Italien zum Verlieben (German Edition)
an
dem Geländer vor dem Brunnen entlang um die beste Perspektive zu
finden. Marco sah ihr amüsiert zu. Sie erinnerte ihn in diesem
Moment irgendwie an ein kleines Mädchen, dem man zum Geburtstag
ein Pony geschenkt hatte und er musste darüber schmunzeln. Diese
Frau musste man einfach gern haben, kam es ihm in den Sinn. Er ging
zu ihr hinüber und sie beobachteten eine Weile schweigend die
Wasserspiele.
Schließlich sah Anna Marco an. "Na komm, lass
uns ins Hotel gehen, ich bin echt müde!" Sie wandte sich
zum Gehen und Marco folgte ihr kommentarlos.
Ihr Zimmer lag im zweiten Stock. Sie mussten einen
kleinen, schmalen Gang entlang gehen, wo ein roter Läufer ihre
Schritte dämpfte. Anna lehnte sich an den dunkelbraunen Türstock
des Zimmers 212, während Marco aufschloss.
"Oh! Na das kann ja angenehm werden", waren
seine ersten Worte, als er den Raum betrat. Anna ging ihm neugierig
nach, um zu sehen, was er damit meinte und blieb gleich wieder
betreten stehen, als ihr Blick auf den Boden fiel.
"Fliesen!" entfuhr es ihr. Nicht sicher, wie
sie reagieren sollte, schloss sie die Tür hinter sich, folgte
Marco an der Badezimmertür vorbei weiter ins Zimmer hinein und
sah sich nach einem Sofa oder weichen Decken um. Doch ihre Hoffnungen
wurden jäh enttäuscht. Der Raum war recht klein und
spartanisch eingerichtet. Das Bett schien nur etwa einen Meter
vierzig breit zu sein, darauf lagen neben den Laken nur zwei dünne
Decken, die kaum weich genug wären um diesen Boden bequemer zu
machen. Links und rechts neben dem Bett war gerade Platz für
zwei kleine Nachtkästchen. Gegenüber der Badezimmertür
stand ein schmales Garderobenschränkchen mit integriertem
Schreibtisch. Anna öffnete die Tür, doch im Schrank war
nichts außer drei Kleiderbügeln, die an der
Garderobenstange hingen. Gegenüber des Bettes hing noch ein
kleiner Fernseher an der Wand und an jeder der anderen Wände ein
gemaltes Bild mit Stilleben oder grünen Landschaften. Das
bodentiefe Fenster geradeaus zeigte in einen engen, dunklen
Hinterhof. Anna öffnete beide Flügel, um etwas kühlere
Nachtluft in den aufgeheizten Raum zu lassen.
"Na das sieht nicht gut für dich aus, würde
ich sagen", Anna sah in das leicht betrübte Gesicht des
Winzers der mit hängenden Schultern neben dem Bett stand und
bekam direkt ein wenig Mitleid. "Also gut, ich sehe ein, dass
ich dir das wirklich nicht antun kann", räumte sie nach
einer kleinen Weile ein und Marco hob hoffnungsvoll die Augenbrauen.
"Ich hoffe nur, du brauchst nicht zuviel Platz und wehe du
schnarchst!" Damit zog sie ihren Mund zu einem versöhnlichen
Lächeln und Marco schlug dankend die Hände zusammen.
"Ich verspreche mein Bestes zu geben! Du wirst gar
nicht merken, dass ich da bin."
Anna sah ihn etwas zweifelnd an und deutete dann in
Richtung Badezimmer. "Bitte, ich lasse dir den Vortritt."
Marco verschwand in dem kleinen Nebenraum und Anna ließ
sich auf die Bettkante fallen. Na prima, dachte sie, jetzt war doch
das eingetreten, was sie befürchtet hatte. Sie würde mit
Marco in ein und demselben Bett schlafen. Sie merkte, wie sich ihr
Magen bei diesem Gedanken wieder zusammenzog. Sie mochte ihn wirklich
und wenn sie nicht bereits vergeben wäre, hätte sie sich
wahrscheinlich sogar über diese überraschend klischeehaft
entstandene gemeinsame Nacht gefreut, doch so würde sie nur
wieder mit sich zu kämpfen haben.
Sie hörte im Bad die Dusche rauschen. Sie durfte
einfach nicht zulassen, dass sie für Marco mehr fühlen
würde als Sympathie. Warum empfand sie das nur als so schwierig.
Sie hätte Marcos Angebot, mit ihm nach Rom zu fahren, von vorn
herein ausschlagen müssen, schalt sie sich selbst. Sie hätte
wissen müssen, dass es ihr viel zu gut gefallen würde, doch
wer hätte denn ahnen können, dass sie sich mit Marco gar so
gut verstehen würde, dass sie so viele Gemeinsamkeiten hätten
und dass dieser Tag derart romantisch werden würde? Anna
versuchte ihre Gedanken zu sortieren und ihre Gefühle unter
Kontrolle zu bringen. Sie konzentrierte sich auf Sebastian. Sie würde
sich einfach auf ihre Seite des Bettes kauern und gleich einschlafen,
dann würde die Nacht und diese peinliche Situation sicher
schnell vorbei sein und sie könnten heim fahren. Natürlich
vorausgesetzt, die Werkstatt hätte morgen Vormittag tatsächlich
den Wagen fertig.
Die Badezimmertür ging auf und Anna sprang schnell
auf, so als wäre es ihr peinlich, von Marco auf diesem Bett
gesehen zu werden. Er kam nur
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