfte zudem der Zypernkonflikt das Verhältnis zwischen Griechen und Türken. Und als 1955 die griechisch-zypriotische Untergrundorganisation EOKA militärisch gegen Türken und Briten aktiv wurde, initiierte der türkische Geheimdienst einen Bombenanschlag auf das Geburtshaus von Atatürk in Thessaloniki und schob die Tat den Griechen in die Schuhe. In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955, der antigriechischen Pogromnacht, eskalierte die Situation in İstanbul. Die Bilanz: Tausende von griechischen Geschäften und Häusern wurden geplündert und zerstört, mehrere Hundert Frauen vergewaltigt, Geistliche verstümmelt, über 70 Kirchen und 20 Schulen verwüstet. Der Höhepunkt der Abwanderung aber folgte 1964. Zehntausende „Hellenen“ wurden ausgewiesen, nachdem es zu Massakern an Türken auf Zypern gekommen war.
Eine Verbesserung der bilateralen Beziehungen bahnte sich erst in jüngerer Zeit an, als sich die beiden Nationen bei schweren Erdbeben und Waldbränden wechselseitig Hilfe leisteten. Mittlerweile ist Griechenland gar ein Befürworter des türkischen EU-Beitritts.
Aufwendige Restaurierungsarbeiten brachten in der angrenzenden Grabkapelle für den General Michael Glabas (gest. 1304) und dessen Familie kostbare Mosaiken aus dem frühen 14. Jh. zu Tage. Darunter ist ein grandioses Kuppelmosaik mit Jesus als Pantokrator in der Mitte, umgeben von 12 Propheten. Das Deesis-Mosaik in der Apsis folgt dem traditionellen Typus,
das Kreuzgewölbe zieren die vier Erzengel. Des Weiteren findet man Mosaike von Bischöfen aus verschiedenen Ländern, von Mönchen und mehrere Festzyklen. Die Grabkapelle ist heute als Museum zugänglich.
Fethiye Cad., Fener. Tägl. (außer Mi) 9–18 Uhr, im Winter bis 16.30 Uhr. Eintritt 2,50 €. Zu erreichen auch mit B 90 von Eminönü aus. Sagen Sie dem Fahrer, dass Sie bei der Fethiye Camii (ausgesprochen in etwa „Fättje Dschami“) aussteigen wollen.
Kanlı Kilise/Meryem Ana Ortodoks
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